Essen. Weltmusik auf dem Weltkulturerbe: Stoppok spielt mit befreundeten Künstlern aus aller Welt auf Zollverein. Konzertreihe soll fortgesetzt werden.

Wenn einer als Nordlicht in Hamburg geboren wurde, in Essen seine Jugend erlebt hat, aber auch schon im tiefsten Bayern heimisch war, dann ist das an sich schon eine spannende Mischung. Stoppok will diese Spannbreite aber noch musikalisch erweitern.

Dafür lädt er sich nicht nur befreundete Musiker aus dem Norden und Süden der Republik ein, sondern am liebsten auch Künstler mit ganz unterschiedlichen Wurzeln. „Stoppok und Artgenossen“ heißt das Format und hat am 3. Dezember auf der Essener Zeche Zollverein Premiere. Zu den Gästen gehört neben der jungen Berlinerin Cäthe, dem italienischen Liedermacher Pippo Pollina und der jungen Singer-Songwriterin Ami Warning dann auch BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken.

Stoppok riecht immer noch den Hopfen der einstigen Stern-Brauerei

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Stoppok und Artgenossen ist ein Konzertevent der besonderen Art. Gespielt wird normalerweise dort, wo der Sänger zuhause ist. Im bayerischen Landsberg und in Worpswede hat Stoppok die Reihe schon eingeführt. Und nun ist Essen dran.

Damit geht der Künstler gewissermaßen zurück zu den Wurzeln. Im Ruhrgebiet hat er die längste Zeit gelebt. „In der Krayer Zeche Bonifacius hatte ich mein Studio“, erzählt Stoppok an diesem Morgen auf dem Dach der Zollverein-Kohlenwäsche mit Panorama-Blick auf den Essener Norden. Das Zuhause-Gefühl hat der 64-Jährige im Ruhrgebiet immer noch. Nicht nur, wenn er an der einstigen Stern-Brauerei vorbei spaziert „und Hopfen riecht, wo gar keiner mehr ist“, berichtet Stoppok lächelnd von seinem jüngsten Spaziergang durch Essen.

Wie Stoppoks „Wetterprophet“ auf Indisch klingt

So ist das mit der Heimat. Manchmal hat man sie in der Nase. Aber auch die Gehörgänge lauschen gern dem Vertrauten. Bis Stefan Stoppok kommt und seine Lieder wie den „Wetterprophet“ beispielsweise mal auf Indisch singen lässt. Aber auch ein Bayer in Worpswede könne schon ganz schön exotisch klingen, erinnert sich Stoppok an vergangene Gigs.

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Was beim Konzert ganz genau passiert, das wissen auch die Künstler meist erst kurz vor dem Auftritt, wenn sich alle Beteiligten gemeinsam einspielen. „Jeder Abend ist ein Unikat und wird so nie wieder passieren“, betont Veranstalter Peter Sömmer, der jedes Mal aufs Neue verblüfft ist, wie Menschen, die zuvor nie miteinander gespielt haben, harmonieren. „Und am Abend ist dann alles wie aus einem Guss“.

„Wir müssen gucken, dass wir die Kultur wieder ans Laufen kriegen“

Wichtig sind Stoppok bei der Auswahl der Artgenossen aber nicht nur persönliche Sympathie und künstlerische Übereinstimmungen, sondern auch die Haltung. Dazu gehört für den Songwriter, der zu seinen „Artgenossen“ Liedermacher unterschiedlicher Generationen und Nationen zählt, die Musik eben nicht zuvörderst nach kommerziellen Aspekten auszurichten.

Stoppoks Gästeliste

„Stoppok und Artgenossen“ spielen am Donnerstag, 3. Dezember, ab 20.30 Uhr auf der Zeche Zollverein (Halle 12). Zu den Gästen gehören Cäthe, die Formation Süden 2 (Pippo Pollina/Werner Schmidbauer & Martin Kälberer), das Joel Havea Trio und Ami Warning sowie BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken. Das Konzert dauert etwa zwei Stunden.

Tickets (38/erm. 33 Euro) gibt es telefonisch unter 0180 6050400 (kostenpflichtig) und auf www.adticket.de sowie an allen Vorverkaufsstellen und im Besucherzentrum Ruhr in der Kohlenwäsche.

In diesen Corona-Zeiten geht es Stoppok aber noch um mehr: „Wir müssen gucken, dass wir die Kultur wieder ans Laufen kriegen.“ Auf der Zeche Zollverein will man seinen Beitrag dazu leisten. Dort, wo am Wochenende schon 600 Besucher in der ausverkauften Halle 12 „Ärzte“-Sänger Farin Urlaub lauschten, soll auch Stoppok vor ähnlich großem Publikum spielen – wenn es die Infektionslage im Dezember erlaubt.

Für Theodor Grütter, Vorstand der Stiftung Zollverein, ist der Auftritt des Poppoeten aus dem Pott ein Traumprojekt: „Weltmusik auf dem Weltkulturerbe!“ Stoppok habe nicht nur eine riesige Fangemeinde im Revier. „Die Musik ist ehrlich, deshalb passt sie ins Ruhrgebiet“, findet Grütter. Und wenn die Premiere gelingt, soll die Artgenossen-Reihe sogar eine feste Einrichtung werden.