Essen. Die Unternehmensleitung hat die Gespräche mit den Vermietern abgebrochen. Eine Rettung in letzter Minute ist damit unwahrscheinlicher denn je.
Die Rettung der beiden Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser in Essen wird immer unwahrscheinlicher. Die Beschäftigten der Galeria-Kaufhof-Filiale am Willy-Brandt-Platz stellen sich seit Donnerstagnachmittag (9. Juli) darauf ein, dass ihr Haus am 31. Oktober endgültig die Pforten schließt. Auch für die Karstadt-Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz soll es kaum noch Überlebenschancen mehr geben. Rund 200 Beschäftigten droht die fristlose Kündigung.
Es war wieder ein dramatischer Tag für die 100 Beschäftigten am Willy-Brandt-Platz. Von 9.30 bis 13 Uhr fand erneut eine Betriebsversammlung statt, eine Anwältin beriet das von Kündigung bedrohte Personal. Dann um 14 Uhr der Paukenschlag: In einer Telefonkonferenz mit der Essener Geschäftsführung und dem Betriebsrat teilte die Konzernleitung unmissverständlich mit: Die Unternehmensleitung verhandele nicht mehr mit den Vermietern der Karstadt-Kaufhof-Filialen.
„Ich sehe für unsere Filiale keine Chancen mehr“
Damit steht fest: Nur sechs der 62 Filialen in Deutschland werden gerettet, die übrigen 56 haben die Gewissheit, dass sie jetzt „Schließungshäuser“ sind. „Ich sehe für unsere Filiale keine Chancen mehr“, sagte Betriebsratschef Ulrich Bartel.
Karstadt-Konzernleitung wollte Jahresmiete angeblich um weitere Million Euro drücken
Die Nachricht vom Scheitern der Verhandlungen mit den Vermietern verbreitete sich im Essener Haus in Windeseile über die eigens eingerichtete Whatsapp-Gruppe. „Die meisten Kollegen waren sehr gefasst, einigen kamen die Tränen“, berichtet Bartel.
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Der Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung, André Boschem, räumt ein, dass die Rettung der Essener Kaufhäuser nach diesem Tag nicht größer geworden ist. „Wir gehen aber davon aus, dass es immer noch ein Chancen-Fenster gibt.“ Man sei weiterhin im Gespräch und setze darauf, dass gerade am Standort der Unternehmenszentrale von Karstadt-Kaufhof ein Kaufhaus erhalten bleiben müsse.
Karstadt wollte Miete wohl von 2,4 auf 1,4 Mio. drücken
Das traditionsreiche Warenhaus-Gebäude am Willy-Brandt-Platz gehört schon seit Jahrzehnten der Koerfer-Gruppe in Köln. Ende vergangenen Jahres hatte Koerfer einen neuen Zehn-Jahres-Vertrag mit der Konzernleitung von Karstadt-Kaufhof ausgehandelt - zu Konditionen, die angeblich ein Drittel unter dem alten Mietpreis liegen. Dem Vernehmen nach soll Karstadt-Kaufhof seit Anfang 2020 eine Jahresmiete von 2,4 Millionen Euro für 18.000 Quadratmeter Brutto-Verkaufsfläche zahlen.
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Im Frühjahr soll der Warenhaus-Konzern versucht haben, die bereits gesenkte Mieter abermals deutlich zu drücken - angeblich um eine weitere Million auf rund 1,4 Millionen Euro. Für die Koerfer-Gruppe war die Schmerzgrenze aber schon mit der im Dezember 2019 vereinbarten Mietpreis-Senkung längst erreicht.