Essener Süden. Das jährliche Kulturwochenende im Bezirk II fällt wegen Corona aus. Stattdessen soll es eine Broschüre geben, die die Kulturträger vorstellt.
Was vor zehn Jahren im Kulturhauptstadtjahr begann und seitdem im Essener Süden zu einer echten Tradition geworden ist, muss in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen: das große Kulturwochenende mit rund 300 Beteiligten im November. Die Organisatoren wollen trotzdem etwas für die Kulturschaffenden im Stadtbezirk tun und stellen gerade eine Broschüre über deren Arbeit zusammen.
Aus der Kulturwoche im Kulturhauptstadtjahr 2010 hatten die Organisatoren vom Kunsthaus Essen und der Bezirksvertretung II (Rellinghausen, Stadtwald, Bergerhausen, Rüttenscheid) ein jährliches Kulturwochenende entwickelt, an dem sich Schulen, Gemeinden, Chöre, Theater- und Tanzgruppen sowie Solokünstler mit Darbietungen und Informationen den Bürgern vorstellen. Die Veranstaltung, die sonst immer im November stattfindet, kommt nicht nur bei Kulturinteressierten gut an.
Organisatoren behalten seit dem Sommer die Corona-Lage im Blick
„Wir haben seit Sommer die Corona-Situation im Blick, haben sie immer neu bewertet. Am Ende aber mussten wir eine Entscheidung treffen, damit alle Beteiligten Klarheit haben. Angesichts der Situation haben wir uns in Absprache mit der Politik schweren Herzens entschlossen, das Kulturwochenende 2020 ausfallen zu lassen“, sagt Uwe Schramm, Geschäftsführer des Kunsthauses Essen in Rellinghausen, das in den Vorjahren Schauplatz des Handwerkermarktes und der kulturpolitischen Diskussionen im Rahmen des Kulturwochenendes war.
Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Die Gesundheit der Kulturschaffenden und Besucher vom Kleinkind bis zum Senior steht absolut im Vordergrund. Wir wollen niemanden gefährden. Die aktuelle Entwicklung gibt uns Recht“, sagt Uwe Schramm, der das Kulturwochenende in den Vorjahren in enger Absprache mit dem Kulturbeauftragten der BV II, Klaus Kottenberg, und Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt organisierte.
Andere Formen wurden wieder verworfen
Überlegungen, das Kulturwochenende in anderer Form, etwa mit Veranstaltungen im Freien oder dezentral organisiert, stattfinden zu lassen, habe man wieder verworfen. „Lesungen oder der Handwerkermarkt hätten auch dann nicht stattfinden können“, so Schramm. Für Außenveranstaltungen sei das Wetter im November auch zu unsicher.
Da das Kulturwochenende traditionell dazu diene, die Angebote, Vereine und Institutionen, die sich im Bezirk der Kultur widmen, bekannt zu machen und Zuhörer, Zuschauer oder auch Mitglieder zu gewinnen, wolle man dieses Anliegen trotz der Absage auch in diesem Jahr aufgreifen. „Wir haben überlegt, wie man die Kulturschaffenden und ihr Angebot trotzdem für die Bürger sichtbar machen kann“, erklärt Uwe Schramm. So sei die Idee entstanden, eine Broschüre mit Bildern, Texten und Kontaktdaten der Institutionen herauszugeben.
Die Broschüre über die Kulturträger soll Servicecharakter haben
Entstehen soll eine Broschüre mit Servicecharakter zum Stöbern und Aufbewahren, nicht nur ein Flyer, wie er sonst zu den Kulturwochenenden herausgegeben wurde. „Der Umfang richtet sich natürlich auch nach den Rückmeldungen. Wir haben die rund 20 Kulturträger im Bezirk angeschrieben und auch schon etliche Antworten erhalten“, sagt der Kunsthaus-Geschäftsführer. Geplant sei eine Auflage von mindestens 2500 Stück, die Broschüren sollen kostenlos in den verschiedenen Institutionen ausliegen. Die Finanzierung laufe über die Gelder der Bezirksvertretung, mit denen sonst das Kulturwochenende unterstützt worden wäre. Die Broschüre soll noch in diesem Jahr erscheinen.
Bis zu 2000 Besucher kamen zu den Kulturwochenenden
In den Vorjahren beteiligten sich jeweils zwischen 300 und 600 Aktive an den Kulturwochenenden. Es kamen zwischen 1500 und 2000 Besucher.
Die Bezirksvertretung II, die insgesamt etwa 20 Kulturveranstaltungen im Bezirk unterstützt, hatte die Wochenenden jeweils mit 2500 Euro gefördert.
Klaus Kottenberg (76), seit über 40 Jahren Kulturbeauftragter der Bezirksvertretung II, unterstützt die Absage des Kulturwochenendes und begrüßt die Entscheidung, eine Broschüre herauszubringen. Er habe die Zusammenarbeit mit Uwe Schramm und Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt immer sehr geschätzt. Das Team werde es in dieser Form nicht mehr geben, da Gerhard Barnscheidt bei der Kommunalwahl nicht mehr angetreten sei. Man müsse jetzt erst einmal abwarten, wie sich die Bezirksvertretung mit den zahleichen neuen Mitgliedern aufstellen werde und wer welchen Posten übernehme.
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Seit über 40 Jahren als Kulturbeauftragter aktiv
„Ich bin gern Kulturbeauftragter und würde das auch durchaus weiter machen“, sagt Klaus Kottenberg, der selbst kein Mitglied der Bezirksvertretung ist und es auch nie war. „Ich arbeite parteiunabhängig. Ich versuche, die Kulturträger zusammenzubringen, so dass sie zum Nutzen aller kooperieren. Das hat bisher gut geklappt“, sagt der langjährige Kulturbeauftragte aus Stadtwald, der außerdem seit 35 Jahren als Schiedsmann tätig ist.