Essen. Dem Urteil des Amtsgerichtes im Januar folgte ein Tumult im Saal. Jetzt kommt es zur Berufung am Landgericht Essen mit massivem Polizeiaufgebot.

Ein massives Aufgebot aus Polizisten und Justizwachtmeistern sichert seit Dienstag am Landgericht Essen die Berufungsverhandlung gegen acht Angeklagte mit libanesischen Wurzeln, die vor einem Jahr einen 18-Jährigen auf einem Schulhof im Essener Stadtteil Altendorf verprügelt hatten. Nachdem Amtsrichterin Claudia Schlarb am 16. Januar das Urteil gegen die Angeklagten verkündet hatte, war es zu Tumulten gekommen. Deshalb jetzt der große Sicherheitsaufwand.

Ungewöhnlich: Für das Verfahren hat die Justiz einen Nebeneingang des Gerichtes in der Kortumstraße geöffnet, um die Zuschauer besser auf ihrem Weg zu Saal N001 kontrollieren zu können. Aber der Andrang lässt sich mit der ersten Verhandlung vor dem Amtsgericht nicht vergleichen. Corona sorgt für ausgedünnte Zuschauerreihen, so dass nur zwölf Zuhörer einen Platz hinter einer Plexiglasabtrennung finden.

Schlägerei im Video festgehalten

Viel passiert nicht am ersten Verhandlungstag. Das Urteil des Amtsgerichtes wird vorgelesen. Bis zu drei Jahre und drei Monate Jugendstrafe hatte das Jugendschöffengericht verhängt. Danach fragt Richterin Ute Hartung, ob die Angeklagten wirklich ihre Berufung durchziehen wollen. Eine solche Frage stellt sich immer nur bei einer guten Beweislage. Auch hier war es so: Einer der Angeklagten hatte die gesamte Aktion gefilmt und ins Internet gestellt.

Nach Ansicht des Amtsgerichtes ließ sich mit den Bildern gut feststellen, wer wie fest und teilweise brutal auf den 18-Jährigen eingetreten hatte. Nur beim Motiv hatte das Gericht sich schwer getan. Anfang hatte es geheißen, es habe sich um eine nicht gewünschte Beziehung innerhalb verfeindeter Clans gehandelt. Aber das ließ sich nicht beweisen, ein Motiv blieb offen.

Zwei ziehen Berufung zurück

Nach der Beratungspause am Landgericht geht es am Dienstag nur noch mit sechs Angeklagten weiter, denn zwei ziehen ihre Berufung zurück und geben sich mit dem Urteil des Amtsgerichtes zufrieden. Beim Rest wird überlegt, ob es am nächsten Verhandlungstag zu einem solchen Schritt kommen wird.

Mehrere von ihnen haben in anderen Sachen noch weitere Verfahren bei der Strafjustiz laufen. Einer soll im Jugendknast eine kleine Gang gegründet haben und deshalb verlegt worden sein.

Beschwerden über Haftbedingungen

Draußen auf der Straße diskutieren die überwiegend weiblichen Zuhörer, wie schlimm die Haftbedingungen seien. Einer habe die ersten drei Monate in Einzelhaft verbringen müssen, klagt eine Frau. "Das sind doch keine Terroristen," habe sie dem Personal der Jugendstrafanstalt eindringlich gesagt. Sie räumt allerdings ein: "Mist haben die gebaut, und dafür müssen sie büßen. Aber nicht so."