Essen. Es geht zu weit, ein Eis umzubenennen, findet Redakteur Frank Stenglein. Bedauerlich sei, dass der Eismacher trotz des Zuspruchs eingeknickt sei.

Rassist ist, wer Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder anderer gruppenbezogener Merkmale herabsetzt. Kein Rassist ist, wer Religionen oder Lebensweisen kritisiert, weil er sie für antiliberal oder undemokratisch hält; das ist vielmehr sein gutes Recht. Erst recht kein Rassist ist, wer Mohr heißt und vor 50 Jahren eine Eis-Kreation schuf, die er „Mohren-Kuller“ taufte. Ihn und seine Nachfahren hat man vielmehr in Ruhe zu lassen und nicht mit unverschämten Briefen unter Druck zu setzen, wie es das Essener „Anti-Rassismus-Telefon“ tat.

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Die Rassismus-Debatte ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Was einmal mit der richtigen Absicht begann, Vorurteile zu bekämpfen und Minderheiten gleiche Rechte zu verschaffen, ist längst zu einer Hexenjagd mutiert, bei der selbst ernannte Rassismus-Fahnder den Menschen ihre verqueren Sprachverbote aufzwingen wollen – und sich dabei gebärden, als hätten sie Exekutivfunktionen. Im konkreten Fall haben sie es nicht mal für nötig befunden, sich über die Hintergründe des inkriminierten Namens zu informieren.

Rufmord kann die Existenz vernichten

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Bedauerlich, dass der Eismacher trotz des vielen Zuspruchs sofort eingeknickt ist, denn so konnten die Briefschreiber leider ihren Willen durchsetzen. Andererseits kann man Verständnis aufbringen: Manchen Geschäftsleuten ist es schlecht bekommen, sich mit politischen Fanatikern anzulegen. Schnell kursieren im Internet Boykottaufrufe, in Städten mit militanter Antifa landeten gar schon Steine im Schaufenster. Rufmord kann die Existenz vernichten. Doch wer nicht eines Tages im Tugend-Terror einer Minderheit aufwachen will, muss auch mal Rückgrat zeigen.

Wie viel Rassismus steckt im Wort Mohr? Geht es zu weit, ein Eis umzubenennen? Nein, findet Kollege Thomas Mader. Das Wort Mohr wirke verletzend. Lesen Sie hier unser Contra zur Debatte um den Eisbecher aus Essen.