Essen. „Mohren-Kuller“ - Eisdiele in Essen geriet wegen der Benennung von Eis-Kreationen ins Visier von Rassismus-Fahndern. Namen sind aber erklärbar.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat im Rassismus-Streit um das Eiscafé „Mörchens“ Stellung bezogen und das Rüttenscheider Geschäft gegen Vorwürfe in Schutz genommen, andererseits aber auch Verständnis für das „Aufdecken von Alltagsrassismus“ gezeigt.

Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich mittlerweile mit den beanstandeten Eis-Kreationen von „Mörchens“ befasst.
Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich mittlerweile mit den beanstandeten Eis-Kreationen von „Mörchens“ befasst. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

„Ob Eissorten im Jahr 2020 tatsächlich den zitierten Namen Mohr tragen müssen, ist natürlich zu hinterfragen“, erklärte der OB auf Anfrage. „Der Eisdielenbesitzer hat aber den Kontext und den Ursprung der Bezeichnung Mohr und Mörchen nachvollziehbar dargelegt. Damit hätte die Sache erledigt sein können“, so Kufen wörtlich.

Anti-Rassismus-Telefon schrieb dem Eismacher einen Brief mit Forderungen

Der Eisdielen-Besitzer Dirk Hermanski hatte vor einigen Tagen einen Brief des Essener Anti-Rassismus-Telefons erhalten, in dem er aufgefordert wurde, seine Eis-Kreationen „Mohren-Kuller“ und „Mohren-Birne“ möglichst rasch umzubenennen, da diese Namenswahl „eindeutig als rassistisch einzustufen“ sei, wie die Rassismus-Fahnder meinen.

Tatsächlich gehen die Namen nach Hermanskis Angaben jedoch auf die Mutter des Eismachers zurück, die die Traditions-Eisdiele früher selbst führte. Sie hieß mit Mädchennamen Rita Mohr und hat die beiden auf Schokolade basierenden Eis-Sorten bereits vor 50 Jahren kreiert. Seither werden Mohren-Kuller und Mohren-Birne in Essen-Rüttenscheid den Kunden kredenzt.

OB: Vorgehen gegen Rassismus zu wichtig, um es an einer Eissorte aufzuziehen

„Das Aufdecken von sogenanntem Alltagsrassismus sowie das Vorgehen gegen Rassismus und Diskriminierung ist mir zu wichtig, um es an einer Eissorte aufzuziehen“, betont Oberbürgermeister Thomas Kufen. Er wünsche sich, dass die „wichtige gesellschaftliche Debatte auf einer sachlichen Ebene“ geführt werde.

Eismacher Dirk Hermanski hat nach eigenen Angaben mittlerweile mit einer Aktivistin des Anti-Rassismus-Telefons ein Telefongespräch geführt und dabei bedauert, dass das Anliegen der Rassismus-Bekämpfung durch die Posse um die Eissorten in Misskredit geraten sei.

Viel Kritik in sozialen Medien für das Einknicken des Eismachers

Hermanski hatte sich rasch entschieden, dem Aktivisten-Druck nachzugeben und seine Kreationen umzubenennen, die künftig wohl „Mörchens-Kuller“ und „Mörchens-Birne“ heißen werden. In den Diskussionen in den sozialen Medien wird dies ganz überwiegend als unnötiges Einknicken kritisiert. Er erhält aber auch Lob.

Nach dem WAZ/NRZ-Bericht griffen zahlreiche überregionale Medien den Konflikt um die Essener Eiscafé auf, sodass der Fall mittlerweile bundesweit bekannt geworden ist.