Essen-Bergerhausen/Heisingen. Monique Michaelis fand über die Gemeinwohlarbeit Spaß am Bürojob. Jetzt kümmert sie sich verantwortlich um die Finanzen der Jugendhilfe in Essen.
Vom 1-Euro-Job zur kaufmännischen Leitung der Jugendhilfe und Jugendberufshilfe, von unklarer Berufsperspektive zum Herzensjob: Monique Michaelis (36) hat es geschafft. Ab 1. September ist sie in leitender Position bei der Stadttochter in Bergerhausen tätig. Dass sie so eine Karriere hinlegen würde, war nicht abzusehen. Eigentlich wollte sie Fußballerin werden, jetzt trainiert sie als Hobby Nachwuchskicker bei Borussia Dortmund.
Nach Hauptschule und Berufskolleg war der Borbeckerin nicht klar, wo der berufliche Weg hingehen sollte. „Ich habe damals hochklassig Fußball bei der SG Schönebeck gespielt, war Auswahlspielerin auf nationaler Ebene. Damals war durchaus eine Profikarriere möglich“, blickt Monique Michaelis zurück.
Ihr Vater sei von ihren sportlichen Plänen nicht begeistert gewesen, sie selbst habe abgeschreckt, bei einer Fußballkarriere Essen womöglich verlassen zu müssen. „Ich bin sehr bodenständig und heimatverbunden, liebe meine Heimat Essen. Schon das viele Reisen in Sachen Fußball hat mich genervt“, sagt sie.
Bürojob für eine Sportlerin mit großem Bewegungsdrang
Beruflich habe sie sich nach der Schule einiges vorstellen können: Erzieherin, Elektrikerin, einen Job bei der Bundeswehr. „Ich hatte aber Zweifel, ob ich für mich als Sportlerin mit großem Bewegungsdrang ein Bürojob das Richtige ist, bei dem ich acht Stunden am Schreibtisch sitzen muss“, sagt die 36-Jährige, die jetzt in Heisingen wohnt. Über den Essener Sportbund sei sie zu einem 1-Euro-Job in der Geschäftsstelle ihres Vereins SG Schönebeck gekommen – ihr erster Kontakt mit der Gemeinwohlarbeit und der Bürotätigkeit.
2005 kam sie als Teilnehmerin der Gemeinwohlarbeit zur Jugendberufshilfe. „Die Gemeinwohlarbeit ist ja dazu da, die Teilnehmer an den Berufsalltag heranzuführen, sie an Pünktlichkeit und Beständigkeit zu gewöhnen und ihnen Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu geben, damit sie herausfinden, was ihnen liegt“, erklärt Thomas Wittke, Geschäftsführer der Jugendhilfe und Jugendberufshilfe.
Teilnehmerin hat ihre Chance genutzt
Monique Michaelis hat diese Chance jedenfalls genutzt. An Pünktlichkeit musste sie sich nicht erst gewöhnen, an den Bürojob aber schon, der ihr aber durchaus Spaß machte. „Ich komme besser mit Zahlen klar als mit Namen“, hat sie festgestellt. Dass sie nur 1,25 Euro pro Stunde bekam, habe ihr nichts ausgemacht. „Es ging ja weniger ums Geld als darum, Orientierung zu finden.“
Bevor die Maßnahme beendet war, habe sie 2006 das Angebot erhalten, als erste Teilnehmerin eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Jugendberufshilfe zu machen. „Damals hieß es, ich könnte die Ausbildung hier machen, aber nicht übernommen werden.“ Um so größer war die Freude, als ihr noch vor dem Ende der dreijährigen Ausbildungszeit verkündet wurde, dass sie mit unbefristetem Vertrag übernommen würde.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit beim Jahresabschluss
In den vergangenen Jahren war Monique Michaelis in der Finanzbuchhaltung der JHE tätig, absolvierte nebenher eine Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin. Als die Stelle der kaufmännischen Leitung vor einigen Monaten kurzfristig frei wurde und der Jahresabschluss anstand, war ihre langjährige Erfahrung sehr gefragt. „Durch Corona hatte sich der Jahresabschluss sowieso verzögert und ich bin ja auch erst seit Januar im Amt“, so Geschäftsführer Thomas Wittke. Gemeinsam habe man die Aufgabe dann bewältigt, eine Vertrauensbasis aufgebaut.
Jugendhilfe betreut zahlreiche Kinder und Jugendliche
Die Jugendhilfe Essen betreut im Rahmen des offenen Ganztags rund 6500 Kinder in über 250 Gruppen.
Im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit seien rund 10.000 Kinder und Jugendliche in den Jugendhäusern an die Angebote angedockt.
Von der Jugendberufshilfe würden rund 3000 Jugendliche betreut, so Geschäftsführer Thomas Wittke.
Monique Michaelis ist nach und nach in die Position hereingewachsen, die sie jetzt bekleidet. Sie wird sich künftig um Jahresabschlüsse, Berichte an die Stadt und die Finanzierung der Maßnahmen und Projekte kümmern. „Ich bin der Meinung, dass die Finanzen eine tragende Säule unserer Arbeit sind. Das wird leider im sozialen Bereich oft als nicht so wichtig erachtet. Dabei steht und fällt unsere Arbeit damit“, sagt Thomas Wittke und verweist darauf, dass Jugendhilfe und Jugendberufshilfe ständig expandierten. Es gehe immerhin aktuell um 840 Mitarbeiter und 34 Maßnahmen, der Gesamtumsatz liege bei rund 40 Millionen Euro im Jahr.
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Doch Zahlen sind nicht alles. „Das ist schon ein Job, der mir sehr am Herzen liegt“, betont Monique Michaelis. Dass sie keine Profifußballerin geworden ist, habe sie nicht bereut. Heute ist sie in ihrer Freizeit als Nachwuchstrainerin bei Borussia Dortmund tätig. „Zweimal in der Woche auf dem Platz stehen, ist als Ausgleich zum Bürojob schön, aber beruflich wollte ich dann doch keine Trainerin werden, auch wenn es zwischenzeitlich die Chance dazu gab“.
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