Essen-Werden. Hinter der alten Post soll ein Komplex mit Lebensmittelhandel und Wohnungen entstehen. Dafür verkauft die Stadt einen Parkfläche. Hier alle Infos.

Der Wegzug von Aldi aus der Werdener Altstadt im Sommer 2016 wurde von den Bürgern sehr bedauert, weil damit ein fußläufiges Angebot von Lebensmitteln zur Deckung des täglichen Bedarfs weggefallen ist. Nun bestehen gute Chancen, dass sich ein Discounter (ob dieser oder ein anderer ist noch offen) wieder ansiedelt – an fast gleicher Stelle an der Hufergasse, nämlich am Standort der alten Post. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung hat dazu, so die Information der Redaktion, eine wichtige Entscheidung getroffen.

Stadt strebt eine Belebung des Werdener Ortskerns an

Im nicht öffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium dem Verkauf des als einstige Parkpalette bekannten Parkplatzes an der Joseph-Breuer-Straße zugestimmt. Dies sei ein notwendiger Baustein in der Planung für einen neuen Discounter-Markt.

Wie der nicht öffentlichen Verwaltungsvorlage, die der Redaktion vorliegt, zu entnehmen ist, soll es sich bei dem Grundstückskäufer um einen Mülheimer Immobilieninvestor handeln. Dieser möchte auf dem ehemaligen Postgelände sowie dem derzeitig städtischen Parkplatz daneben einen Lebensmitteleinzelhandel kombiniert mit Wohnbebauung realisieren.

Vom ehemaligen Post-Parkplatz durch einen Zaun getrennt ist der öffentliche Parkplatz im hinteren Teil mit 43 Buchten. Dieser soll verkauft werden.
Vom ehemaligen Post-Parkplatz durch einen Zaun getrennt ist der öffentliche Parkplatz im hinteren Teil mit 43 Buchten. Dieser soll verkauft werden. © Ina Carolin Lisiewicz

Die Stadt sieht darin „eine Belebung des Ortskerns von Werden“, die Politiker ebenfalls, vor allem, weil die Erhaltung des Stadtbildes (an der Hufergasse liegen mehrere denkmalgeschützte Häuser) Teil der Planungen sein wird. Eine Prämisse seitens der Stadtverwaltung, die auch der Politik wichtig ist. Nach den Plänen, die den Ratsgremien vorliegen, soll nämlich zumindest die markante Fassade des historischen Hauses an der Hufergasse erhalten bleiben, der Rest wird zurückgebaut.

Die Postbank zog Anfang April 2018 aus

Das Gebäude steht fast leer: Anfang April 2018 schloss die Postbank als Ankermieter dort ihre Schalter. Briefe, Päckchen und andere Post-Dienstleistungen – dafür gibt es eine Partnerfiliale der Deutschen Post im Ladenlokal schräg gegenüber.

Seither gibt es Bestrebungen seitens des Eigentümers, in dem Haus einen Lebensmittelhandel zu etablieren. Doch weder die Architektur des Gebäudes noch die Grundstücksgröße gaben dies bislang her. Nun soll nach den ersten Skizzen eines Planungsbüros der Gebäudekomplex auch das Areal der Parkpalette mit umschließen. Zur Joseph-Breuer-Straße hin wird eine Mauer gezogen.

Lebensmittel im Erdgeschoss, Wohnen in der ersten Etage

Der Lebensmitteleinzelhandel soll in dem (hinter der historischen Fassade liegenden) neuen Gebäude mit 900 Quadratmetern im Erdgeschoss seinen Platz finden. In der ersten Etage möchte der Investor Wohnraum entwickeln – vorzugsweise für Studenten oder Senioren.

Die bislang 43 Stellplätze auf dem städtischen Parkplatz fallen mit dem Verkauf der Fläche weg. Gleichzeitig sollen laut Planung des Investors aber neue Parkplätze entstehen: In der Verwaltungsvorlage ist von 64 die Rede, davon 50 im Untergeschoss und 14 oberirdisch.

Ebenerdiger Parkplatz entstand 2013

Der Bau einer Parkpalette war eines der Sanierungsziele für den Ortskern von Werden und erfolgte 1985/86. Das Projekt kostete umgerechnet 386.000 Euro, davon kamen 130.000 Euro aus Fördermitteln. Die sich daraus ergebende Zweckbindung ist abgelaufen.

Im Jahr 2013 wurde die inzwischen marode gewordene Palette abgerissen. Dafür wurde der heutige, ebenerdige Parkplatz angelegt. In diesem Zuge entstand eine Parkplatzerweiterung am nahe gelegenen Abzweig des Gymnasiums Werden.

Aus der Stellplatzsatzung der Stadt Essen errechnet sich jedoch ein Bedarf an 73 Parkplätzen (30 für Wohnen/Verkauf plus der 43 öffentlich zugänglichen). Die neun fehlenden Parkplätze sollen über eine Ablösesumme ausgeglichen werden – denn planerisch sind laut Verwaltung weitere Parkplätze nicht genehmigungsfähig beziehungsweise topographisch nicht möglich.

Infrastruktur mit E-Ladesäulen und Fahrradplätzen

Der Kaufvertrag soll weiterhin regeln, wie die 43 öffentlichen Stellplätze auch für alle Nutzer zugänglich bleiben. Ferner soll eine moderne Infrastruktur mit E-Ladesäulen und 38 Abstellplätzen für Fahrräder geschaffen werden.

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Der Grundstücksinteressent soll sich, so die Information seitens der Verwaltung an die Politik, derzeit in Verhandlungen mit einem Lebensmitteleinzelhändler befinden. Abgesegnet werden muss der Verkauf der städtischen Liegenschaft natürlich noch durch den Rat der Stadt Essen. Und: Der Verkauf erfolgt unter der Bedingung, dass der vorhabenbezogene Bebauungsplan, der durch den Investor zu erstellen ist, auch rechtswirksam wird.

Bis also tatsächlich wieder ein Lebensmitteldiscounter in der Werdener Altstadt seine Tore öffnet, wird noch einige Zeit vergehen.

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