Essen. Wie viel Rassismus steckt im Wort Mohr? Geht es zu weit, ein Eis umzubenennen? Nein, findet Redakteur Thomas Mader. Das Wort Mohr sei verletzend.

Es ist nicht Himbeere. Es ist nicht Pistazie. Es ist die Schokolade, die den Eisbecher des Anstoßes zum Mohren-Kuller oder zur Mohren-Birne macht. Und natürlich sind diese „Süßen Träume“ nicht nur benannt nach ihrer Schöpferin Rita Mohr, sonst hießen sie ja Mohr-Kuller oder Mörchen-Birne. Es sind doppeldeutige Kalauer mit der Hautfarbe.

Aber was ist daran anstößig?

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Zunächst ist der Rassismus-Vorwurf die größte Keule. Und für Eiskugeln so unangemessen wie ein Boykott – obwohl es freie Marktwirtschaft ist, wenn der Kunde mit den Füßen abstimmt. Sprechen wir lieber über Klischees und Gefühle.

Aufmerksamkeit für die Bedeutung von Worten

Die Worte Neger und (seltener) Mohr sind eben nicht rein deskriptiv. Sie wirken verletzend, weil sie oft bewusst so eingesetzt werden. Wenn einem im Vorbeigehen einmal zu oft „Neger!“ zugeraunt wird, reagiert man entsprechend, wenn Süßwaren auch noch so daherkommen. Zumal Mohrenköpfe und ähnliche „Wortspiele“, ob süß oder sauer, doch sehr eindeutig im Farbspektrum verteilt sind.

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So verändert sich die Bedeutung von Worten – und darauf aufmerksam zu machen, ist ein berechtigtes Anliegen. Denn Sprache ist nicht nur Sache des Absenders – auch wenn der „schon immer“ so gesprochen hat. Sie dient dem Austausch. Und wenn beim Empfänger Herabsetzung ankommt, hat Sprache ihren Zweck verfehlt.

Man muss darum nicht Pippi Langstrumpf („Negerkönig“) umschreiben – ein Vorwort tut es schon. Und den Gender-Stern (Lehrer*in) kann man auch aus stilistischen Gründen ablehnen. Sprache wird eben ständig neu verhandelt. Das bringt uns weiter, solange es zivilisiert geschieht.

Es geht zu weit, ein Eis umzubenennen, findet Kollege Frank Stenglein. Bedauerlich sei, dass der Eismacher trotz des Zuspruchs eingeknickt sei. Lesen Sie hier unser Pro in der Debatte um einen Essener Eisbecher.