Essen. Überwältigende Resonanz auf den Spendenaufruf von Essens Lichtburg-Chefin Marianne Menze sorgt für Hoffnung: „Wir öffnen, sobald es möglich ist.“

Schlechte Zeiten sind normalerweise gute Zeiten für Lichtspielhäuser. Und das galt gewiss nicht nur in Boomzeiten wie in den Nachkriegsjahren. Der Corona-Krisen-Welt da draußen mal für zwei, drei Stunden zu entfliehen, das würden sich derzeit viele Menschen wünschen. Doch die Kinos sind seit Wochen dicht. Und die Zukunftsaussichten sind weiter ungewiss, auch wenn die NRW-Landesregierung nun den Neustart der Kinos unter Auflagen für Ende Mai in Aussicht gestellt hat.

Branchenverbände warnen bereits vor einem großen Kinosterben

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Anders als Bundesliga oder Möbelhäuser sei Kultur und eben auch Kino für die Politik nicht systemrelevant, meint Menze. Doch gerade in Essen haben die Menschen in den vergangenen Tagen eindrücklich bewiesen, wie wichtig ihnen die örtliche Kinolandschaft ist. Der Notruf Menzes Anfang April hat eine überwältigende Resonanz ausgelöst.

Alternative Motor Movie

Die temporäre Kino-Alternative ist momentan der Parkplatz P1 vor der Grugahalle. Das Programm der Autokino-Reihe Motor-Movie wird von der Lichtburg kuratiert.

Das Programm im Überblick: 7. Mai (19 Uhr): Black Panther, 8. Mai, 16 Uhr: A Toy Story/19 Uhr: Mission: Impossible – Fallout, 9. Mai, 16 Uhr: Judy/19 Uhr: Lindenberg!, 10. Mai, 13 Uhr: Tom Sawyer, 16 Uhr: Green Book, 19 Uhr: Aquaman.

Tickets ab 12 € pro Auto. Der Preis variiert nach Vorstellungszeit. Infos: autokino-ruhr.de

Gut 100.000 Euro sind bislang aufs Spenden-Konto geflossen. In einem Brief an alle Kinofans, Unterstützer, Spender und Mutmacher hat Marianne Menze nun für die Solidarität bedankt. In einer Zeit, in der die Branchenverbände bereits vor einem großen Kinosterben warnen, schaue man „nun wieder wesentlich hoffnungsfroher auf die Zukunft unserer Essener Kinolandschaft“, erklärt Menze. „Vorausgesetzt, es kommt nicht zu einer zweiten Infektionswelle.“

„Wir bieten eine größere Sicherheit vor Infektionen als jeder Supermarkt“

Doch während Warenhäuser, Spielplätze und Museen schon wieder zugänglich sind, mussten die Kinos lange auf eine Perspektive warten. Auch die Lichtburg, Deutschlands größter Filmpalast, der mit seinen 1250 Plätzen doch dafür geschaffen scheint, bei entsprechend geringer Besucherzahl jede Abstandsregel einzuhalten.

Auch für die Kinosäle von Astra- oder Eulenspiegel-Filmtheater hat die Chefin der Essener Filmkunsttheater längst Schutz- und Hygienekonzepte entwickelt – von der Reduzierung der Zuschauerzahl über ausreichende Pausen für Reinigung und Durchlüftung bis zur Regelung der Toilettenbesuche. „Tatsache ist, dass wir schon heute eine wesentlich größere Sicherheit vor Infektionen bieten könnten als jeder Supermarkt!“, versichert Menze.

Auf dem Roten Teppich vor der Lichtburg kann Kinochefin Marianne Menze sonst regelmäßig Prominenz wie Regisseur Wim Wenders begrüßen.
Auf dem Roten Teppich vor der Lichtburg kann Kinochefin Marianne Menze sonst regelmäßig Prominenz wie Regisseur Wim Wenders begrüßen. © Vladimir Wegener

Lockerungen vom Lockdown waren trotzdem lange nicht in Sicht, auch wenn sich OB Thomas Kufen hinter ihre Belange stellt. „Es ist im Interesse der Stadt, dass die großartige Filmkunstkultur mit ihren Lichtspielhäusern die Corona-Krise gut übersteht“, heißt es in einer Stellungnahme des OB. „Auch hier können wir als Stadt unsere Möglichkeiten, wie Herabsetzung und Stundung von Miete und Gewerbesteuer, nutzen. Stolz bin ich auf Solidarität der Essenerinnen und Essener. Dem Spendenaufruf habe ich mich gerne angeschlossen“, so Kufen.

Ein ganzer Katalog von Baumaßnahmen unterstreiche zudem, dass man Deutschlands größten und schönsten Filmpalast, die Lichtburg, zukunftssicher machen will. Geschätzt 1,4 Millionen Euro sollen demnächst in die anstehende Sanierung der Fassade, sowie in Erneuerung von Stuhl-Bezügen, Brandschutzanlage und andere Teile der Gebäudetechnik fließen.

Dank der Soforthilfe des Landes, der Unterstützung der Filmstiftung NRW und durch die immense Spendenbereitschaft der Essener komme man so noch eine Weile durch die Krise, sagt Menze. Auch wenn die hohen Fixkosten bleiben. Und die Zeit nach der Schließung auch nicht allzu rosig aussieht. Neben den Kinos ist schließlich die gesamte Filmbranche von den Corona-Auflagen betroffen. „Neue deutsche Filme werden erst starten, wenn alle Kinos in Deutschland geöffnet sind“, fürchtet Menze. Große Internationale Filmstarts dürften noch länger auf sich warten lassen. Doch das sei kein Hinderungsgrund: „Wir werden in jedem Fall öffnen, sobald es erlaubt ist“, versichert die Kinofachfrau.

Nur nur prominente Lichtburg-Gäste sind sich sicher: „Die Essener sind klasse!“

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Menze ist zuversichtlich, dass die Menschen nach wochenlangem Serienstreamen auf dem Sofa das Kino als Gemeinschaftserlebnis vor einer großen Leinwand wieder zu schätzen wissen. „Wir sind hungrig auf Kino und wir haben den Eindruck vielen geht es ebenso.“ Nicht nur die hohen Spenden, vor allem auch die vielen Anrufe und Mutmach-Mails hätten diesen Eindruck bestätigt und eine Erkenntnis verstärkt, die ihr auch auswärtige Gäste, Schauspieler und Regisseure bei jedem Besuch in der Lichtburg vermitteln würden: „Die Essener sind klasse!“