Essen. . Das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg am Westbahhof wird aufwändig saniert. Warum die Kosten so hoch sind, aber immer noch niedriger wären als ein Neubau.

Die Fenster des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs in Frohnhausen sehen aus, als hätte man sie mit Pflaster verarztet. Tatsächlich: Klebeband bedeckt Risse in den Scheiben. „Die Risse entstanden durch die natürliche Bewegung des Gebäudes“, sagt Willy Rasche, der Vize-Chef der Schule. Doch wenn man die Fenster des Hauses, das Ende der Sechziger entstand, erneuern will, betrifft das gleich die ganze Fassade. Das liegt an der Konstruktion. Und die Fassade ist am Dach aufgehängt. Also muss man auch ans Dach.

So kam eins zum anderen am Nixdorf-Berufskolleg, schon vor fünf Jahren sollte die Fassade erneuert werden, doch dann kamen noch Schäden an Leitungen, ein feuchter Keller, in dem regalmeterweise die Akten verschimmelten, sowie PCB-Funde in Wandfarben und im Fensterkitt hinzu. Resultat: „Komplexe Mängel“, heißt es nüchtern in einem Sachstandsbericht der städtischen Immobilienverwaltung. Die Zahl spricht für sich: 12,3 Millionen Euro sind nötig für die Kernsanierung.

Kernsanierung bis 2018

Damit ist das Nixdorf-Berufskolleg (2000 Schüler) mit seinen renommierten Bildungsgängen, die vor allem für die IT-Wirtschaft von Belang sind, die mit Abstand teuerste Schul-Sanierung, die die Stadt jetzt in Angriff nimmt. Auf Platz zwei liegt derzeit die Gesamtschule Bockmühle (Altendorf), wo für mehr als drei Millionen Euro der Brandschutz erneuert wird.

12,3 Millionen – zum Vergleich: Der komplette Neubau einer Grundschule mit integrierter Kita in Haarzopf, eröffnet letzten Sommer, kostete knapp zehn Millionen. Lohnt sich nicht auch in Frohnhausen ein Neubau? Alle, die sich mit der Materie auskennen, verneinen – und verweisen nach Schonnebeck, wo die größentechnisch vergleichbare Gustav-Heinemann-Gesamtschule neu geplant wird, veranschlagt sind rund 50 Millionen Euro. Bei „Nixdorf“ gibt es außerdem den Sonderfall: Das Berufskolleg steckt voller höchst wertvoller Technik. Viele einzelne Fachräume sind hervorragend ausgestattet.

„Die Stadt hat uns nie hängenlassen, hier ist immer etwas gemacht worden“, lobt Vize-Schulchef Willy Rasche. So viel Technik mit ihren Leitungen würde aber einen Neubau auch nicht gerade billiger machen. „Mit 50 Millionen“, heißt es, „kämen Sie bei einem Nixdorf-Neubau niemals hin.“ Nach den Osterferien beginnt die Kernsanierung, die bis 2018 andauern wird, rund 650 Schüler werden dauerhaft nach Stadtwald ausweichen: Dort stehen Teile der Gesamtschule Süd leer, weil sie seit 2012 keine neuen Fünfer-Jahrgänge mehr bildet. Für Willy Rasche, seit 1980 an dieser Schule, eine „der größten Herausforderungen, die ich erlebt habe.“ Aber: „Wir sind ein gutes Team, wir schaffen das.“