Essener Süden. Am 10. Oktober ist Welthospiztag. An zwölf Stellen in Kettwig und Werden sitzen Ehrenamtliche der ambulanten Hospizgruppe – und wollen zuhören.

„Wechseln Sie doch mal die Bank!“ Nein, hier wird nicht für ein Geldinstitut geworben. Es gibt weder Kredit noch Konto – aber ein offenes Ohr und Zeit zum Zuhören bei der ungewöhnlichen Aktion der „Gesprächsbänke“. Zum Welthospiztag am 10. Oktober möchte sich die ökumenische ambulante Hospizgruppe in Kettwig und Werden auf diese Art vorstellen.

Immer noch wissen viele Menschen nicht, was Hospizarbeit und palliative Versorgung für schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen tun können. Jeder zweite Samstag im Oktober ist Welthospiztag, initiiert durch die Worldwide Hospice Palliative Care Alliance und unterstützt von der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Von 10 bis 13 Uhr sitzen ehrenamtliche Hospizbegleiter auf Bänken

Diesmal machen sich die Aktiven aus dem Essener Süden nun auf nach draußen, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen: Von 10 bis 13 Uhr sitzen ehrenamtliche Hospizbegleiter auf Bänken und warten auf Gesprächspartner: im Schatten der Luciuskirche, am Weberbrunnen, auf dem Brehm und weiteren Orten in Kettwig und Werden.

Barbara Scharenberg (links) und Hedwig Reinhard verantworten das Programm für den Welthospiztag am 10. Oktober.
Barbara Scharenberg (links) und Hedwig Reinhard verantworten das Programm für den Welthospiztag am 10. Oktober. © Ina Carolin Lisiewicz

Die Idee geht zurück auf Barbara Scharenberg, die neue stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der ökumenischen Hospizgruppe: „Auf dieser Bank hören wir Ihnen zu, wir sprechen mit Ihnen, wir schweigen mit Ihnen.“ In den Gesprächen muss es nicht dringend um Themen wie Krankheit, Sterben und Tod gehen. Die Menschen sollen ungezwungen die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Wenn sie es denn wünschen.

Ehrenamtler laden zur Begegnung ein – und hören zu

Barbara Scharenberg ging diese afrikanische Geschichte nicht aus dem Sinn: „In einem Dorf sitzt eine alte Frau auf einer Bank. Die jungen Frauen setzen sich dazu und erzählen ihr, was sie alles belastet. Die alte Frau hört einfach nur zu. Die jungen Frauen gehen wieder. Aber der Kopf ist klarer und die Dinge sind leichter zu erkennen.“ Barbara Scharenberg lädt ein zu so einer Begegnung: „Aktives Zuhören ist auch, was wir machen. Wir begleiten Sie in Ihrem Schmerz, Ihrer Angst, Ihrer Verlorenheit.“ Schon in der Bibel stehe: „Alles hat seine Stunde“. Nun sei eine Zeit zum Reden und zum Schweigen.

An zwölf Standorten

Am Samstag, 10. Oktober, ist Welthospiztag. Von 10 bis 13 Uhr besteht Gelegenheit, ein Gespräch auf einer Bank mit Ehrenamtlichen der ambulanten Hospizgruppe zu führen.

In Kettwig stehen die Bänke an Weber- und Märchenbrunnen, am Rathaus und an der evangelischen Kirche. In Werden warten die Zuhörer am Kräutergarten, auf der Brehminsel, an Luciuskirche und evangelischer Kirche sowie an der Ecke Grafenstraße/Hufergasse.

Hedwig Reinhard nickt. Sie ist Vorsitzende des Fördervereins und musste eine Nachfolgerin für Brigitte Hüsgen finden. Ihre Stellvertreterin war nach kurzer schwerer Krankheit im Hospiz in Werden gestorben. Barbara Scharenberg, die „schon ewig und drei Tage“ in der katholischen Gemeinde aktiv und seit der Gründung der Hospizgruppe 1996 dabei ist, bot sich an.

Den Angehörigen wollen die Hospizhelfer den Druck nehmen

Beate Salomon-Bock ist Koordinatorin der ambulanten Hospizbegleiter. Durch Corona war dieser Dienst am Nächsten jäh unterbrochen worden. Doch nun seien Besuchsdienste wieder möglich: „Unsere Ehrenamtlichen sind sehr froh, dass sie wieder helfen dürfen.“

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Barbara Scharenberg versucht, das Tun zu erläutern: „Wir gehen immer durch eine neue Tür. Natürlich können wir die Krankheit nicht wegnehmen. Aber wir können zuhören, helfen. Zum Beispiel den Angehörigen sagen, dass sie spazieren gehen können. Oder zum Friseur. Oder selbst mal zum Arzt.“ Das könne sehr erfüllen: „Wir bekommen ganz viel zurück.“

Da muss auch Hedwig Reinhard lächeln: Hospizarbeit sei keine Einbahnstraße. „Wir möchten den Druck von den Angehörigen nehmen und aufzeigen, dass ein Hospiz die bessere Lösung sein kann. Damit ausreichend Zeit bleibt, um sich von den geliebten Menschen verabschieden zu können.“

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