Essen-Stadtwald. . Klaus Kottenberg aus Stadtwald ist seit 35 Jahren als Schiedsmann im Amt. Dem 75-Jährigen ist es wichtig, etwas für das Gemeinwohl zu tun.

In seine achte Amtszeit als Schiedsmann startet jetzt Klaus Kottenberg aus Stadtwald. Damit ist der 75-Jährige der dienstälteste Schiedsmann in Essen. Weit über 400 Schlichtungsverhandlungen hat er schon hinter sich. „Wenn es zu einer Einigung kommt, ist das schon ein sehr befriedigendes Gefühl. Man hat etwas Gutes für das Gemeinwohl getan, und darum geht es ja in erster Linie“, sagt Klaus Kottenberg.

Schiedsmann hat sechs bis zwölf Gespräche im Jahr

Seit 35 Jahren ist er im Amt, denn jede Amtszeit dauert fünf Jahre. Viele Bürger aus Stadtwald, Rellinghausen und dem westlichen Rüttenscheid haben schon an seinem Esstisch gesessen, dort ihren Streit beigelegt oder auch fortgeführt. Wenn Kottenberg Kollegen bei Urlaub oder Krankheit vertrete, sei er außerdem für das östliche Rüttenscheid, Bergerhausen und die Ruhrhalbinsel zuständig. Dort sei gerade der an Lebensjahren älteste Essener Schiedsmann mit 90 ausgeschieden. Sechs bis zwölf Schlichtungsgespräche im Jahr führe er, manchmal sei nach dem ersten Gespräch ein Ortstermin nötig.

Durch die Plakette am Haus von Klaus Kottenberg ist seine Funktion als Schiedsmann sofort erkennbar.
Durch die Plakette am Haus von Klaus Kottenberg ist seine Funktion als Schiedsmann sofort erkennbar. © Gesa Kortekamp

Klaus Kottenberg ist gebürtiger Essener und lebt mit seiner Frau in Stadtwald. Beruflich war er im Stromleitungsbau und Personalwesen tätig, 2006 ging er in den Ruhestand. „Beruflich war ich viel in ganz Deutschland unterwegs, so dass die Schlichtungsgespräche damals nur am Wochenende stattfinden konnten“, sagt er. Heute sei er flexibler. Anschlusstermine nach den Gesprächen seien nicht sinnvoll. „Man weiß nie, wie lange es dauert“, erinnert er sich an ein sehr emotionales Viereinhalb-Stunden-Gespräch.

Die Gespräche am Esszimmertisch sind vertraulich

Meist seien die Gespräche nicht so zeitintensiv, oft merke man schon nach wenigen Minuten, dass die Fronten verhärtet seien und es keine Einigung geben werde. „Wenn ich aber mitbekomme, dass es Lösungsansätze gibt, versuche ich alles, um die Einigung hinzubekommen. Und die sollte dann auch nachhaltig sein. Es nützt nichts, wenn sich die Kontrahenten nach ein paar Wochen wieder streiten“, erklärt Kottenberg. Ganz wichtig sei: Was an seinem Tisch besprochen werde, dringe nicht nach außen. „Wenn die Gespräche stattfinden, ist meine Frau immer oben oder gar nicht im Haus“, betont Kottenberg, der auch nicht von spannenden oder kuriosen Fällen berichten möchte. „Da darf sich niemand wiedererkennen.“

Der Besuch beim Schiedsmann sei verpflichtend, bevor sich die Parteien vor Gericht auseinandersetzten. Einige man sich nicht, könne man vor Gericht ziehen. Wie der Fall dort dann ausgehe, erfahre er nicht, so Kottenberg. Oft hätten die Parteien beim Gespräch schon ihren Anwalt dabei. „Ziel ist es, die Gerichte, die sowieso überlastet sind, möglichst nicht zu bemühen. Die Verhandlung beim Schiedsmann spart natürlich auch Kosten“, so der 75-Jährige.

Sehr oft geht es um Nachbarschaftsstreitigkeiten

Häufig gehe es um Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei den strafrechtlichen Fällen schon mal um Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses oder Hausfriedensbruch.

Neben dem Schiedsamt war Klaus Kottenberg auch viele Jahre Schöffe, bis er aus Altersgründen ausschied. Ansonsten widmet er sich intensiv der Chorarbeit. Seit 1981 ist er Diözesanvorsitzender des Cäcilienverbandes im Bistum Essen, seit 40 Jahren Kulturbeauftragter im Stadtbezirk II.

Das Schiedsamt werde über die Politiker in Rat und Bezirksvertretung vergeben. Als er damals gefragt worden sei, ob er das Ehrenamt übernehmen würde, habe er nein gesagt. Mit Beruf, Chorarbeit und Gemeinderat sei er eigentlich gut ausgelastet gewesen. „Dann habe ich den Fehler gemacht, zu sagen, wenn man niemanden finde, würde ich es machen“, sagt Kottenberg und lacht. Damit sei klar gewesen, dass er das Amt übernehme.

Menschenkenntnis und Lebenserfahrung helfen

Es werde immer schwieriger, Nachwuchs für das Amt zu finden, so Kottenberg. Seine berufliche Erfahrung im Umgang mit den Mitarbeitern komme ihm bei den Gesprächen zugute. Auf jeden Fall seien Menschenkenntnis und Lebenserfahrung von Vorteil. „Wir berufen uns ja nicht auf Paragrafen, sondern entscheiden ganz bewusst mit dem gesunden Menschenverstand.“

>>>NUR WENIGE FRAUEN IM SCHIEDSAMT

  • Von den 18 Schiedsleuten in Essen seien nur fünf Frauen, so Klaus Kottenberg.
  • Als er vor 35 Jahren sein Amt angetreten habe, habe es in Essen noch 39 Schiedsleute gegeben.