Essen. Die Zukunft des Essener Grugabades ist ungewiss. Nun fordern die Grugabad-Freunde ein Bekenntnis der Politik zu Essens größtem Freibad.

Zwei Jahre nach ihrer Gründung hatten sich die Grugabad-Freunde e.V. ein starkes Signal für Essens größtes Freibad erhofft: „Wir dachten, jetzt geht es mal rund“, sagt die Vereinsvorsitzende Heide Koch. Schließlich hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie geplant, die beantworten sollte, wie eine Sanierung und mögliche Umgestaltung des Bades ausfallen könnte. Die Ergebnisse der Studie sollten Anfang 2020 vorliegen. Doch dann kam am Donnerstag (6.2.2020) der Dämpfer: Mangels passendem Bewerber ist bis heute nicht einmal der Auftrag für die Studie vergeben.

Studie sollte 150.000 Euro kosten – Angebot lag um ein Vielfaches darüber

Die Stadt hatte in der europaweiten Ausschreibung eine Bürogemeinschaft gesucht, in der Experten für Bädertechnik und Badbetriebsführung mit Architekten, Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanern zusammenarbeiten. Sie sollten drei Varianten für das Grugabad prüfen: 1. die bloße Sanierung, 2. zusätzlich ein modernes Freizeitangebot mit Wellness, Looping-Rutschen, Event-Gastronomie oder 3. ein Kombibad mit Ganzjahresbetrieb. Auch die im Beteiligungsprozess 2017 von Bürgern erarbeiteten Vorschläge sollten dabei berücksichtigt werden. Rund 150.000 Euro wollte man sich die Expertise kosten lassen.

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Doch dann meldete sich bis zum Sommer 2019 nur ein Bewerber und der war offenbar zu teuer. Das Angebot habe die Preisvorstellungen „um ein Vielfaches“ überstiegen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Man habe nachverhandelt, doch auch das finale Angebot im Dezember 2019 habe deutlich über der Kalkulation der Verwaltung gelegen, heißt. Jetzt hat die Stadt die Ausschreibung der Machbarkeitsstudie aufgehoben.

Die Stadt Essen hat den Denkmalschutz für das Bad verschleppt

Es werde nun „intern geprüft und beraten“, wie es weitergehen soll. Denkbar sei ein neues Vergabeverfahren mit „angepasstem Leistungskatalog“. Ein Begriff, der Heide Koch von den Grugabad-Freunden hellhörig macht: „Es kann nicht sein, dass das Grugabad nun nur noch aus sportfachlicher Sicht betrachtet wird. Schließlich gilt das Ensemble als denkmalwürdig, das ist ein gewichtiger Aspekt, der bei einer eventuellen Umgestaltung berücksichtigt werden müsste.“

Politik und Verwaltung haben die Eintragung des Bades in die Denkmalliste bislang verschleppt, weil dies die spätere Sanierung des Bades weiter verteuern könne. „Es hat keinen Sinn, vorher jede Seifenschale unter Schutz zu stellen“, ätzte der damalige Planungsdezernent Hans-Jürgen Best im Jahr 2017.

Sanierungskosten werden auf 34 Millionen Euro geschätzt

Die Grugabad-Freunde, die sich mit dem Schwung der Bürgerbeteiligung 2017 gegründet haben und als Lobby für das Bad verstehen, ärgern sich unterdessen, „dass seit zwei Jahren nichts Konkretes passiert ist“. Nun fordern sie Essens Politiker zu einem Bekenntnis für das Bad auf: Sie haben an den amtierenden Oberbürgermeister Thomas Kufen sowie an die OB-Kandidaten von SPD und Grünen und an alle Ratsfraktionen einen Fragebogen zum Bad verschickt.

„Wie unterstützen Sie den Erhalt und die Weiterentwicklung des Grugabades?“, wird da gefragt. Wie halten Sie es mit dem Denkmalschutz und schließlich: „Werden Sie konkrete Ziele zum Grugabad in ihr Wahlprogramm aufnehmen?“ Erklärtes Ziel: Im Kommunalwahlkampf 2020 soll jede Partei sich zu dem Bad positionieren, dessen bloße Sanierungen nach letzten Schätzungen rund 34 Millionen Euro kosten dürfte. Unterschätzen sollte das Thema niemand: Verhalf doch das klare Ja zum Freibad Hesse der SPD zu ihrem Sieg bei der Kommunalwahl 2009.

Ziel: Betriebskosten reduzieren, Besucherzahlen steigern

Im Sommer 2017 hat die Stadt Essen in einem Beteiligungsprozess die Zukunft des Grugabads in Rüttenscheid mit Essener Bürgern diskutiert. Mit fachkundiger Unterstützung erarbeiteten sie in Workshops Chancen, Perspektiven und Leitideen für Essens größtes Freibad.

Die Ergebnisse sollten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie in einem Entwicklungs- und Sanierungskonzept ausgearbeitet und entwickelt werden. Ziel war eine nachhaltige Reduzierung der Betriebskosten bei gesteigerten Besucherzahlen. Bis heute ist kein Auftrag für die Studie vergeben.

Bisher seien „weder im Doppelhaushalt 2020/21 noch im Wirtschaftsplan der Sport- und Bäderbetriebe 2020 Mittel zur Sanierung vorgesehen“, monieren die Grugabad-Freunde. Das werfe die Frage auf, wie der Badebetrieb im Sommer 2020 sichergestellt werden solle. Die Stadt beschwichtigt: Nötige Reparaturarbeiten werde man selbstverständlich erledigen, sagt eine Sprecherin. „Der Freibadbetrieb ist gesichert.“