Essen. „Jazz in Essen“: Die dänische Sängerin Cæcilie Norby begeisterte mit ihren „Sisters in Jazz“ und einem rein weiblichen Programm im Grillo-Theater
Die Zeiten, als Damenkapellen noch en vogue waren – siehe Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ – sind lange vorbei. Nicht aber der Wunsch starker Musikerinnen, mal ganz ohne Männer entspannt loslegen zu können. Die dänische Sängerin Cæcilie Norby und ihre „Sisters in Jazz“ taten es nun, Corona-bedingt, gleich zweimal im Rahmen von „Jazz in Essen“ im Grillo-Theater.
Dass die Frauen den Männern erwartungsgemäß in nichts nachstehen, zeigte sich beim stimmungsvollen Konzert der „Sisters in Jazz“ rasch. Denn die arbeiteten für „Easy Money“, so ihr Opener von Rickie Lee Jones, mit hinreißender Verve. Fein getragen von der italienischen Pianistin Rita Marcotulli, jubelte Cæcilie Norby mit samtig-warmem Alt quer durch alle Lagen. Was ihre hierzulande kaum bekannte Landsmännin Pernille Bévort auf dem Tenorsaxophon und gelegentlich an einer Querflöte melodisch delikat untermalte. Dass die Hamburgerin Lisa Wulff am Bass mit kraftvollen Lines die flirrende Chose zusammenhielt, war eh klar. Nicht aber, dass sich die dritte Dänin im Bunde, die faszinierend leichtgängig trommelnde Benita Haastrup, als veritable Entdeckung entpuppte.
Ausdruck reicht von zärtlichem Schnurren bis zu überschwänglichem Scatten
Mit schöner Konsequenz gab es an diesem Abend ausschließlich Songs von Komponistinnen zu hören. Die Auswahl reichte von Jazz-Klassikern wie „Willow weep for me“ und „Wholly Earth“ von Abbey Lincoln bis hin zu den famosen Pop-Hits „Man from Mars“ (Joni Mitchell) und Carol Kings anrührendem „Will you still love me tomorrow“. Erfrischend lässig präsentiert von der großartigen Cæcilie Norby, deren Ausdrucksbreite von zärtlichem Schnurren bis zu überschwänglichem Scatten vielfältige Facetten zeigte.
Mit selbstgemachten „Cuban Cigars“ verabschiedete sich die große Dänin mit der schlohweißen Mähne schließlich von ihren begeisterten Zuhörern. Um dann bei der Zugabe doch noch einem Mann ihre Referenz zu erweisen. Leonard Cohen, dessen populäres „Hallelujah“ sie allein im Duo mit Rita Marcotulli ausgesprochen delikat ausdeutete. Freilich mit einem aberwitzig improvisierten Intermezzo, wo sich ihre Altstimme zu italienischer Opern-Grandezza aufschwang. Ein imposantes Finale nach einem berührenden Auftritt, der fünf starke Jazzerinnen in Bestform zeigte.