Essen-Vogelheim. Die katholische Einrichtung in Vogelheim ist eine der ältesten Jugendfreizeitstätten in Essen. Täglich kommen 100 Kinder in das ehemalige Kino

Einfach mal alles loslassen und Kind sein - so könnte das Motto des Jugendhofs Vogelheim lauten. Denn mit seinem Engagement und seinem vielfältigen Freizeitangebot zieht die katholische Einrichtung im Essener Norden seine jungen Besucher in den Bann. Und zwar seit 53 Jahren.

Der Jugendhof Vogelheim ist eine der ältesten Kinder- und Jugendfreizeitstätten in Essen. Seit 1966 ist das ehemalige Kinogebäude Treffpunkt für Kinder aller Altersklassen und Herkünfte. Hier können sie einfach ohne Anmeldung vorbeikommen und ihre Zeit gemeinsam verbringen. Aber auch eine Übermittagsbetreuung, samt warmer Mahlzeit und Hausaufgabenerledigung unter Aufsicht, bietet die Einrichtung für insgesamt 15 festangemeldete Kinder an.

Werkstudentin Dana Verfürden hilft Sofian bei den Hausaufgaben. Die Jugendlichen erfahren hier Unterstützung und Wertschätzung.
Werkstudentin Dana Verfürden hilft Sofian bei den Hausaufgaben. Die Jugendlichen erfahren hier Unterstützung und Wertschätzung. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Täglich kommen 100 Kinder in die Jugendeinrichtung

„Durchschnittlich 100 Kinder besuchen uns jeden Tag“, sagt Sozialarbeiter Christian Roth, der seit 17 Jahren Leiter des Jugendhofs Vogelheim ist. „Unsere Besucher kommen fast alle aus sozial schwachen Familien, die meisten Eltern werden finanziell unterstützt“, so Roth weiter. Aber auch Kinder mit Migrationshintergrund oder Flüchtlingskinder finden ihren Weg in den Jugendhof. „Wir sind hier eine komplett bunte Mischung an Menschen - aber genau das macht uns zu einer großen Familie,“ betont Christian Roth.

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„Ich komme hierhin, um mit meinen Freunden zu reden und in Ruhe Musik zu hören“, erzählt die 14-jährige Melina freudestrahlend. „Ich bin mehrmals in der Woche hier, alle hören mir zu und sind meine zweite Familie“, so das junge Mädchen weiter. Die Lounge ist ihr Lieblingsort, „hier können wir einfach für uns sein und quatschen“.

Internet-Café, Billiard und Kicker und ein großer Werkraum

Die Freizeitmöglichkeiten im Jugendhof sind vielfältig: Es gibt einen großen Saal mit Billardtischen und Kickern, ein Internet-Cafe und sogar einen extra Play-Station-Raum- und das sind nur einige Beispiele. „Besonders beliebt ist unser eigenes kleines Vogelheimer Schwimmbad“, so Roth, „im Wechselbetrieb von 15 Minuten baden die Kinder im hauseigenen Pool.“ Der wird natürlich nur im Sommer im Außengelände aufgebaut, wenn es warm ist.

Außerdem bietet der Jugendhof verschiedenste kreative Gruppenangebote. Dort wird gemeinsam an Projekten gearbeitet, beispielsweise an der Gestaltung einer eigenen Zeitung. Aber es wird auch gebastelt und gedübelt, gebaut und geschraubt. Dafür gibt es einen großen Werkraum, der von Jungen und Mädchen gleichermaßen genutzt wird.

Einrichtung ist bis 21 Uhr geöffnet

Der Jugendhof in Vogelheim ist bereits seit Oktober 1966 für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung geöffnet, nun schon 53 Jahre. Davor war die Jugendeinrichtung ein altes Kino, am 2. Mai 1965 lief die letzte Vorstellung.

