Essen. Hinter CDU, SPD und Grünen schiebt sich die AfD auf den vierten Platz im Stadtrat: Weit vor den Linken und der FDP. Erfolge vor allem im Norden.
Deftige Kommentare, schmissige Parolen? Lieber nicht: Harald Parussel, Spitzen- und OB-Kandidat der „Alternative für Deutschland“ (AfD), übt sich an diesem Wahlabend eher in Zurückhaltung und demonstrativer Bescheidenheit: Knapp sechs Prozent der Stimmen hat der Gesamtschul-Lehrer aus Bergerhausen bei der Oberbürgermeister-Wahl auf sich vereinen können, „das macht mich stolz und persönlich sehr zufrieden“.
Und auch das Wahlergebnis seiner Partei stimme ihn „zufrieden, eigentlich“. Schon wahr, nach den acht Prozent, die ihnen eine repräsentative Umfrage des WDR vor zwei Wochen bescheinigte, liegen die knappen acht Prozent, die man nun tatsächlich bei der Wahl zum Stadtrat errungen hat, eher am unteren Rand der Erwartungen. Auch wenn sich die AfD damit deutlich vor die Linken, die FDP und das Essener Bürger Bündnis geschoben hat.
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Insgeheim, so hatte Parussel noch vor ein paar Tagen eingeräumt, hegte man die Hoffnung, dass mehr Essener die Partei am Ende wählen als bereit sind, im Rahmen von Umfragen dafür auch einzustehen. Aber sei’s drum. Gemeinsam mit Parteichef Günter Weiß und dem Vorstand wolle man die Ergebnisse am Montag in Ruhe analysieren, sagt Parussel. Natürlich wolle man immer mehr, mehr, „aber dieses Ergebnis gibt keinen Grund sich zu grämen“.
Ist die Zeit des Sozial Liberalen Bündnisses schon abgelaufen?
Die Zeit des Sozial Liberalen Bündnisses um die beiden ehemaligen SPD-Ratsherren Peter Lotz und Karlheinz Endruschat scheint vorbei, noch ehe sie richtig begonnen hat: Weniger als 0,4 Prozent der Stimmen – das reicht auf keinen Fall für einen Sitz im Stadtrat, das sehen sie auch beim SLB so. Und geben sich gar nicht sonderlich geknickt, sondern irgendwie erleichtert, weil eine Last von ihnen abgefallen ist: „Natürlich hätten wir uns ein schöneres Ergebnis vorstellen können, sagt Ex-SPD-Vize Endruschat, der sich zugleich „erschrocken“ über den Absturz der SPD zeigte.
Das eigene politische Karriereende vor Augen, das neugegründete Bündnis vor dem Aus – da blieb Endruschat nur die Schadenfreude über das Ergebnis jener Sozialdemokratin, die ihm im Altenessener Norden die Kandidatur vermasselt und damit seinen Exodus aus der SPD ausgelöst hatte: Birgit Petereit scheiterte deutlich an ihrem CDU-Konkurrenten Klaus Hagen. Endruschat scheint’s zufrieden: „Der Sekt ist schon bestellt.“
Einen echten Überraschungserfolg landete die Satirepartei „PARTEI, die mit um die 2,5 Prozent der Stimmen womöglich drei Ratsmandate ergattern kann. Sie liegt damit nur knapp hinter der FDP und dem Essener Bürger Bündnis (EBB).