Essen. Das Historische Archiv Krupp, Museum Folkwang, Ruhr Museum und Folkwang-Uni engagieren sich gemeinsam für das geplante Foto-Zentrum in Essen.

Wenn Thomas Kempf, Vorstand der Krupp-Stiftung, aufzählt, was Essen in Sachen Fotokunst alles zu bieten hat – von einer der größten Fakultäten für Fotografie mit der bundesweit einzigen Professur zur Geschichte der Fotografie bis hin zu den außerordentlichen Sammlungen der Industrie-Fotografie - dann hat das Zentrum für Fotografie in Essen längst hinlänglich Gestalt angekommen.

Expertenmeinung: Bundesinstitut für Fotografie soll nach Essen kommen

Das Historische Archiv Krupp, das Museum Folkwang, das Ruhr Museum und die Folkwang Universität der Künste arbeiten schon seit längerem an gemeinsamen Konzepten, um diese geballte Kompetenz und einmalige fotografische Vielfalt im Land und auch international stärker publik zu machen. Mit der Entscheidung der Expertenkommission, Essen als Standort für ein zukünftiges Bundesinstitut für Fotografie zu favorisieren, hat dieser Prozess nun an Fahrt aufgenommen.

Als erster, konkreter Schritt hat die Krupp-Stiftung nun 70.000 Euro für die Einrichtung einer Fotorestaurierungswerkstatt im Museum Folkwang bewilligt. Noch in diesem Jahr soll die Abteilung ihre Arbeit aufnehmen. Die Stadt Essen stattet das Projekt mit zwei zusätzlichen Stellen aus, die zunächst im laufenden Doppelhaushaushalt eingestellt sind und dann dauerhaft festgeschrieben werden sollen, hofft Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter.

Institut soll sich um die Sicherung des nationalen Fotokunst-Erbes kümmern

Auch die notwendigen Räume waren in der Planung des neuen Chipperfield-Baus bereits vorgesehen. Die Fotorestaurierungswerkstatt gilt als wichtiger Baustein hin zu einem bundesweit bedeutsamen Leuchtturmprojekt, das sich um die Sicherung des nationalen Fotokunst-Erbes kümmern, technische Standards in puncto Archivierung und Digitalisierung setzen und Forschung und Vernetzung anstoßen soll. Durch die lange Tradition des Sammelns und die schon jetzt große Expertise der verschiedenen Institute verfüge Essen „über beste Voraussetzungen für die Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie“, hatte die Expertenkommission im März geurteilt.

Eine Machbarkeitsstudie soll nun die baulichen Notwendigkeiten des neuen Instituts prüfen. OB Thomas Kufen und die Stiftung Zollverein haben Kulturstaatsministerin Monika Grütters in diesen Tagen schon einmal Vorschläge unterbreitet, wo und wie ein Bundesinstitut auf der Welterbezeche untergebracht werden könnte.

Ein wichtiger Entwicklungsschritt für Zollverein als Kulturstandort

Die Ansiedlung des deutschen Fotozentrums wäre ein wichtiger Entwicklungsschritt für Zollverein als Kulturstandort, sagt Stiftungs-Vorstand und Ruhr Museum-Direktor Theodor Grütter. Schon jetzt hat das Essener Fotozentrum eine vorläufige Adresse im Sanaa-Gebäude auf Zollverein. Auch die Folkwang Universität erhofft sich wichtige Impulse und Zusammenarbeit in Lehre und Forschung. Das Museum Folkwang hat für 2021 bereits Symposien in Planung. Residenzen, Arbeitsstipendien und Fellowships könnten außerdem für mehr Austausch und Internationalität sorgen und nicht zuletzt die Strahlkraft der Essener Fotosammlungen erhöhen.

An Arbeit dürfte es einem Bundeszentrum für Fotografie jedenfalls nicht fehlen. Fotografische Sammlungen im ganzen Land müssen sich um den Erhalt und die Restaurierung von kistenweise Archivgut kümmern. So hat das Ruhr Museum nach den Schwarzweiß-Bildern des renommierten Ruhrgebiets-Fotografen Joachim Schumacher nun auch dessen Farbfotografien erhalten sowie den Nachlass von Ergun Çağatay (1937-2018), der eines der umfassendsten Foto-Oeuvres zur Migration schuf. Auch sie sind dann Teil des neuen „visuellen Gedächtnis der Republik“. Mehr zum Thema: