Essen-Werden. Die Hospizarbeit in Essen-Werden brachte Marianne Zalmann zur Trauerbegleitung. Am 4. September startet sie eine Trauergruppe für die Ev. Kirche.
Marianne Zalmann weiß, was Trauer bedeutet. Ihre Mutter starb viel zu früh, mit erst 52 Jahren. Das ist jetzt über 40 Jahre her und wühlt immer noch auf: „Da war ich allein gelassen mit dem Thema. Alle negativen Aspekte habe ich durchlebt. Ich habe einfach nicht kapiert, dass meine Mutter tot war“, sagt sie. „Vielleicht auch, weil ich mich nicht richtig verabschieden konnte. Man begreift das nicht, dass dieser Mensch nicht mehr da ist. Daher verstehe ich auch, wovon Trauernde reden, die von ganz ähnlichen Erfahrungen berichten.“
Darüber reden. Nichts ins Vergessen geraten lassen. Auch im familiären Kontext wichtig, Marianne Zalmann nennt ein Beispiel: „Meine Oma Mitzi war Schauspielerin in Wuppertal. Viel mehr weiß ich darüber aber nicht. Da möchte ich unbedingt nachforschen. Sonst ist das irgendwann alles weg.“ Darüber reden hilft, weiß die 68-Jährige.
„In Werden möchtest du irgendwann auch mal wohnen“
Als junges Ding in Gelsenkirchen machte sie eine Ausbildung zur „Apothekenhelferin“, so hieß das damals. Später als Pharmareferentin besuchte sie auch Ärzte in Werden und fand es dort wunderschön: „Zwar dachte ich mir, hier möchtest du auch mal wohnen. Doch das schien unmöglich.“
Dann aber traten der Werdener Harald Zalmann und mit ihm neues Liebesglück in ihr Leben. Sie siedelte um und schaute sich um bei den Kirchen, trat schließlich der Evangelischen Kirchengemeinde Werden bei: „Hier bin ich so gut aufgenommen worden.“ Durch ihren Einsatz in der Hospizarbeit wuchs der Wunsch, auch den trauernden Hinterbliebenen ein Hilfsangebot machen zu können. Und so ließ sich Marianne Zalmann vom Institut Trauart in Rüttenscheid ausbilden und erhielt nach anderthalb intensiven Jahren das Zertifikat vom Bundesverband für Trauerbegleiter.
Eigene Betroffenheit ist der Schlüssel
Eigene Betroffenheit ist für sie der Schlüssel: „Als Trauerbegleiter sind eigene Lebenserfahrung wichtig und dass man selbst Trauer erlebt hat. Wer die Schatten nicht kennt, kann das Licht nicht sehen.“ Für die Evangelische Kirchengemeinde installierte sie ein Trauercafé im Haus Heck: „Einmal im Monat sprechen wir in gemütlicher Runde über Gott und die Welt, aber auch über unsere Gefühle: Wie leer wirkt plötzlich so ein Wohnzimmer, wenn das Krankenbett weggeräumt ist? Wie groß ist die Lücke, die der Verstorbene hinterlassen hat?“ Dieses Trauercafé sei im übertragenen Sinn so etwas wie eine Streicheleinheit.
Harald Zalmann unterstützt dabei, sogar der Familienhund hilft mit. Der knuddelige Havaneser geht gezielt auf Menschen zu: „Die Trudi merkt, wer Zuwendung braucht.“ Das Trauercafé findet jeweils am 3. Mittwoch des Monats von 15 bis 17 Uhr statt, nächstes Treffen im Haus Heck wird am 21. August sein. Bei den Teilnehmern des Trauercafés entstand der Wunsch nach noch intensiverer Beschäftigung mit dem Thema „Trauer“. Also initiierte Marianne Zalmann eine offene Trauergruppe. Hier soll tiefer geschürft werden. An vier Nachmittagen werden thematische Angebote gemacht, die sich an den Bedürfnissen der Teilnehmer orientieren.
Auch der Familienhund gehört mit zur Trauerbewältigung
Anmeldung zur Trauergruppe
Die offene Trauergruppe beginnt am Mittwoch, 4. September, von 15 bis 18 Uhr im Haus Heck der Evangelischen Kirchengemeinde Werden an der Heckstraße 67.
Die weiteren Termine sind am 2. Oktober, 6. November und 4. Dezember. Jede Einheit ist in sich geschlossen und die Teilnahme kostenlos.
Eine persönliche Anmeldung ist ab sofort und bis zum 3. September telefonisch möglich. Marianne Zalmann ist unter 0201-404537 oder 0201-6159545 zu erreichen.
Das können Rituale sein, es wird über Ressourcen oder Kreativität geredet, mit Entspannungsübungen gearbeitet. Sich vorstellen, dass man Licht einatmet. Das Licht umhüllt den Körper und lässt nichts Negatives mehr durch. Oder aber Strategien zu entwickeln, um seine Gefühle ausdrücken zu können. Negative Gedanken sollen losgelassen werden: „Die schreiben wir auf einen Zettel und verbrennen ihn.“
Schlimm wird es, wenn Trauer pathologisch wird. Wenn der Schmerz auch nach längerer Zeit überwältigt: „Dann empfehle ich den Gang zum Arzt. Ich bin Trauerbegleiterin, keine Therapeutin.“ Die Belange der Teilnehmer stehen im Vordergrund: „Es gibt kein Muss und keine Vorschriften. Keinen Druck. Wenn jemand nur zuhören möchte, ist das auch in Ordnung. Die Trauer ist so individuell, wie die Menschen sind.“
Teilnahme an der Gruppe ist kostenlos
Das Wichtigste ist es, die Trauer anzunehmen. „Ich kann sie zwar nicht wegnehmen, aber doch einen Weg zeigen, wie man da durchgehen kann. Wie man eine Perspektive entwickelt. Im Idealfall verwandelt sich dann Trauer in Glück.“
Veranstalter ist die Evangelische Kirchengemeinde Werden, die Teilnahme kostenlos. Und wenn Teilnehmer doch etwas geben möchten? „Das können sie gerne tun. Spenden werden an das Christliche Hospiz Essen Werden weitergeleitet.“