Essen-Karnap. Direkt am Karnaper Markt in Essen gelegen, ist das Jucaka ein beliebter Treff für Teenager. Sozialarbeiter Marc Kallmeyer leitet das Jugendcafé.
Ein Kicker und ein Billardtisch, bequeme Sofas, ein Platz zum Musik hören und Playstation spielen, ein Ort, an dem man sich angenommen fühlt – viel mehr braucht ein Treffpunkt nicht, um von Teenagern akzeptiert zu werden. Und genauso sieht es im Jugendcafé Karnap, kurz Jucaka, aus, das seit zwölf Jahren besteht und im Stadtteil der einzige Treff für Zwölf- bis 18-Jährige ist.
Direkt am Karnaper Markt gelegen, ist das Jucaka, das vom VKJ, Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten, getragen wird, nicht zu übersehen: Die Türen des Backsteinbaus stehen immer offen, jeder ist willkommen. Drinnen wartet Marc Kallmeyer, der ist eigentlich das Gesicht des Jugendtreffs. Seit zehn Jahren ist der Sozialarbeiter die einzige feste Kraft, er ist Kumpel und Freund, Lebens- und Berufsberater und manchmal auch Autorität für die Jungen und Mädchen, die hierher kommen. Um die 20 waren es vor Corona, die fast täglich auf der Matte standen und im Jucaka ihre Freizeit verbrachten.
Regelmäßig wird gemeinsam gekocht und Musik gemacht
Wie sie das machen, das ist ihnen überlassen: Zwang ist im Jucaka ein Fremdwort. „Natürlich machen wir Angebote, aber die sind frei“, sagt Marc Kallmeyer. Zum Beispiel wird regelmäßig gemeinsam gekocht und gebacken, bei schönem Wetter auch der Grill auf den Hinterhof gestellt. Immer wieder gibt es Bastel-, Kunst- und Musikprojekte, wie zuletzt das Beatbox-Projekt. Zu allen Aktivitäten werden die Jugendlichen mit eingebunden und übernehmen Aufgaben, „ich bin kein Alleinunterhalter“, sagt Kallmeyer.
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Musik hören ist sowieso ein großes Thema: Über eine kraftvolle Bluetoothbox können die Jugendlichen ihre eigenen Playlists abspielen, dazu einfach auf dem Sofa abhängen. „Für viele, die zu uns kommen, ist das hier ein zweites Zuhause“, weiß Kallmeyer, „die sind täglich bei uns“.
Noch nie wurde etwas mutwillig zerstört oder geklaut
Denn nicht alle haben in ihrem ersten Zuhause einen Ort für sich; die Familien sind groß, die Wohnungen eher klein. Viele leben noch nicht lange in Deutschland, „wir haben ganz unterschiedliche Nationalitäten“. Umso wichtiger sei für diese jungen Menschen, dass sie sich akzeptiert fühlten – und einen Erwachsenen kennen, dem sie alles anvertrauen können, der sie ernst nimmt.
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Marc Kallmeyer hat für alle und alles ein offenes Ohr. So hilft der 46-Jährige auch schon mal bei den Hausaufgaben oder bei Bewerbungsschreiben. Dafür gibt es zwei Computerplätze, an denen nicht nur gesurft, sondern auch gedruckt werden kann. Dass die Teenager ihr Jucaka schätzen, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie sie sich verhalten. „So lange ich hier bin, wurde noch nie etwas mutwillig zerstört oder geklaut.“ Dass das Jucaka ein cooler Ort ist, hat sich auch schon außerhalb Karnaps herumgesprochen. Die jungen Leute kommen mittlerweile auch aus Altenessen an den Markt.
Corona hat bei den Jugendlichen Zukunftsängste ausgelöst
Diese Art der Jugendarbeit sei gar nicht hoch genug zu bewerten, findet auch VKJ-Sprecherin Mareike Schulz. Doch das Budget, dass die Jugendhilfe der Stadt dem Träger zur Verfügung stelle, sei immer knapp bemessen. Zu knapp, um zum Beispiel eine zweite Kraft einzustellen.
„Aber wir wollen uns gar nicht beschweren, sind froh, dass Personalkosten, Sachkosten und Miete übernommen werden“, so Mareike Schulz. Und es bleibe immer noch genug übrig, um zum Beispiel ein Sommerferienprogramm zu starten: Dieses Jahr fiel es allerdings coronabedingt etwas kleiner aus.
Überhaupt habe Corona das Denken der Jugendlichen verändert, sagt Marc Kallmeyer, viele seien ernster geworden, hätten plötzlich Angst vor der Zukunft und würden keine Perspektive für sich sehen. Da müsse man gut aufpassen und viel miteinander sprechen, sind sich Marc Kallmeyer und Mareike Schulz einig. Denn es wäre fatal, wenn durch die Pandemie zu viele junge Menschen zurückgelassen werden würden.
Die Bedürfnisse der Jugendlichen stehen im Vordergrund
Ein wesentliches Ziel der Arbeit im Jucaka ist der Erwerb sozialer Kompetenz wie der Förderung von selbstständigem Handeln, dem Treffen von eigenständigen Entscheidungen, der Übernahme von Verantwortung für sich und andere sowie der Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen.
Im Jucaka stehen die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen sowie deren Entwicklung und Förderung im Vordergrund. Hier haben sie die Möglichkeit, mitzumachen, mitzureden, mitzubestimmen und mitzuentscheiden.
Dabei orientiert sich unsere Aufgabe an den Stärken und Kompetenzen der Jugendlichen und zielt ab auf: Ich-Stärkung, Einbindung in soziale Gruppen, Akzeptanz unterschiedlicher Kulturen und Herkunftsländer, sinnvolle Freizeitgestaltung und Begleitung in die (berufliche) Zukunft.
Ehrenamtliche Unterstützung ist immer gerngesehen und wird benötigt.
Das VKJ-Jugendcafé hat Montag, Donnerstag und Freitag von 13 bis 20 Uhr und Dienstag und Mittwoch von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt: 8462762
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