Essen. Lastenräder gehören in anderen Großstädten längst zum Alltag. Doch ausgerechnet in Essen öffnet jetzt ein Fachgeschäft.
Ausgerechnet in Essen – einer Stadt, die nicht den Ruf hat, besonders fahrradfreundlich zu sein – eröffnet am Wochenende ein Fachgeschäft für Lastenräder. „Die Zeit ist mehr als reif“, sagt Julian Busch, der das neueste „Punta Velo“-Geschäft leiten wird. „Punta Velo“-Filialen gibt es bereits in Berlin und Köln.
In deutschen Großstädten, die stärker vom grünen Milieu geprägt sind als Essen, sind Lastenräder im Trend. Denn man kann mit ihnen Kleinkinder in die Kita transportieren, den Wochen-Einkauf stemmen, und vielfach haben sich längst auch Handwerker und andere Gewerbetreibende davon überzeugt, dass Lastenräder echte Alternativen zu Autos sind. „Zu unseren Kunden zählt auch ein Steinmetz, der mit dem Lastenrad Grabsteine transportiert, zumindest die kleinen Ausführungen für Urnengräber“, berichtet Julian Busch. Auch Rentner, die ihr Auto abschaffen, aber ihren Kasten Mineralwasser noch selbst transportieren können, legten sich häufig ein Lastenrad an.
Zwei Jahre suchte man eine passende Immobilie für ein reguläres Geschäft
„Punta Velo“ verkauft bislang Lastenräder in Berlin und Köln, doch eigentlich ist es ein Unternehmen aus dem Ruhrgebiet: Der Firmensitz ist in Dorsten; dort verwirklichte sich der Firmengründer vor zehn Jahren einen Traum; stieg aus der IT-Branche aus und fing an, Lastenräder zu verkaufen. „Da wurde er erst noch oft ausgelacht“, berichtet Julian Busch. „Heute haben die Leute, die ihn auf dem Marktplatz ausgelacht haben, alle selbst ein Lastenrad.“
Der Versuch, in Dorsten ein Ladenlokal zu gründen, schlug fehl, und schon vor etwa fünf Jahren zog man nach Essen - an die Westendstraße, ins Gewerbegebiet nach Frohnhausen. Es ist allerdings kein Geschäft für Publikumsverkehr, sondern für die Abwicklung von Vertriebs- und Reparaturangelegenheiten. „Zwei Jahre haben wir eine passende Immobilie gesucht, um ein richtiges Geschäft zu eröffnen“, sagt Julian Busch. Gefunden wurde nun ein Laden in der „Grünen Mitte“, dem neuen Univiertel, mit viel ebenerdigem Platz vor der Tür für Probefahrten, ohne Autos.
Preise: Los geht’s bei 2380 Euro
Sechs Lastenrad-Marken werden dort ab Samstag, 1. August, bei „Punta Velo“ verkauft; außerdem Anhänger und Falträder. „Wir vermeiden es absichtlich, von ,Spezialrädern’ zu sprechen, so wie es früher mal verbreitet war“, sagt Busch. „Denn das Lastenrad ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Auch Kunden, die bislang nachweislich keine großen Fahrradfreunde sind, gewinnen dem Thema etwas ab: „Jeder erkennt auf Anhieb, dass es sich um hochwertige, vielseitige Gefährte handelt.“ Das günstigste Lastenrad bei „Punta Velo“ kostet 2380 Euro, das teuerste etwa 8.000 Euro.
Die Zahl der Lastenräder, die elektrische Unterstützung haben, also E-Bikes sind, hat die Zahl der Lastenräder ohne Motor längst bei weitem überflügelt. „Vor zwei Jahren waren es noch 20 Prozent E-Lastenräder, heute sind es 80“, sagt Julian Busch. Das Lastenrad symbolisiere den um sich greifenden Mobilitätswandel, der nicht allein Umweltgedanken folgt, sondern schlichtweg dem Wunsch vieler Bürger nach weniger Stress im Alltag Rechnung trägt: „Das Lastenrad ist im Vergleich zum Auto klein, platzsparend, praktisch und gesund.“ Und schafft Parkplatz-Probleme ab.
Lastenräder können auch geliehen werden
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC verleiht in Essen Lastenräder. Unter dem Titel „ELA – Essener Lastenräder“ können neun verschiedene Modelle in unterschiedlichen Stadtteilen ausgeliehen werden. Zusätzlich im Programm sind Anhänger, die dazu gebucht werden können.
Info und Buchung: essener-lastenrad.de
„Punta Velo“ öffnet in der Meyer-Schwickerath-Straße am Samstag, 1. August.
Mehr Nachrichten aus Essen: www.waz.de/essen