Essen. Essen: Lichtburg Open Air zählt 9500 Besucher. Doch in den kleinen Kinosälen bleibt das Publikum rar. Filmstiftung NRW hilft mit Programmpreisen.
Nach wochenlangem Lockdown und einem mühsamen Hochfahren des Spielbetriebs gibt es für die Essener Filmkunst endlich wieder positive Nachrichten: Das Lichtburg Open Air auf dem Burgplatz, das am Sonntag zu Ende gegangen ist, hat enormen Zuspruch erfahren und mit rund 9500 Besuchern trotz geltender Corona-Beschränkungen so viel Publikum angelockt wie im Vorjahr.
Essener Filmstudio Glückauf wird mit einer Spitzenprämie ausgezeichnet
Dazu hat die Filmstiftung NRW am Dienstag zwei Monate früher als üblich die Preisträger des 30. Kinoprogrammpreises NRW bekannt gegeben. Unter den 74 NRW-Kinos, die in diesem Jahr mit einer Rekordsumme von 900.000 Euro bedacht werden, sind gleich mehrere Essener Filmkunsttheater, darunter Astra & Luna mit 13.000 Euro, das Eulenspiegel mit 16.000 Euro, die Galerie Cinema mit 10.000 Euro und das Mülheimer Rio Filmtheater mit 11.000 Euro. Das Filmstudio Glückauf gehört sogar zur Spitzengruppe und wird mit 20.000 Euro für seine kontinuierlich herausragende Arbeit ausgezeichnet.
Für Marianne Menze, Chefin der Essener Filmkunsttheater, kommt die „unbürokratische und ermutigende“ Unterstützung aus Düsseldorf zur rechten Zeit. Denn obwohl das Lichtburg Open Air gerade in den ersten Hochsommerwochen für enormen Zuspruch gesorgt hat und bei Filmen wie der Queen-Hommage „Bohemian Rhapsody“, dem Abba-Kinohit „Mamma Mia“ oder den unsterblichen „Blues Brothers“ vielfach sogar ausverkaufte Vorstellungen zu vermelden waren, bleibt die Resonanz in den kleineren Filmkunsttheatern immer noch mehr als verhalten. In Kinos wie Astra oder Eulenspiegel bewege man sich selbst an den Wochenenden maximal „im zweistelligen Besucher-Bereich“, sagt Marianne Menze. Trotz neuer Arthouse-Filme, die längst wieder für ein hochkarätiges Angebot sorgen. Doch angesichts der geringen Nachfrage seien die Kosten nach wie vor höher als das, was man einspiele. „Bei null bis zehn Besuchern pro Vorstellung ist ein Kino eigentlich nicht aufzuhalten“, fürchtet Menze.
„Dass der neue Bond-Film im November ins Kino kommt, ist zu 99,9 Prozent sicher“
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Etwas ermutigender läuft es in Deutschlands größtem und schönstem Filmpalast, der Lichtburg, wo der erste Blockbuster-Film nach Corona zumindest wieder für einen halbwegs gefüllten Kinosaal sorgt. Christopher Nolans von vielen so sehnsüchtig auf der großen Leinwand erwarteter Action-Thriller „Tenet“ hätte ohne die Pandemie zwar wohl doppelt so viele Besucher angelockt, mutmaßt Marianne Menze. Doch nicht nur beim Verleih Warner.Bros bewerte man die Resonanz durchaus positiv. So ist die Kinochefin zuversichtlich, dass auch der neue Bond-Film nun wie erhofft im November anläuft. „Der Start ist zu 99,9 Prozent sicher.“
Die Hoffnung aller Kinobetreiber ist, dass danach auch viele andere große Verleihfirmen ihre inzwischen vielfach verschobenen Filmstarts endlich ins Kino bringen. Und die Besucher den Vorbehalt vor geschlossenen Räumen stärker differenzieren. „Das Kino gehört derzeit zu den sichersten Orten“, zeigt sich Menze jedenfalls überzeugt. Allein durch die Belüftungssystem, die alle Lichtspielhäuser haben müssen, sei das Ansteckungsrisiko enorm minimiert.
Traurige Aussicht: Ein Roter Teppich ohne Autogrammjäger
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Gleichwohl werden ausverkaufte Kinosäle wohl noch eine ganze Weile nicht zum Alltag gehören. So platziert auch die Lichtburg das Publikum weiterhin mit Abstand. Und auch die erste anstehende Kinopremiere nach Corona, Oscar Roehlers Fassbinder-Hommage „Enfant Terrible“ wird am 25. September vor weniger Gästen als sonst üblich stattfinden. Der Rote Teppich mit Stars wie Oliver Masucci und möglicherweise auch Katja Riemann, sonst von Autogrammjägern gesäumt, muss im Corona-Jahr 2020 ausfallen.
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Und trotzdem wird es vielen so gehen wie den deutschen Filmstars von Jella Haase über David Kross bis „Kerkeling“-Star Julius Weckauf, die den Kinobetreibern in einem Spot der Filmstiftung NRWeinfach mal dafür Danke sagen, „dass ihr wieder da seid!“ Die 900.000 Euro Prämiengelder, in der auch ein Sockelbetrag in Höhe von 365.000 Euro enthalten, der sich mit je 5.000 Euro zu gleichen Teilen auf die ausgezeichneten Kinos verteilt, sollen dabei helfen, dass die Leinwände nicht auf Dauer dunkel bleiben. „Wir hoffen, dass wir so gerade jetzt dazu beitragen können, dass Kinobetreiber die aktuellen Herausforderungen meistern können“, erklärt Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, in einer Onlinebotschaft. Denn auch die große Party zum 30. Geburtstag der Filmstiftung muss in diesem Jahr ausfallen.
Lichtburg Open Air erstmals auch mit musikalischer Begleitung
Das Lichtburg Open Air hat vom 30. Juli bis 6. September rund 40 Filme gezeigt, von „Hair“ bis zum Lindenberg-Film „Mach dein Ding!“. Das Programm wurde erstmals auch von Bands wie „Small is Beautiful“ oder dem „Spardosen-Terzett“ umrahmt.
Die Filmstiftung NRW stützt die Kinos 2020 nicht nur mit Kinoprogrammpreisen in Höhe von 900.000 €. Anfang des Jahres wurden bereits 310.000 € als Corona-Soforthilfe an alle Vorjahres-Preisträger gezahlt.