Essen. Vom Schlosspark bis zum renaturierten Güterbahnhof: Der Großraum Borbeck bietet alles für eine lange Rundwanderung durch grüne Landschaften.

Borbeck hat den uralten Schlosspark, das ist bekannt. Weniger bekannt sind die Richtung Emscher führenden Bachtäler sowie die ausgedehnten Grünzüge, von denen einige erst in den letzten Jahrzehnten im Zuge der Renaturierung ehemaliger Industrieflächen entstanden. All diese Grünflächen lassen sich sehr gut zu einer Rundwanderung verbinden, die nur hin und wieder auch über Straßen führt: Auf den Spuren von Parks und Gärten – das vernetzte Grün im Essener Westen.

Der Schlosspark ist eine der ältesten Parkanlagen des Rheinlands

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Startpunkt ist der Parkplatz an der Frintroper Straße, der gleich an den unter Denkmalschutz stehenden Schlosspark grenzt. Der im 18. Jahrhundert als englischer Landschaftsgarten geplante Park, dessen Ursprünge sogar bis ins 16. Jahrhundert reichen, gilt als einer der ältesten des Rheinlands.

Schloss Borbeck war die historische Sommerresidenz der Essener Fürstäbtissinnen, im Jahr 1826 gelangte das Ensemble in den Besitz der Familie von Fürstenberg, die es 1941 an die Stadt Essen verkaufte. Der Name von Schloss und Stadtteil wird auf die im Park entspringende Borbecke zurückgeführt, die unter anderem die Schlossteiche speist und nach 1,4 Kilometer in den Pausmühlenbach mündet.

Der tanzende Strommast „Zauberlehrling“ der Berliner Künstlergruppe Inges ist einer der Attraktionen rund um Haus Ripshorst im Grenzgebiet Essen/Oberhausen.
Der tanzende Strommast „Zauberlehrling“ der Berliner Künstlergruppe Inges ist einer der Attraktionen rund um Haus Ripshorst im Grenzgebiet Essen/Oberhausen. © Foto: Jochen Tack

Die Wanderung führt auf alten Waldwegen hinab zum barocken Wasserschloss und dem dazugehörenden Wirtschaftsgebäude. Die Erkundung der Wege in dem immerhin 40 Hektar großen Park könnte eine eigenständige Wanderung sein, doch für die Tour belassen wir es bei der Umrundung des Schlosses und verlassen den Schlossgarten Richtung Osten, um in das Pausmühlenbachtal einzutauchen. Dieses Tal sah nicht immer so idyllisch aus wie heute, der Bach ist erst seit dem Jahre 2018 von den Zuleitungen der Kanalisation befreit und wird bis Ende 2020 renaturiert sein.

Schöne Aussichten von der Münstermannstraße in Gerschede

Im Stadtteil Gerschede liegt am Wegesrand der auf 84 Meter Höhe liegende Ausblick an der Münstermannstraße, von wo aus der Wanderer ein weites Panorama in das Emschertal genießt. Man erkennt den Tetraeder in Bottrop, auch die Zeche Prosper II mit dem auffälligen Malakowturm und die Kirche Sankt Michael in Dellwig lassen sich leicht identifizieren. Nun wird der Stadtteil Gerschede durchquert, um mit dem Barchembachtal ein weiteres Bachtal zu erreichen, und kurze Zeit später ist die unter Denkmalschutz stehende evangelische Gnadenkirche erreicht.

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Nach dem städtischen Friedhof am Schildberg quert die Tour die Bahngleise an der Dellwiger Straße und wir gelangen zum Gleispark Frintrop. Von dem ausgedehnten Sammelbahnhof aus starteten früher die aus den benachbarten Zechen zusammengestellte Kohlewaggons ihre Reise, umgekehrt kam Erz aus aller Welt für die Hüttenwerke in Oberhausen an. Die auf diese Weise eingeschleppten Samen und Sporen trugen im Laufe der Jahrzehnte zur Entwicklung einer einzigartiger Naturlandschaft bei, beförderten eine Neubesiedlung durch Neophyten bzw. Neozonen und das ohne Menschenhand.

