Essen-Borbeck. . Die Grünanlage soll in ihren historischen Zustand zurück versetzt werden. Alte Wege und der Stufen-Wasserfall werden wieder hergestellt.

Spaziergänger, die zurzeit in Ruhe durch den Borbecker Schlosspark laufen möchten, sind von ungewohntem Baustellenlärm irritiert: Bagger kreuzen den Hauptweg des ältesten Essener Parks. Sie heben einen neuen Weg aus. Es ist die erste Maßnahme des umfangreichen Pflegewerks, das den Park zum Teil wieder in seinen Ursprungszustand versetzen soll.

Für alle Maßnahmen stehen insgesamt eine Million Euro zur Verfügung, größtenteils finanziert durch Landesmittel. 40 Borbecker haben sich nun bei einer Führung von Ludger Niermann, dem zuständigen Projektleiter von Grün und Gruga, erklären lassen, was aus „ihrem“ Park werden soll. Dass den Borbeckern der Park sehr am Herzen liegt, zeigten sie schon bei der Baumpflanzaktion. Mehr als 100 Bäume wurden mit Hilfe von Bürgerspenden seit dem Pfingststurm „Ela“ auf Grundlage des Parkpflegewerks an geeigneten Stellen nachgepflanzt.

29 der 42 Hektar Parkfläche werden umgestaltet

Ludger Niermann (3.v.r.) stellte den Borbeckern das Konzept für „ihren“ Schlosspark vor, der zum Teil in seinen Ursprungszustand versetzt wird
Ludger Niermann (3.v.r.) stellte den Borbeckern das Konzept für „ihren“ Schlosspark vor, der zum Teil in seinen Ursprungszustand versetzt wird © Socrates Tassos

2012 stellte der Rat der Stadt den Schlosspark unter Denkmalschutz. Die Wurzeln des Parks liegen im 16. Jahrhundert, als die Fürstäbtissinnen das Schloss Borbeck zu ihrer Sommerresidenz machten. Ursprünglich ein Waldpark, waren es auch Fürstäbtissinnen, die die Umwandlung in einen Landschaftspark vorantrieben.

Den Schlosspark unter Denkmalschutz zu stellen, war mit der Auflage verbunden, ein Parkpflegewerk auf den Weg zu bringen. Dieses Gutachten wurde von dem Landschaftsarchitekten Achim Röthig erstellt. Ziel ist es, dem historischen Gartenkunstwerk ebenso wie der heutigen Nutzung gerecht zu werden – auf 29 der insgesamt 42 Hektar großen Parkfläche.

95 Prozent der Wege im Schlosspark noch ursprünglich

Dieses Bild von der Kaskade entstand Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dieses Bild von der Kaskade entstand Mitte des 20. Jahrhunderts. © OH

„Zum Glück ist ein großer Teil der Wege erhalten. 95 Prozent sind noch wie zu Zeiten der Fürstäbtissinnen“, sagt Ludger Niermann. Das, was er als „Autobahn“ bezeichnet, der breite gerade Weg, der vom eisernen Tor in und durch den Park führt, gehört nicht dazu. „Den gab es ursprünglich so nicht“, erklärt Niermann und zeigt zum Beleg einen alten Plan. Deshalb die Bagger und Radlader. Die „Autobahn“ zerschneidet eine früher zusammenhängende Wiese. In Zukunft wird sich der neue Weg entlang der Sträucher schlängeln und die Wiese wird wieder eins. Zwischen den Schotterhaufen lässt sich die Wirkung nur erahnen. Deutlicher wird sie schon beim Rückblick auf das Schloss vom großen Teich aus. „Die ehemalige Sichtachse wird wieder freigestellt“, erklärt Ludger Niermann.

Neue Blickachsen werden geschaffen

In deren Mittelpunkt steht dann nicht das Schloss, sondern die große Wiese. Sichtachsen sind ein weiteres großes Kapitel des Parkpflegwerks. Zugewucherte Blickrichtungen sollen wieder frei gelegt werden. Für diese Maßnahmen kam „Ela“ nicht ungelegen. Nach dem Wegräumen zerstörter Bäume und Sträucher wurden alte Blickrichtungen wieder sichtbar, die jetzt erhalten werden sollen. „Es muss nicht alles platt gemacht werden“, sagt Ludger Niermann.

Vom Sommersitz zum Park-Denkmal

Laut historischem Abriss in dem Parkpflegewerk wurde der Schlosswald erstmals zwischen 1588 und 1598 in einen Park umgewandelt – durch Fürstin-Äbtissin Elisabeth II. Das Schloss war ihr Sommersitz.

Nach der Verwüstung im 30-jährigen Krieg wurde das Schloss von 1646 bis 1688 neu errichtet. Zudem wurden Spazierwege und eine Obstplantage sowie terrassenförmige Steingärten angelegt.

Nach der Auflösung des Stifts ging das gesamte Eigentum 1803 in preußisches Staatseigentum über – und hatte danach viele vermögende Besitzer: zuletzt die Familie von Fürstenberg, die das Schloss 1941 an die Stadt Essen verkaufte.

Erst ab 1920 wurde die Anlage als Volkspark geöffnet: Neben einem Gondelteich gab es einen Schießplatz, ein Tiergehege und Musikpavillons.

2012 wurde das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt des Parkpflegewerks sind die drei Täler des Parks mit ihren Quellbereichen und dem großen Teich. Die Täler sollen erhalten und deutlicher herausgearbeitet werden. Bis Mitte 2017 ist geplant, die frühere Kaskade, die zum Teich führte, in „irgendeiner“ Form nachzubauen. „Sie so zu bauen, wie sie im Original war, ist allerdings nicht möglich“, erklärt Niermann.

Quellenlage ist dürftig

Nicht alles Historische wird renoviert oder nachgebaut. Die Quellenlage beim Tombeau, dem Grabmal, und dem „Wirtshäusgen“ sei relativ schlecht, heißt es in dem Gutachten. Auch den Eiskeller und das Teehäuschen auf der früheren Insel, zu der eine Brücke führte, wird es nicht geben. „Das heißt aber nicht, dass auf diese Orte nicht in irgendeiner Weise hingewiesen wird“, betont Ludger Niermann. Eine Bank mit Blickrichtung zur großen Wiese oder Stelen seien denkbare Möglichkeiten.