Essen. Essen landet in einem NRW-Städtevergleich nur auf Platz 297. Mehrere Punkte ziehen die Stadt nach unten, in einem aber ist Essen Spitzenreiter.

Essen schneidet in einem aktuellen Vergleich aller 396 NRW-Städte allenfalls mäßig ab. In der Rangfolge, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) aufgestellt hat, landet die Ruhrmetropole auf Platz 297 und somit im hinteren Mittelfeld. Spitzenreiter im Land ist die Stadt Monheim, die vor allem mit ihrer wirtschaftsfreundlichen Politik punktet. Immerhin in einem Punkt lässt Essen alle Städte hinter sich: bei der Fahrzeit zur nächsten Autobahn.

Das IW hat für sein Städteranking die Städte und Gemeinden nach vier Themenbereichen untersucht: Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen und Lebensqualität. Diese untergliedern sich in insgesamt 17 Indikatoren, die gleichgewichtig in die Untersuchung einflossen. Die Studie will kurz vor dem Kommunalwahlkampf aufzeigen, wo die Stärken und Schwächen der Städte liegen. Schließlich, so die Verfasser, können „regionale Akteure über verschiedene Stellschrauben die Entwicklung der Regionen steuern und auf diese Weise den Erfolg einer Region maßgeblich beeinflussen“.

Woran also liegt es, dass Essen vergleichsweise schwach abschneidet?

Dafür gibt es gleich mehrere Faktoren. So sind die Gewerbesteuerhebesätze in Essen im Vergleich vieler Städte viel zu hoch. Mit einem Hebesatz von aktuell 480 Prozent gehört Essen zu den 100 Spitzensteuerstädten im Land. Monheim verlangt dagegen nur 250 Prozent. Immerhin hat Essen seit 2010 die Gewerbesteuer nicht mehr angerührt. Sie ist seither konstant - hoch.

Bei den anderen Indikatoren im Bereich Wirtschaft steht Essen dagegen nicht so schlecht da. Beim Breitbandausbau für die Wirtschaft landet die Stadt auf Rang 97, bei den Patentanmeldungen sogar auf dem 26. Platz und bei der Steuerkraft belegt die vor allem mit hohen Altenschulden kämpfende Kommune immerhin Rang 129 in NRW.

Zu wenige Jobs, zu wenig Wohnungsneubau

Die größten Defizite hat Essen dagegen in den Bereichen Arbeit und Wohnen. Beim Thema Arbeit belegt Essen einen äußerst schwachen 383. Platz. Damit schneiden nur 13 Städte und Gemeinden hier noch schlechter ab. Bei allen drei untersuchten Indikatoren Arbeitsplatzversorgung, Wanderung der 30- bis 50-Jährigen sowie Beschäftigungsquote bei Frauen liegt Essen hinten.

Das IW hat im Bereich Arbeit unter anderem gemessen, wie viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze auf alle erwerbsfähigen Männer und Frauen kommen. Die These dahinter: „Regionen mit einem umfangreichen Arbeitsplatzangebot sind attraktiver und ziehen vermehrt Fachkräfte an“. Für Essen heißt das schlechte Abschneiden: Die Stadt hat trotz eines Beschäftigungsaufbaus in jüngster Zeit immer noch im Vergleich zu den wirtschaftlich starken Städten zu wenige Jobs zu bieten. Die hohe Arbeitslosenquote ist Ausdruck dafür. Die mangelnde Arbeitsplatzversorgung ist wohl ebenfalls eine Erklärung dafür, dass Essen auch beim Indikator „Wanderung“ schlecht dasteht, also die mittleren Altersschichten eher wegziehen als nach Essen kommen.

Platz 1 aller Städte für die Nähe zu Autobahnen

Natürlich gehört zu einer Stadt, die Fachkräfte anlocken will, neben dem Jobangebot auch ein attraktives und ausreichendes Angebot an Wohnungen. Doch da hapert es laut IW-Untersuchung in Essen an zwei Faktoren: Zum einen findet in Essen vergleichsweise wenig Neubau statt (Platz 278) und die Essener leben - für eine Großstadt jedoch nicht untypisch - auf relativ wenig Raum, so dass Essen bei der Wohnfläche pro Einwohner nur den 388. Platz belegt. In Zahlen heißt das: Im Schnitt hat ein Essener 40,5 Quadratmeter zur Verfügung. Der Landesdurchschnitt liegt bei 44 Quadratmetern und die Spannbreite zwischen den Städten reicht von 37,4 Quadratmetern bis 59,8.

Die Ergebnisse im Überblick

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat 396 Kommunen in NRW untersucht. Das sind die Platzierungen in den Themenbereichen für Essen:

Niveauranking

Gesamtplatz: 297

Wirtschaft: 195

Arbeit: 383

Wohnen: 320

Lebensqualität: 97

Dynamikranking

Gesamtplatz: 220

Wirtschaft: 58

Arbeit: 291

Wohnen: 236

Lebensqualität: 306

Immerhin: Beim vierten Themenkomplex der IW-Studie, der Lebensqualität, landet Essen mit Platz 97 unter den Top 100 der NRW-Kommunen. Ärztedichte, Grünflächen, die Altersstruktur und Kaufkraft - bei all diesen Faktoren ist Essen im Mittelfeld zu finden. Bei einem Kriterium schafft es Essen wie erwähnt auf den ersten Rang aller NRW-Städte: die Nähe zur Autobahn. Ob das jedoch in jeden Fall auf die Lebensqualität einzahlt, ist zumindest fraglich.

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat aber nicht nur den Status Quo der NRW-Städte untersucht, sondern auch geschaut, wie sie sich in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Und da schaut es für Essen zwar nicht ganz so trostlos aus aber auch nicht zufriedenstellend. Bei der Auswertung der dynamischen Entwicklung kommt Essen auf Rang 220 – landet also nur im Mittelfeld. Vor allem bei den Baugenehmigungen und der jünger werdenden Bevölkerung, die durch Zuzug begründet ist, hat Essen in jüngerer Zeit Boden gutgemacht. Dagegen sticht die schleppende Entwicklung der Kaufkraft besonders negativ hervor.

Hier geht’s zum IW-Städteranking