Über 250 Pflanzenarten sind im Gleispark Frintrop dokumentiert

Auf dem 25 Hektar großen Gelände der Gleisanlage konnten 251 Pflanzenarten dokumentiert werden, einige stehen sogar auf der Roten Liste. Hier gibt es sogar die Kreuzkröte, eine besonders gefährdete Krötenart. Nach der Durchwanderung des Gleisparks wird Essen in nordwestlicher Richtung verlassen, um auf Oberhausener Stadtgebiet den Emscher Landschaftspark mit dem Haus Ripshorst zu erreichen.

Der Gleispark Frintrop, ein ehemaliger Güterbahnhof, der nach der Stilllegung zu einem Landschaftspark wurde.
Der Gleispark Frintrop, ein ehemaliger Güterbahnhof, der nach der Stilllegung zu einem Landschaftspark wurde. © Foto: Jochen Tack

Das Informationszentrum dort informiert über Kunst, Natur und Industrielandschaft, nebeneinander gibt es hier so unterschiedliche Attraktionen wie den Gehölzgarten, den Emscher Klärpark, die geschwungene Kanalbrücke, und das Kunstwerk Zauberlehrling. Der tanzende Strommast dient als Wendepunkt der Tour.

Läppkes Mühlenbach war der erste renaturierte Abwasserbach der Emscher

Der Rückweg folgt wieder den Bachläufen auf Mülheimer und Essener Stadtgebiet. Wir durchwandern nacheinander das Tal des Läpkes Mühlenbach, das Hexbachtal und das Winkhauser Tal. Läppkes Mühlenbach war der erste, den die Emschergenossenschaft schon 1991 aus den Zwängen der Abwasserkanalisierung befreite. Eine Pioniertat, von der sich damals kaum einer vorstellen konnte, was sie alles in Gang setzte – bis hin zur bald wieder reines Wasser führenden Emscher. Einige Meter der alten Läppkes-Betonrinne wurden bewusst erhalten, sind mittlerweile aber fast zugewachsen, was bedauerlich ist. Denn das kleine Denkmal dokumentiert direkt am Wanderweg, wie brutal krass der Unterschied war zu dem heute lieblich mäandernden Bach.

Fünf Stunden reine Gehzeit

Der Rundweg in Kürze: Schlosspark Borbeck – Pausmühlenbachtal – Friedhof am Schildberg – Gleispark Frintrop – Haus Ripshorst – Läppkes Mühlenbach – Hexbachtal – Winkhauser Tal – Kamptal – Terrassenfriedhof – Schlosspark Borbeck.

Die Länge beträgt 23 Kilometer, die reine Gehzeit fünf Stunden, zu bewältigen sind 220 Höhenmeter im Aufstieg und im Abstieg; Anreise zum Ausgangspunkt per Auto: Parkplätze an der Frintroper Straße am Schlosspark Borbeck, ÖPNV: Haltestelle Abzweig Aktienstraßen, Straßenbahnlinien 104 und 105. Dank der durchgehend gut ausgebauten Wege ist die Tour auch per Fahrrad möglich.

Die Wege in den Tälern sind sehr gut ausgebaut und am Wochenende sind diese auch stark von Radfahrern bevölkert. Zum Abschluss der Tour ist man dann aber wieder mit den Fußgängern alleine: Der Terrassenfriedhof in Schönebeck, 1926 nach den Plänen von Rudolf Korte angelegt, folgt dem regionalplanerischen Reformwerk von Robert Schmidt. Dieses sah vor, Friedhöfe in die Landschaft einzubetten, und sie neben ihrem Zweck als Begräbnisorte auch als Erholungsfläche für die Bevölkerung zu öffnen. Über die Wege in den Schönebecker Siepentälern und die Schluchtstraße ist dann nach fast fünf Stunden reiner Gehzeit der Parkplatz erreicht. (mit F.S.)

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