Essen. Bei vielen Infizierten kann die Stadt nicht nachvollziehen, wo sie sich angesteckt haben. Die meisten Ansteckungen passieren aber in der Familie.

In vielen Essener Corona-Fällen kann nicht abschließend ermittelt werden, bei wem und wo sich ein Betroffener angesteckt hat. Das räumte Gesundheits-Dezernent Peter Renzel jetzt auf Anfrage ein. Medienberichten zufolge bleibt in der Landeshauptstadt Düsseldorf jeder zweite Infektionsfall unaufgeschlüsselt. Bochum meldet, in einem Drittel der Fälle sei eine Nachverfolgung nicht mehr möglich.

Diese Wissenslücke ist umso problematischer, als die Zahl der Neuinfektionen in Essen wieder sprunghaft angestiegen ist: Gezählt wurden am Dienstag nicht weniger als 64 neue Corona-Erkrankte – nach 34 am Vortag. Der sogenannte Inzidenzwert der zurückliegenden sieben Tage stieg damit auf 58,7, deutlich über dem Schwellenwert von 50, der strengere Maßnahmen vorsieht. Wegen nach wie vor noch bestehender Unterschiede in der Meldekette, notierte das Robert-Koch-Institut einen Wert von 51,1.

Keine Großveranstaltungen mit nennenswertem Infektionsgeschehen

Wie hoch wohl die Quote nicht rückverfolgbarer Ansteckungen in Essen ist, wollte Sozialdezernent Renzel am Mittwoch nicht mutmaßen. Unaufgeklärt bleiben Infektionen meist, wenn dem Betroffenen der entsprechende Kontakt nicht bekannt sei, oder man eine öffentliche Veranstaltung besucht habe.

Grundsätzlich gilt bislang die wichtigste Erkenntnis über das stadtweite Infektionsgeschehen, die schon mehrfach genannt wurde: Es sei derzeit auszugehen, erklärt Renzel erneut, dass sich ein Großteil der Ansteckungen „im familiären oder häuslichen Umfeld“ vollzieht – also auch bei privaten Zusammenkünften und Feiern zu Hause. „Großereignisse mit entsprechenden Infektionsgeschehen gab es keine“, erinnert Renzel – anders als zum Beispiel in Hamm, wo eine einzige türkische Hochzeit den stadtweiten Inzidenzwert auf bundesweite Spitzenpositionen brachte.

Bislang keine Maskenpflicht für Essener Fußgängerzonen vorgesehen

Das ist auch der Grund dafür, warum Essen seit Montag keine weiteren Maßnahmen verhängt hat, die über das hinausgehen, was NRW-Ministerpräsident Armin Laschet angekündigt hat: So ist man in Essen nach Angaben von Stadt-Sprecherin Jasmin Trilling weiter weit davon entfernt, einen Mund-Nasen-Schutz für Fußgängerzonen vorzuschreiben – so wie jetzt in Dortmund oder im Kreis Recklinghausen.

Auch das Thema Sperrstunde werde von der Stadt Essen weiter nicht behandelt, so lange es nicht verbindlich vom Land vorgeschrieben sei, sagt Jasmin Trilling: „Wir halten das, was wir als Kommune seit Montag in einer Allgemeinverfügung vorschreiben, bislang für ausreichend.“ Wie mehrfach berichtet: die Sperrstunde oder ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit gehören bislang nicht dazu. Andere Kommunen waren seit Montag vorgeprescht und hatten entsprechende Regelungen erlassen.

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