Essen. Essen: Kinofans drehen Spot zum Erhalt der Filmtheater. „Kinoliebe“ soll auf die Notsituation durch Corona hinweisen und Besucher zurückgewinnen.

Es gibt Menschen, die stellen sich sogar um vier den Wecker, um ins Kino zu gehen. Ein paar Dutzend davon versammelten sich jetzt schon frühmorgens in der Lichtburg, um einen Spot zu drehen, der nicht nur fürs Kino gemacht ist, sondern von seiner besonderen Faszination erzählt: Von der Magie der großen Bilder, dem Duft von Popcorn und dem Zauber der Gemeinschaft. „Kinoliebe“ ist ein Bekenntnis von jungen Leuten, die die große Leinwand auch nach Corona niemals missen wollen. „Der Spot soll ein Bewusstsein für die aktuelle Notsituation der Kinos schaffen, um die Besucherzahl zu steigern“, wünscht sich nicht nur Julius Wieler, einer der Initiatoren von „Kinoliebe“.

Nach dem Lockdown bangen viele Lichtspielhäuser um ihre Existenz

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„Der Film funktioniert natürlich auch ohne Corona“, sagt Wieler, Produzent der cineastischen Liebeserklärung. Doch der Lockdown der letzten Wochen hat dem 20-Jährigen und vielen Gleichgesinnten vor Augen geführt, was da auf dem Spiel steht. Wochenlang waren die Kinos geschlossen, das Publikum kehrt nur zögerlich zurück, Lichtspielhäuser in der ganzen Republik fürchten um ihre Existenz. So wuchs bei jungen Filmemachern wie Wieler der Wunsch „einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Kinokultur zu leisten. Wir wollen auch in Zukunft unser Lieblingskino besuchen, um Geschichten zu erleben und in eine andere Welt eintauchen“, sagt der Essener.

Diese „andere Welt“, sie wird an diesem Morgen vor der regulären Kino-Öffnungszeiten von vielen fleißigen Helfern erschaffen, die im Foyer der Lichtburg Maske und Requisite einrichten, den Eingangsbereich vor dem historischen Kassenhäuschen als Drehort herrichten, den Dolly für die Kamerafahrt aufbauen und Scheinwerfer setzen.

Sie lieben das Kino (von links): Julius Wieler, Tassilo Lantermann, Tim Pfeffer und Hannah-Lisa Paul sind die Macher von „Kinoliebe“.
Sie lieben das Kino (von links): Julius Wieler, Tassilo Lantermann, Tim Pfeffer und Hannah-Lisa Paul sind die Macher von „Kinoliebe“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

60 Sekunden soll der „Kinoliebe-Spot am Ende dauern, der als Gute-Nacht-Geschichte beginnt und das Publikum bald mit großen, schnellen Bildern und aufwendiger Filmtechnik in ein Traumreich der livrierten Kartenabreißer und Zuckerfeen und entführt. „Es muss ja wirklich nach Kino aussehen“, betont Julius Wieler, der ab dem Herbst in Ludwigsburg studiert. Vorher aber hat der 20-Jährige, der schon früh in diversen Produktionsfirmen Filmerfahrungen gesammelt hat, mit Mitstreitern wie der jungen Kölner Regiestudentin Hannah-Lisa Paul und Kameramann Tim Pfeffer noch das ehrgeizige Projekt „Kinoliebe“ auf die Beine gestellt.

Bei „Kinoliebe“ machen auch namhafte TV-Stars mit

Weil das junge Team dabei schon mit ausgesprochen professionellem Anspruch antritt, waren auch viele Mitwirkende und Sponsoren schnell zu überzeugen. So konnten renommierte Darsteller wie TV-Star Anna Stieblich (Türkisch für Anfänger) als Zuckerfee oder „Neo Magazin Royal“- Stimme“ William Cohn als Ticketverkäufer gewonnen werden. Produktionsfirmen hätten das technische Equipment zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt und Essener Hotels für die Unterbringung der Crew gesorgt, berichtet Wieler. Und schließlich gab es auch Mittel aus dem städtischen Sonderfonds Kultur. Doch nur die ehrenamtlichen Mitarbeiter des großen jungen Teams hätten das Projekt am Ende möglich gemacht.

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Natürlich soll „Kinoliebe“ nicht nur in Lichtspielhäusern wie der Lichtburg im Vorprogramm gespielt werden, denn da muss das Publikum ja nicht mehr überzeugt werden. „Der Film muss auch auf kleineren Endgeräten laufen“, sagt Wieler, der „Kinoliebe“ nun möglichst rasch für ein breites Publikum zugänglich machen will. Früh aufstehen sei deshalb selbstverständlich, wenn es für manche Lichtspielhäuser der Republik inzwischen schon fünf vor zwölf sei.