Essen-Bergeborbeck. Die Emschergenossenschaft startet den letzten Bauabschnitt an Berne und Borbecker Mühlenbach. Noch einmal eine Investition von 130 Mio Euro
1. Spatenstiche sind in Wahlkampfzeiten eine beliebte Beschäftigung für Politiker, die wiedergewählt werden möchten. Ullrich Sierau (SPD), der Dortmunder Oberbürgermeister, verspürt diesen Druck nicht mehr, denn er tritt in vier Wochen nicht mehr an. Doch auch er griff am Freitag gemeinsam mit seinem CDU-Kollegen Thomas Kufen gerne zum Spaten, um als Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft ein für Essen wichtiges Bauprojekt auf den Weg zu bringen: Die Berne und der Borbecker Mühlenbach werden nun endgültig vom Abwasser befreit. Eine Herkulesaufgabe im dicht besiedelten Essener Norden, für die die Emschergenossenschaft weitere 130 Millionen Euro investiert.
Sechs Kilometer Abwasserkanal sind in Essen aktuell im Bau
Im Berne-System, zu dem neben der Berne und dem Borbecker Mühlenbach auch der Stoppenberger Bach, der Pausmühlenbach und der Sälzerbach gehören, liegen rund 20 Kilometer an Gewässern in Verantwortung der Emschergenossenschaft. Knapp acht Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen sind bereits fertig, sechs Kilometer sind aktuell schon im Bau. Besonders die Stadtteile Dellwig und Borbeck sind von den Baustellen stark betroffen, zumal die Stadtwerke Essen gleichzeitig ihre Abwasserkanäle an das neue System anschließen müssen.
Über eine halbe Milliarde
Derzeit nehmen die Berne und ihre Nebenläufe noch das Abwasser von 320.000 Menschen auf. Jetzt wird ein bis zu 17 Meter tief liegender Kanal gebaut, der einen Durchmesser von bis zu 3,80 m haben wird.
Insgesamt werden in Essen 590 Mio. Euro investiert, davon sind bisher 235 Mio. Euro ausgegeben worden.
Von den beiden nun startenden Projekten sollen die Bürger weit weniger mitbekommen. „Denn das Areal ist ohne Wohnbebauung und Anliegerstraßen“, sagt Pressesprecher Ilias Abawi. „Das ist mit Dellwig nicht vergleichbar.“
Abwasser ist Ende nächsten Jahres im Kanal verschwunden
Es wird nun ein 2,5 Kilometer langer Kanal am Borbecker Mühlenbach zwischen Jahnstraße und Sulterkamp gebaut sowie ein 3,5 Kilometer langer Kanal an der Berne etwa vom Altenessener Bahnhof bis zum Sulterkamp. 2022 werden diese Kanäle nach Angaben der Emschergenossenschaft fertiggestellt.
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Durch die Inbetriebnahme der bereits fertigen Unterläufe der Kanäle im Berne-System wird die Abwasserfreiheit in der Emscher jedoch wie geplant bereits Ende 2021 erreicht sein.
„Der Emscher-Umbau hat ein Mehr an Lebens-, Aufenthalts- und Wohnqualität mit sich gebracht“, schwärmte Dortmunds Oberbürgermeister über die Erfahrungen in der Westfalenmetropole. Er bedauerte, dass für die Belastungen durch den Umbau „in der Region gelegentlich das Verständnis fehlt, besonders, wo es eng ist. Aber die Stadtgesellschaft wird davon profitieren, wenn man die Berne wieder sieht“.
Thomas Kufen sieht es genau so: „Das schafft neue Möglichkeiten zur Naherholung und für Freizeitangebote in Essen.“