Essen. 21 Stadtverordnete wird die SPD nur noch in den Essener Stadtrat entsenden. Nur sieben Kandidaten erhalten ein Direktmandat. Was sonst auffällt.

„Wir werden federn lassen“, hatte SPD-Ratsfraktionschef Ingo Vogel vor der Wahl im Interview gesagt. Recht hatte er. Philipp Rosenau, Detlef Schliffke, Martin Schlauch, Michael Schwamborn, Agnes Tepperis, Gerd Hampel, Barbara Soloch – so heißen die verbliebenen sieben Essener Sozialdemokraten, die die Wahl in ihrem Bezirk für sich entscheiden konnten. Bei der vergangenen Kommunalwahl 2014 waren es noch 31 Direktmandate. Zusammen mit ihren 14 Parteikollegen von der Reserveliste bilden sie im neuen Rat der Stadt Essen die zweitstärkste Fraktion hinter der CDU (30 Direktmandate, 30 Sitze).

Einer der wenigen Essener Sozialdemokraten, der an diesem einschneidenden Abend etwas zu feiern hatte, ist Philipp Rosenau. Im eher bürgerlichen Haarzopf/Fulerum hat der 26-Jährige 54,54 % der Stimmen für sich gewinnen können. Rosenau, der wie kaum ein anderer aus der coronabdingten Not eine Tugend machte, ging in seinem Sprengel für Ältere und Kranke einkaufen, als diese tunlichst die Wohnung nicht verlassen sollten, organisierte Kultur im Kleingarten, als die großen Bühnen gesperrt waren, war präsenter und überzeugender.

Die meisten Wahlbezirke entschieden CDU-Kandidaten für sich, sieben Mal war der Gewinner ein Sozialdemokrat, vier Mal ein Grüner.
Die meisten Wahlbezirke entschieden CDU-Kandidaten für sich, sieben Mal war der Gewinner ein Sozialdemokrat, vier Mal ein Grüner. © Essen | Stadt

Der junge SPDler ist ein gutes Beispiel für das, was Wahl-Analysten ein ums andere Mal bei Kommunal- und OB-Wahlen feststellen: Diese Wahlen sind vor allem Persönlichkeitswahlen.

Wo die SPD Direktmandate gewinnt

Beispiel Karnap/Altenessen, der Wahlbezirk, dessen Verlust der SPD wohl stärksten geschmerzt hätte. Dort traten bekanntlich neben Michael Schwamborn (35,37 %), zwei ehemalige Parteimitglieder gegen die SPD an. AfD-Mann Guido Reil fuhr mit 18,16 % das mit Abstand stärkste Ergebnis seiner Partei in Essen ein (Stadtrat gesamt: 7,46 %). Auch EBB-Kandidat Stephan Duda erhielt mit 7,22 % deutlich mehr als seine Partei bei der Ratswahl (2,92 %).

Erfolgreich waren SPD-Kandidaten darüber hinaus noch in Vogelheim/Altenessen, Kray/Leithe, Kray, Freisenbruch und Altenessen-Süd.

Vier Direktmandate für die Essener Grünen

Vier Direktmandate gehen an die Grünen, die sich stadtweit über einen Stimmenzuwachs von 7,45 Prozentpunkten freuen und stolz auf 18,62 % bei der Ratswahl sind. Im Süd-/Südostviertel, in Rüttenscheid-Nord und -Süd und in Holsterhausen-Nord setzten sich die Vertreter der Umweltpartei durch.

Einen Achtungserfolg kann auch Nadine Melsa von „Die Partei“ verbuchen: 4,34 Prozent der Stimmen bekam sie in Stadtmitte, während ihre Partei 2,49 % in der Gesamtstadt einheimste.

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