Essen. Die Sperrstunde für Gastronomien verhindere nicht Infektionen, sie befördere sie eher, glaubt EMG-Chef Richard Röhrhoff. Ausweichen ins Private.

Der Geschäftsführer der Essen Marketing GmbH, Richard Röhrhoff, hält die bundesweit für 23 Uhr geplante Sperrstunde für Kneipen und Restaurants für grundfalsch. Sie könnte das Gegenteil dessen bewirken, was beabsichtigt ist und werde den Schutz vor Corona-Infektionen eher verschlechtern. Deshalb habe OB Thomas Kufen Recht, wenn er die frühere Schließungszeit ablehne.

Nicht Kneipen seien Verbreiter des Virus, sondern private Treffen

Röhrhoff zufolge sind nicht die Gastronomien das Problem, sondern die geselligen privaten Treffen aller Art, ein Befund, der sich mit Erkenntnissen auch von Virologen und Gesundheitsämtern deckt. „Wenn die Kneipe um 23 Uhr schließt, werden manche nicht nach Hause gehen, sondern privat weiterfeiern, wo auch immer“, mutmaßt Röhrhoff. Das sei dann der Moment, wo die Infektionsgefahr sprunghaft ansteige, denn dann gebe es keinerlei Kontrollmöglichkeit mehr.

Richard Röhrhoff, Geschäftsführer von Essen Marketing, hält die Sperrstunde für kontraproduktiv.
Richard Röhrhoff, Geschäftsführer von Essen Marketing, hält die Sperrstunde für kontraproduktiv. © FUNKE Foto Services | Ina Carolin Lisiewicz

Es sei überhaupt ein Ärgernis, dass viele Bürger die Corona-Regeln beachteten, solang sie sich in der Öffentlichkeit bewegten, jedoch ihre Vorsicht fahrenließen, wenn sie ins Private wechselten. Für die Gastronomen bricht der EMG-Chef eine Lanze: „Der ganz überwiegende Teil beachtet sehr strikt die Regeln, sicher auch, weil man keine erneute Schließung riskieren will.“

Gaststätten in der Innenstadt spürten bereits den Rückgang

Röhrhoff warnt vor den Folgen der Sperrstunde, die auf die ohnehin schon bestehenden Probleme der Branche draufgesattelt würden. „Nach meiner Beobachtung hat in dieser Woche die Frequentierung der Gastronomie in der Innenstadt erheblich abgenommen.“ Das hänge vermutlich mit der erneut gestiegenen Sorge vor Ansteckung zusammen. Auch die Geschäfte in der Innenstadt registrierten eine deutlich gesunkene Kundenzahl. Mit den Ferien allein sei das nicht zu erklären.

„Wir müssen mit der Pandemie leben lernen“, so sein Plädoyer. Dazu gehörten das konsequente Tragen der Maske und das Meiden von Gefahrensituationen. Restaurants und Kneipen gehörten nicht dazu.

Zombie Walk: EMG-Chef geht davon aus, dass alle Regeln eingehalten werden

Röhrhoff verteidigte auf Nachfrage erneut den Zombie Walk in der Innenstadt, der trotz Corona stattfinden soll und über den heftig debattiert wird. „Wenn das Hygienekonzept die Veranstaltung möglich macht, gibt es keinen Grund und keine Handhabe, sie nicht zu genehmigen“, stellt der EMG-Chef fest. Es gebe den Zwang zur persönlichen Anmeldung, auf dem Willy-Brandt-Platz werde ein abgesteckter Bereich eingerichtet, erst dann werde der geführte Walk durch die Innenstadt starten. „Deshalb können die Veranstalter auch die Höchstzahl von 250 Teilnehmern garantieren“, so Röhrhoff.

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