Essen. Statt 15 Millionen Euro, wie bisher errechnet, soll die Sanierung nun 34 Millionen Euro kosten. Stadt steht vor einer schweren Entscheidung.

Schlechte Nachrichten zum Ende einer guten Freibadsaison: Die Sanierung des Essener Grugabades wird nicht – wie bislang angenommen – etwa 15 Millionen Euro kosten, sondern mehr als doppelt so viel: Auf stolze 34 Millionen Euro beziffert die Verwaltung jetzt den reinen Sanierungsbedarf. Das heißt: „Dann haben Sie das jetzige Bad in funktionsfähigem Zustand – ohne jede Ergänzung“, betonte dieser Tage ein Vertreter der Sport- und Bäderbetriebe bei der Mitgliederversammlung der Grugabad-Freunde e.V.

Der Verein hatte sich nach dem Beteiligungsprozess 2017 gegründet, als Bürger und Experten in monatelanger Arbeit teils hochfliegende Pläne für Essens größtes Freibad entwickelten – von spektakulären Freizeitangeboten bis zum Ganzjahresbetrieb. Was davon zu welchem Preis umzusetzen ist, sollte eine Machbarkeitsstudie benennen, die Anfang 2020 vorliegen sollte.

Weichenstellung für das Grugabad rückt in weite Ferne

Bloß sei die Resonanz auf die Machbarkeitsstudie gering gewesen, bislang konnte sie daher nicht vergeben werden, erklärt der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben, Kurt Uhlendahl. Nach dem Willen der Stadt sollte die Studie von einer Bürogemeinschaft erstellt werden, in der Experten für Bädertechnik und Badbetriebsführung mit Architekten, Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanern zusammenarbeiten. Womöglich ein zu anspruchsvolles Profil. Laut Stadt läuft die Ausschreibung einstweilen weiter. Der Auftrag für die Machbarkeitsstudie könne dann Ende des Jahres vergeben werden. Eine Weichenstellung für das Grugabad rückt in weitere Ferne.

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Dabei hatten sich zuletzt Image und Besucherzahlen positiv entwickelt: Hand in Hand mit dem Bad-Team machten die Grugabad-Freunde fröhliche Lobbyarbeit für das Freibad, das in jüngerer Vergangenheit in Verruf geraten war. Im Traumsommer 2018 kamen gut 185.000 Besucher, im Sommer 2019 immerhin knapp 153.000. Schon ab 100.000 Badegästen kann man von einer guten Saison sprechen, so die städtische Faustregel.

Bewährt habe sich auch der neue Sicherheitsdienst mit seiner robusten Null-Toleranz-Strategie, betont Kurt Uhlendahl. Von den 86 Hausverboten, die in dieser Saison in den fünf Essener Freibädern erteilt wurden, entfalle der Großteil auf das Grugabad. Im Vergleich zu den Vorjahren hätten die Securitys deutlich mehr Hausverbote erteilt, und zwar gleich zu Saisonbeginn. Das habe sich herumgesprochen, so dass im Laufe der Saison immer weniger Störer des Bades verwiesen werden mussten.

Sicherheitsdienst sprach rasch Hausverbote aus und kontrollierte sie auch

„Die Einhaltung der Hausverbote wird soweit möglich vom Sicherheitsdienst durch Eingangskontrollen überprüft“, sagt Uhlendahl. Es lasse sich nicht ganz ausschließen, dass bekannte Störer erneut ins Bad gelangen. Im Grugabad seien solche Verstöße aber mehrfach durch die Videoüberwachung aufgefallen – und die Betroffenen nach Hause geschickt worden.

Die insgesamt gut 382.000 Freibadbesucher hätten eine weitgehend friedliche Saison erlebt. 22 Mal habe man die Polizei einschalten müssen, in sieben Fällen habe es Anzeigen wegen Belästigung weiblicher Badegäste gegeben. „Eskalationen wie sie aus dem Düsseldorfer Rheinbad geschildert wurden, waren in unseren Bädern aber nicht zu verzeichnen“, betont Uhlendahl. Unrühmliche Ausnahme sei der Angriff auf Schwimmmeister im Oststadt-Bad gewesen, dem eine Tätlichkeit gegenüber einer Zwölfjährigen vorausging. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden, doch die anschließende Verstärkung des Sicherheitsdienstes habe sich positiv ausgewirkt.

„Wir sind zufrieden mit der Saison“, resümiert Uhlendahl. Während am besucherstärksten Tag (29. Juni) bei knapp 34 Grad 7900 Badegäste ins Grugabad kamen, waren es zum Finale am Sonntag, 29. September, bei Nieselregen und herbstlichen Temperaturen immerhin 241, und die Grugabad-Freunde e.V. feierten einen stimmungsvollen Abschied am Wellenbecken. Angesichts der 34 Millionen Euro Sanierungskosten hoffen sie, dass sich die Stadt weiter an das 2017 von Oberbürgermeister Thomas Kufen gegebene Versprechen gebunden fühlt: „Unser Grugabad bleibt erhalten.“