Essen. Schönebeck ist geprägt von einer kleinteiligen Naturlandschaft, die auf unzähligen Wegen entdeckt werden kann. So gibt es das in Essen nur hier. Tipp für die Essener Touristiker: Hier würde ein beschilderter Rundweg Sinn machen.

Kaum ein Essener Stadtteil ist so durch Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete geprägt wie Schönebeck. Doch worin genau besteht diese Qualität? Schönebeck kann etwas bieten, das gerade wegen seiner Kleinteiligkeit einmalig ist in Essen: die Siepentäler, die den Stadtteil durchziehen und ihm ein ganz eigenes Gepräge geben. Die Schönheit dieser Landschaften fällt nicht unbedingt sofort ins Auge, man muss sie entdecken.

Als Siepen bezeichnet man feuchte Wiesentäler mit Quellbächen, die nicht viel Wasser führen und in heißen Sommern auch mal austrocknen. Versiegelung etwa durch den Bau von Siedlungen ist deshalb Gift für das empfindliche Öko-System, weil den Siepentälern so Regenwasser entzogen wird. Die Älteren können sich noch erinnern, dass es heftiger plätscherte, bevor Schönebeck ein begehrter Wohnstandort wurde. Was noch da ist, ist aber sehenswert genug, zumal die Unterschutzstellung weitere Flächenverluste verhindert.

Man sollte sich einfach treiben lassen - und ein bisschen Zeit mitbringen

Wo beginnen mit dem Gang durch die Siepentäler? Das ist gar nicht so einfach. Es gibt nicht die eine, entscheidende Attraktion, man sollte sich ein bisschen treiben lassen, vielleicht öfter kommen. In Schönebeck könnten sich die Essener Touristiker von der Marketing GmbH durch die Erarbeitung und Ausschilderung eines Siepental-Rundwegs Verdienste erwerben.

Bis dahin hilft die von der Stadt herausgegebene Essener Wanderkarte - und einige Tipps: Am Brausewindhang - ein wunderbar sprechender Name - könnte man anfangen. Vielleicht auch an der Herbrüggenstraße in Höhe der Eisenbahnbrücken oder an der Heißener Straße unten in der Senke oder am Bergkamp, einer Straße, die so ist wie sie heißt, mit Häusern, von denen einige heute wie Villen wirken, deren Ursprung als ärmliche Kötterhäuser aber noch zu erkennen ist. Schönebeck war vor 40, 50 Jahren ein größeres Dorf, das von Bergbau und Landwirtschaft geprägt war - und nicht wenige Einwohner nutzten beides, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Nachteil des Naturschutzes: Die Natur wuchert alles zu

Von all diesen Straßen gehen Wege ab, die sich zu einer beliebig langen Wanderung kombinieren lassen. Im Ruhrgebiet gehen Städte häufig ineinander über - hier ist das anders. Zwischen Schönebeck und Mülheim gibt es einen klaren Stadtrand, was nicht der geringste Verdienst der örtlichen SPD ist, die seit langem darauf pocht, Winkhauser Tal, Kamptal und die Schönebecker Schlucht zu erhalten.

Einen Nachteil allerdings hat der strenge Naturschutz: Wo es früher in Schönebeck mehr offene Wiesenlandschaften gab und man die Bäche wirklich sah, wuchert heute die Natur alles ungebremst zu. Die Kleinteiligkeit ist in Gefahr. Das alte Lied: Wo das Gute ist, ist auch die Übertreibung nah.

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