Essen. Stoppok liefert auf seinem Album „Jubel“ Lösungen zu Umweltverschmutzung, Internet-Hass und Flüchtlingskrise, manche ironisch, manche ernst.
Es ist schon ein Phänomen: Wenn sich ein Album mit Umweltschutz, Fremdenfeindlichkeit und der Flüchtlingssituation beschäftigt, rechnet man heutzutage nicht unbedingt damit, dass es hier ganz heiter, warm und konstruktiv zur Sache geht – und dass dabei noch ein richtig gutes Stück Musik herauskommt. Doch das ist Stefan Stoppok mit dem Album „Jubel“ gelungen. Dabei arbeitet er oft mit Ironie wie in dem Song „Verjubeln“, der eine einfache Lösung für alle Umweltprobleme vorschlägt: „Komm wir verjubeln den Rest vom Paradies,/ damit endlich Schluss ist und sich der Spieß,/ für die Erde hier umdrehen kann, sie sich erholt…“
Wenn die Menschen also erstmal verschwunden sind, wird’s schon wieder aufwärts gehen. „Dazu hat mich dieser Planetenwitz animiert, den eigentlich jeder kennt: Treffen sich zwei Planeten, fragt der eine: Wie geht es dir? Sagt der andere: Mir geht es schlecht, ich hab Mensch! Sagt der andere: Das vergeht!“, erzählt Stoppok und schmunzelt. Hinzu kam, dass er im Radio hörte: Selbst bei einer Stadt wie Berlin dauert es nur 50 Jahre nach dem Verlassen, bis sich die Natur das Areal wieder zurückgeholt hat. „Das zeigt, wie lächerlich wir sind und wie sehr der Mensch sich überschätzt. Natürlich kann er mit Atomkriegen alles zerstören, aber selbst das würde die Natur wahrscheinlich überleben.“ Etwas beißend geht er im zweiten Umwelt-Song zur Sache: „Haben wir denn auch genug Müll gemacht?“
„Lass sie rein“ als Antwort auf die Flüchtlingssituation
Ganz unironisch und deutlich hingegen geht er an eines der großen politischen Themen dieser Zeit: „Lass sie rein“ heißt der gospelhafte Song – und man muss kein Genie sein, um zu erahnen, worum es geht. „Lass sie rein“ ist Stoppoks menschenfreundliche Antwort auf die Flüchtlingssituation in Europa, ein Appell an die Nächstenliebe. „Hast du Angst, dass dir hier irgendwer was nimmt? / Kann schon sein, dass das auch stimmt, / Doch das, was du hast, gehört dir nicht allein, / Du hast kein Recht darauf, das bildest du dir die ganze Zeit nur ein.“ Nachdem Stoppok diesen Song über seinen YouTube-Kanal veröffentlicht hatte, hagelte es fremdenfeindliche Kommentare. „Bis wir das sperren mussten, weil manche so etwas dankbar annehmen, um nach unten zu treten. Und das Interessante daran ist, dass da auch immer wieder Judenhass aufkam.“ Was ja mit der Flüchtlingssituation nichts zu tun hat, aber offenbar dieselbe Klientel auf die Palme bringt.
„Ich hab irgendwann einen Impuls gehabt, als ob die Flüchtlinge alle vor der Tür stehen. Und ich habe dieses Gefühl ausgedrückt. Da sagt man ja nicht: ,Lass sie mal rein‘ oder so, sondern: ,Lass sie alle rein, lass sie alle rein!‘ Das ist das Gefühl, das du hast. Wo du sagst: Das kann doch nicht wahr sein! Und wenn die vor der Türe krepieren, kannst du doch nicht sagen: Da sind aber Verbrecher dabei. Da muss man erst mal gucken.“ Wenn man das in Songzeilen gießt, macht Stoppok daraus auch die Botschaft: „Die Zukunft funktioniert nicht allein, / sei ein Mensch und lerne zu teilen.“
„Jubel“ als Signal für den Aufbau einer besseren Zukunft
Nach dem eher pessimistischen und melancholischen Album „Operation 17“ schlägt „Jubel“ viel öfter andere Töne an und krempelt die Ärmel für den Aufbau einer besseren Zukunft auf („Pack mit an“) oder schlägt auch persönliche Liebestöne an („Wenn 2 zueinander passen)“. Er macht einen Ausflug in den Irish Folk mit „Ein Sternehotel“. Und wird mal wieder medienkritisch mit „100 Mio Follower“ und „Kein Update“… Obwohl: „Für mich ist es normal, auch neue Technologien kritisch zu beobachten. Das heißt aber nicht, dass ich sie verdamme. Denn wenn es das Netz und die ,Sozialen Medien’ nicht gäbe, dann könnte ich nicht seit zwanzig Jahren unabhängig agieren. Bei aller Kritik den Medien gegenüber: Es gibt kein besseres System.“
Stoppok: Jubel (Ground Sound/Indigo)