Essen. Im Prozess um eine Prügel-Aktion auf ein Mitglied einer libanesischen Großfamilie aus Essen zeigt ein Video das ganze Ausmaß der Brutalität.

Das Video dauert genau zwei Minuten und 49 Sekunden. Die Bilder sind erschreckend. Sie zeigen, wie immer wieder auf einen am Boden liegenden Mann eingetreten wird – wie gegen einen Fußball. Dass das Opfer am Ende aufstehen und weggehen kann, gleicht fast einem Wunder. Seit rund einer Woche beschäftigt die brutale Prügel-Aktion in Altendorf das Essener Amtsgericht. Angeklagt sind acht junge Männer aus dem Umfeld einer libanesischen Großfamilie. Worum es überhaupt ging? Auf jeden Fall um Rache – für angebliche Beleidigungen und Bedrohungen. Vielleicht aber auch um die Bestrafung für Foto-Erpressungen von Mädchen.

Sieben gegen einen – und ein Angeklagter filmt die Gewalt-Orgie

Das Video hatte einer der Angeklagten mit dem Handy gefilmt. Es soll schon kurz danach im Internet kursiert sein. Es beginnt damit, dass mehrere junge Männer losrennen. Der Tatort ist ein Schulhof in Altendorf. Das Opfer, ein Mitglied einer verfeindeten Großfamilie, hat keine Chance: sieben gegen eins, wenn man den Filmenden abzieht.

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Der 18-Jährige, hält die Hände schützend über den Kopf, versucht mehrfach, unter ein Gebüsch zu kriechen, wird jedoch über den Asphalt wieder zurückgezogen. Dann wird weiter geschlagen und getreten – auch von oben auf den Körper. Am Ende hat er nicht mal mehr ein T-Shirt an.

Einer, der sich besonders hervortut, trägt ein dreifarbiges T-Shirt und eine Baseballkappe. Im Prozess musste er sich am Montag immer wieder Anfeindungen eines der anderen Angeklagten gefallen lassen. Man hatte ihn anfangs offenbar als Verräter ausgeguckt. „Eine absolute Lüge“, sagt er selbst dazu.

Einer der Angeklagten sagt aus: „Allen war klar, was Sache ist“

Was damals überhaupt besprochen worden ist, wollte die Richterin von ihm wissen. „Dass der was aufs Auge kriegt“, lautete die Antwort. „Allen war klar, was Sache ist.“ Dass ein Video gemacht worden ist, will ihn damals, am 4. Juni, gar nicht interessiert haben. „Bei mir gingen einfach die Lichter aus.“ Bei ihm ging es wohl darum, dass er und sein Vater beleidigt worden sind.

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Nach einer ersten Vernehmung durch die Polizei war er bei einer Schwester in Dortmund untergetaucht. Hinter den Kulissen gab es aber offenbar schon Bemühungen, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Der Ermittlungsleiter der Polizei berichtete am Montag von Gesprächen zwischen Mitgliedern der beiden Großfamilien. Danach habe sich der Gesuchte selbst gestellt. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Der Prozess wird fortgesetzt.