Ab 14 Uhr können Kinder aller Altersklassen in der Straße Am Lütkenbrauk 12 vorbeikommen, um 19 Uhr müssen die jüngsten Besucher nach Hause. Jugendliche ab der fünften Klasse können bis 21 Uhr im Jugendhof bleiben. Am Wochenende bleibt die Einrichtung geschlossen.

Das Programm am Jugendhof ist vielfältig: Er bietet den jungen Besuchern kostenlos zahlreiche Freizeitmöglichkeiten an, wie zum Beispiel einen Werkraum oder ein Internet-Café.

Weitere Informationen und Impressionen unter https://www.jugendhof-essen.de/

Hausaufgabenbetreuung wird gut genutzt

Auch der Ernst des Lebens kommt hier nicht zu kurz: In der Hausaufgabenbetreuung werden in aller Ruhe und unter helfender Aufsicht die Schularbeiten erledigt, das nutzen viele Kinder aus Vogelheim und Bergeborbeck. Die meisten kommen direkt nach dem Unterricht in den Jugendhof. „Nach Schulschluss mache ich mich sofort mit dem Bus auf den Weg, hier kann ich einfach Spaß haben und meine Freunde treffen,“ erzählt die 14-jährige Joann.

Christian Roth leitet den Jugendhof seit 17 Jahren. Er bietet immer wieder neue Projekte an, die die Kinder und Jugendlichen begeistern.
Christian Roth leitet den Jugendhof seit 17 Jahren. Er bietet immer wieder neue Projekte an, die die Kinder und Jugendlichen begeistern. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Doch all das ist nicht ohne Hilfe möglich: Zwei Vollzeitkräfte, viele Ehrenamtliche, sowie Werkstudenten und FSJler sind täglich im Einsatz und bilden ein buntes Team, das sich gut versteht und von den Kindern geradezu geliebt wird.

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Finanziert durch die Stadt, die Kirchengemeinde und Stiftungen

„Ich habe bereits vor meinem Studium im Jugendhof gearbeitet,“ erklärt die 26-jährige Werkstudentin Dana Verfürden, die aktuell Soziale Arbeit in Essen studiert. „Mir sind die Kinder ans Herz gewachsen,“ schwärmt die engagierte junge Frau, „ich bin hier zwei Mal in der Woche und das Mädchen für alles.“

Finanziert wird die Einrichtung durch städtische Landesmittel, den Träger der katholischen Pfarrgemeinde St. Dionysius in Borbeck sowie diverse Stiftungen. Dabei ist der Besuch des offenen Bereichs komplett kostenlos. Lediglich für die Übermittagsbetreuung muss eine gewisse Summe gezahlt werden. Diese richte sich aber nach dem Einkommen der Eltern, mit der Möglichkeit der Förderung durch das Bildungs- und Teilhabepaket der Stadt.

Eine virtuelle Ostereierjagd durch Vogelheim

Für die nahe Zukunft hat Leiter Christian Roth einiges geplant. „In den Osterferien möchten wir erstmalig eine virtuelle Ostereierjagd durch Vogelheim anbieten“, sagt er, „mithilfe von Geodaten sollen die Kinder auf Entdeckungstour gehen.“ Genau mit solchen Projekten ist der Jugendhof am Puls der Zeit, also ganz nah an den Interessen der Kinder und Jugendlichen. „Wir müssen uns auch weiterentwickeln und an deren Wünsche anpassen,“ so Roth weiter. So gebe es im gesamten Haus inzwischen WLAN, „das ist ja heute unverzichtbar“.

Und das Konzept hat Erfolg. „Mittlerweile schicken Eltern, die selber früher bei uns waren, ihre Kinder in den Jugendhof“, sagt Christian Roth, „hier herrscht eine gewisse Verbundenheit, die man nicht überall findet.“ Deshalb veranstalte der Jugendhof regelmäßig auch Ehemaligentreffen. „Unser Haus ist Tradition, und für viele Vogelheimer ein Stück Heimat“, so Roth.