Essen. Vor dem Limbecker Platz haben Mitarbeiter von Karstadt und Karstadt-Sport eine Mahnwache aufgebaut. Sie hoffen auf die Solidarität der Bürger.

Mit einer Mahnwache und einer Unterschriftensammlung machen die Beschäftigten von Karstadt und Karstadt-Sport auf die drohende Schließung der beiden Kaufhäuser und der Galeria Kaufhof und den damit verbundenen Verlust ihrer Arbeitsplätze aufmerksam. Dafür haben sie sich direkt vor dem Haupteingang des Limbecker Platzes aufgestellt.

„Wir sind nicht Schuld“ und „100 Jahre am Standort Essen und wie geht es weiter???“ steht auf den Plakaten, die die ausschließlich weiblichen Mitarbeiter von Karstadt mitgebracht haben. Zehn von ihnen sind zu Beginn der Mahnwache gekommen, über den Tag verteilt werden immer wieder die Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Häusern im Limbecker Platz dazustoßen und sich abwechseln. Man wolle und könne nicht einfach untätig bleiben und auf das Ende warten, sagen sie unisono, „wir werden bis zuletzt kämpfen“.

Unterschriftenlisten liegen an allen Kassen und Eingängen aus

140 Arbeitsplätze sind alleine bei Karstadt und Karstadt-Sport betroffen, dort arbeiten die meisten seit vielen Jahren: 37 sind es bei Sabine Gollnow, 32 bei Tanja Heisterkamp und 31 bei Sandra Thürnau. „Wir sind wütend, haben Angst vor der Zukunft. Wer nimmt uns denn noch in unserem Alter?“, fragt die 53-jährige Sabine Gollnow, die ihr ganzes bisheriges Arbeitsleben bei Karstadt verbracht hat. Erst im alten Haus, dann im neuen. Schon einmal hat sie gebangt, hat für ihren Arbeitsplatz gekämpft und dafür auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet. Das ist elf Jahre her.

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„Und jetzt stehen wir wieder hier und sind zornig und frustriert“, sagt Tanja Heisterkamp. Die 48-Jährige ist überzeugt davon, dass mit dem Sterben von Karstadt und Kaufhof auch die Essener Innenstadt stirbt. „Das habe ich bereits in Bottrop erlebt“, sagt sie. Nun hoffen sie auf die breite Unterstützung der Essener, dafür liegen ab sofort in den Eingängen und an allen Kassen Unterschriftenlisten gegen die Schließung aus.

Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen zeigt sich solidarisch mit den demonstrierenden Mitarbeiterinnen. Er will sich dafür einsetzen, dass wenigstens ein Kaufhaus in der Stadt erhalten bleibt.
Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen zeigt sich solidarisch mit den demonstrierenden Mitarbeiterinnen. Er will sich dafür einsetzen, dass wenigstens ein Kaufhaus in der Stadt erhalten bleibt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich als einer der ersten eingetragen; er ist extra aus dem Rathaus gekommen, um seine Solidarität mit den Mitarbeitern zu zeigen. Kufen will sich dafür einsetzen, dass mindestens eines der Kaufhäuser in Essen gehalten werden kann. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns die Politik in der Stadt unterstützt“, sagt Sandra Thürnau.

Mittlerweile sind einige pensionierte Kolleginnen zur Mahnwache gestoßen, werden herzlich von den Anwesenden begrüßt. Auch der ein oder andere Besucher des Einkaufszentrums bleibt stehen und sucht das Gespräch. Dabei hört man auch durchaus kritische Töne, „Karstadt ist doch altbacken“, sagt zum Beispiel ein junger Mann im Vorbeigehen.

Keine konkreten Angaben von der Unternehmensleitung

Dass in der Vergangenheit einiges im Warenhauskonzern schief gelaufen ist, das wissen alle, die vor dem Limbecker Platz stehen. „In Sachen Mode hinken wir immer dem Trend hinterher“, sagt eine Mitarbeiterin, eine andere beklagt, dass renommierte Namen und Marken, die anfänglich noch in den Regalen lagen, nach und nach verschwunden sind. Letztendlich habe man darauf aber keinen Einfluss gehabt, „das ist ja Sache der Unternehmensführung“.

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Die habe sich bislang noch gar nicht konkret dazu geäußert, wann die Häuser geschlossen werden sollen, hat noch keine der drängenden Fragen ihrer Mitarbeiter beantwortet. Das sei bitter, finden die demonstrierenden Frauen. „Uns bleibt nur die winzige Hoffnung, dass vielleicht noch ein Wunder passiert“, sagt Sabine Gollnow und spricht damit allen aus dem Herzen.

Stadt Essen sieht weiterhin großes Potenzial für Verbleib der Galeria Karstadt Kaufhof-Warenhäuser

OB Kufen ließ später in einer Mitteilung der Stadt optimistische Töne verbreiten: „Ich sehe weiterhin die Chance für den Verbleib der Galeria Karstadt Kaufhof-Warenhäuser in Essen. Notwendig ist dazu eine Einigung unter für alle Parteien vertretbaren Rahmenbedingungen.

Essener Amtsgericht hat Insolvenzverfahren eröffnet

Bisher bekannt sind Pläne der Unternehmensleitung, 62 der bundesweit 172 Warenhäuser zu schließen, darüber hinaus 20 von 30 Sporthäusern und 24 von 50 Karstadt-Feinkost-Filialen.

In Essen, dem Stammsitz des Kaufhauskonzerns, sollen die Galeria Kaufhof am Hauptbahnhof, Karstadt und Karstadt-Sport im Limbecker Platz geschlossen werden. Damit würden knapp 200 Menschen ihre Arbeit verlieren.

Mittlerweile hat das Amtsgericht Essen hat ein Insolvenzverfahren in Eigenregie für Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet. Mit der Eröffnung können nun die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber dem Konzern anmelden.

Im Insolvenzverfahren soll der Sanierungsplan durchgesetzt werden, um das Unternehmen wieder auf die Beine zu stellen. Das Amtsgericht wird sich Anfang September berichten lassen und prüfen, ob das Unterfangen erfolgversprechend ist oder nicht. Für die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat das Gericht dafür den 1. September anberaumt

Den städtischen Vertretern sei es gelungen, Gespräche mit allen Entscheidungsträgern zu führen. Dazu zählen die Geschäftsführung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, die Immobilieneigentümer Koerfer (Willy-Brandt-Platz) und Union Investment (Einkaufszentrum Limbecker Platz) sowie ECE als Centerbetreiber. Zusätzlich finde ein kontinuierlicher Austausch mit Verdi, dem Betriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof und Karstadt-Sport statt. Die Stadt sieht nach eigenen Angaben jedenfalls „großes Potenzial für den Verbleib der Galeria Karstadt Kaufhof-Warenhäuser“. „Das würde gleichzeitig auch zur Stärkung unserer Innenstadt beitragen“, so Kufen.