Essen. . Zwei Essener haben sich ein E-Auto angeschafft und sagen, dass sie damit Geld sparen. Die Infrastruktur in der Stadt sei für einen Umstieg geeignet.

  • Für hundert Kilometer Fahrt werden nur drei Euro an Stromkosten benötigt
  • Der Elektrowagen war kaum teurer als ein vergleichbares Benziner-Modell
  • An manchen Ladestationen tanken die Essener sogar zum Nulltarif

Rund 200 Elektroautos sind in Essen zugelassen. Auch mit der Umweltprämie kommt kein Schwung in den Verkauf. Viele Fahrer scheuen die Umstellung auf Elektroantrieb wegen der Anschaffungskosten und der relativ geringen Reichweite. Doch zwei Essener aus Burgaltendorf, die sich gemeinsam ein E-Auto angeschafft haben, sagen genau das Gegenteil.

Sie sparen Geld und haben – zumal mit dem relativ dichten Essener Ladenetz – genug Saft bis zur nächsten Steckdose. „Wir haben keine Sorge, stecken zu bleiben“, sagen Joachim Schleithoff und sein Lebenspartner Karl-Heinz Koch-Schleithoff. „Wir haben den Kauf keine Minute bereut.“

In Burgaltendorf geht es steil hoch und runter. Wenn der Wagen den Hang mit einem leichten Summen runter braust, sieht Koch-Schleithoff auf der Anzeige, dass die Batterie sich selbst auflädt. „Genial“, findet er das. So geht keine Energie verloren. Dann ist es nicht schlimm, wenn der Kleinwagen beim Anstieg wieder richtig Saft schluckt. Bis zu 120 Kilometer schafft der Diplom-Sozialarbeiter mit einer Batterieladung. Das reicht aus, um für seine Arbeit kreuz und quer durch die Stadt zu fahren, morgens beim vier Kilometer entfernten Bäcker Brötchen zu holen und all die anderen Alltagsdinge zu erledigen.

Natürlich ging es beim Umstieg von Diesel auf Strom um bessere Luft. „Wir wollten auch unseren eigenen Beitrag für das Grüne Hauptstadt-Jahr leisten“, erzählt der 60-jährige Joachim Schleithoff. Aber viel draufzahlen wollten sie nicht – und auch nicht auf die ein oder andere Annehmlichkeit beim Fahren verzichten.

Mussten sie auch nicht. „Wir haben alles gegengerechnet“, betont Schleithoff. Das viersitzige Stadtauto, ein elektrobetriebener Citroën C-Zero, kostete sie im August nach Abzug der Umweltprämie genau 16 250 Euro - und war damit auch nicht teurer als so mancher Benziner. Damit das Auto zu Hause in nur zwei Stunden vollgetankt wird, ließen sie sich in der Garage für 1150 Euro eine Ladestation und eine Starkstromleitung installieren (für längere Aufladezeiten gehört ein Ladegerät des Herstellers zur Standardausstattung). Die Vollkaskoversicherung kostet 382 Euro, die 42 Euro teure Kfz-Steuer entfällt in den ersten zehn Jahren und die Jahresinspektion, so rechnet Schleithoff, „wird zwischen 100 und 150 Euro kosten.“ Sollte die teure Batterie kaputt gehen, ist das nicht ihr Problem - auf die gibt es acht Jahre Garantie.

Am meisten sparen sie beim Sprit: Für hundert Kilometer benötigt der Wagen drei Euro Hausstrom. Die beiden Autobesitzer fahren aber auch gerne zum Nulltarif. Wenn sie in Wuppertal sind, bietet ein großes Möbelhaus eine koslose Ladestation ab, in Mülheim ist es ein Discounter, in Essen ein Autohaus im Westviertel. „Nach einer halben Stunde ist die Batterie wieder zu 80 Prozent voll“, freut sich Karl-Heinz Koch-Schleithoff.

Das Bezahlsystem ist zwar noch kompliziert. Aber mit zwei Chips, die die beiden Essener nach einer Einmalregistrierung bei zwei Anbietern erhielten, können sie mühelos die meisten Ladestationen nutzen. Der Betrag wird später über Kreditkarte und Bankeinzug eingezogen. Die nächste Ladestation finden sie ganz leicht auf einer App. „Hier ist immer eine in der Nähe“, berichten die Beiden.

Und die Urlaubsreise? „Da mieten wir uns ein Auto“ – oder sie tauschen wie jetzt für die Fahrt in die Normandie den Elektrowagen gegen das Auto eines Bruders. Für den Familienbesuch in Hamm nutzen sie schon jetzt ihr E-Auto. Auf der Hin- oder Rückfahrt machen sie Rast an einer Gaststätte. Davor steht eine Ladestation, ebenfalls zum Nulltarif. Nach einer Tasse Kaffee geht es schon weiter. Demnächst wollen sie mit dem E-Auto 250 Kilometer weit - nach Zeeland an die Nordsee. Joachim Schleithoff hat schon auf seine App geschaut. „Wir können in Eindhoven oder Antwerpen tanken.“ Passt.