Essen. Die Tage des Kaufhof-Warenhauses in Essen sind gezählt. Der Besitzer der Immobilie arbeitet aber bereits an neuen Plänen für das Haus.
Das Ende kommt wohl nun doch noch schneller als gedacht. Schon am Mittwoch soll offenbar der letzte Verkaufstag im Kaufhof am Willy-Brandt-Platz eingeläutet werden. Wie der Betriebsratsvorsitzende Ulrich Bartel auf Nachfrage bestätigte, sei dann der Warenbestand wohl zum großen Teil verkauft. Damit würde das Warenhaus drei Tage früher schließen als bislang bekannt. Eine offizielle Bestätigung seitens des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns gibt es bislang nicht.
Die Kundgebung der Mitarbeiter, die am ursprünglich letzten Verkaufstag, dem Samstag, geplant war, soll trotzdem an diesem Tag vor dem Haus stattfinden. Der Betriebsratschef hatte schon im Vorfeld der Schließung immer wieder betont, dass sich die fast 100 betroffenen Kollegen nicht einfach sang- und klanglos verabschieden werden. „Wir brauchen diesen Abschluss, auch wenn es wehtut“, sagt Bartel.
Kaufhof-Vermieter sauer über Insolvenzregelung
Der Mietvertrag mit dem Immobilieneigentümer, der Koerfer-Gruppe aus Köln, endet dagegen erst am 31. Oktober. Es bleiben Galeria Karstadt Kaufhof also noch gut zwei Wochen, um das Haus leerzuräumen. Eine besenreine Übergabe erwartet Koerfer-Geschäftsführer Daniel Schild indes nicht. Im Gegenteil: Er geht davon aus, dass Koerfer selbst noch viele Hinterlassenschaften im Kaufhof auf eigene Rechnung entsorgen muss. „Das sieht das Insolvenzrecht leider so vor. Wir können unsere Kosten dann lediglich zur Insolvenztabelle anmelden, bekommen vielleicht fünf Prozent davon“, betont Schild mit deutlichem Ärger in der Stimme.
Lange warten will die Koerfer-Gruppe mit den Aufräumarbeiten nicht. Sobald der Mietvertrag endet, soll die Entrümpelung beginnen. Danach schließt sich der Rückbau im Inneren an. Die Kölner haben schließlich ehrgeizige Pläne. Bereits in zweieinhalb Jahren, also im Frühjahr 2023, soll das Warenhaus umgebaut sein und neuen Mietern Platz bieten. Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag ist dafür eingeplant.
Koerfer-Gruppe verspricht: Es wird keinen langen Leerstand geben
„Wir wollen die Umbauphase so kurz wie möglich halten“, sagt Schild. Für die riesige Fläche von 30.000 Quadratmetern brauche man aber diese Zeit. Schild tritt damit Befürchtungen entgegen, dass es nach dem Rückzug von Galeria Kaufhof an einem der prominentesten Plätze der Stadt einen langen Leerstand geben könnte. „Wir wollen keine Zeit verlieren“, so Schild. Am Ende soll Essen „ein schönes Objekt“ an dieser Stelle haben, versichert er.
Wie das Warenhaus umgestaltet wird, hängt allerdings maßgeblich von der künftigen Nutzung ab. Eher unwahrscheinlich ist, dass wieder ein Warenhaus einzieht. Deshalb arbeitet Koerfer schon seit längerem an neuen Nutzungskonzepten. Schon seit dem vergangenen Jahr, als es bereits Mietverhandlungen mit Galeria Karstadt Kaufhof gab und ein Aus drohte, liegen die Pläne fertig in der Schublade.
Gestaltung hängt von neuen Nutzern ab
Wahrscheinlich ist, dass in den unteren Etagen wieder Einzelhandel einzieht. Die oberen Stockwerke könnten für Büros, Wohnungen oder auch für ein Hotel in Frage kommen. Gespräche mit potenziellen Mietern laufen laut Schild bereits. „Wir sind mit Hochdruck dran, wollen schnellstmöglich Mietverträge abschließen.“ Namen nennt Schild nicht.
Allerdings erschwere Corona derzeit die Verhandlungen, so dauerten Entscheidungen auf Mieterseite durchaus etwas länger. Aber große Unternehmen schauten weiter in die Zukunft und würden an den Einzelhandel in der Stadt glauben. Sorgen macht sich Schild daher nicht: „Wir haben den großen Vorteil, dass die Lage am Willy-Brandt-Platz gut ist.“
Teilabriss oder Komplettabriss nicht ausgeschlossen
Nach jetzigem Stand will die Koerfer-Gruppe die vorhandene Substanz des 43 Jahre alten Warenhauses nutzen. Allerdings schließt Schild auch einen Teilabriss in den oberen Etagen oder gar einen Komplettabriss nicht völlig aus. Alles hänge von der Nutzung und den Wünschen der künftigen Mieter ab. Das gilt auch für die künftige Fassadengestaltung. Erste Entwürfe hatte Koerfer jetzt der Stadtverwaltung vorgestellt, will sie aber noch nicht öffentlich machen. Fakt aber ist, dass die kompakte Fassade mit den alten Hortenkacheln verschwinden wird.
Das Warenhaus ist seit seinem Bau in den 1970er Jahren im Besitz der Kölner. Das soll sich auch nicht ändern. Es habe zwar Kaufangebote nach dem Bekanntwerden des Kaufhof-Aus gegeben. „Aber wir sind Bestandshalter“, betonte Schild. Koerfer habe das Know-how, ein solches Haus neu aufzustellen. „Wir haben den Anspruch, etwas zu entwickeln, das architektonisch wie auch wirtschaftlich etwas darstellt.“