6700 von rund 80.000 Schülern in Essen gehen seit Donnerstag wieder in den Unterricht. Manche Sicherheits-Regeln funktionieren nur auf dem Papier.
Nach 38 Tagen Schließung haben am Donnerstag viele Schulen in Essen wieder den Betrieb aufgenommen. Rund 6700 Schüler, die vor Prüfungen stehen, konnten in 62 Schulen wieder den Unterricht besuchen. Als ein praktisches Problem im Alltag stellt sich heraus, dass der vorgeschriebene Abstand von mindestens 1,50 Metern kaum eingehalten werden kann - vor allem nicht nach dem Ende des Unterrichts.
„Die Schüler stehen nach der Schule an den Bushaltestellen dicht gedrängt zusammen wie immer“, berichten Bürger mit einiger Empörung. „Und längst nicht alle haben Schutzmasken.“ Auch schon während des Unterrichts ist die Abstandsregel kaum einzuhalten: „Wenn man an den Tischen sitzt, geht es“, berichtet Florian Friedewald, Schülersprecher und Abiturient am Burggymnasium. „Doch es wird dann schwierig, wenn ein Lehrer Arbeitsblätter austeilt oder wenn man aufstehen muss, zum Beispiel, um zur Toilette zu gehen.“
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Einbahnstraßen mit Pfeilen aus Klebeband
Dabei haben die Schulen unter größtem Zeitdruck erhebliche Vorkehrungen getroffen, damit Unterricht für Abiturienten und die Zehner-Jahrgänge überhaupt abgehalten werden kann. An der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte) werden die Schüler direkt an den Eingangstüren von den Lehrern begrüßt - und ihnen wird direkt der Weg ins Klassenzimmer gewiesen. Die Flure sind markiert mit gelb-schwarzen Pfeilen aus Klebeband. „Überall im Haus gibt es jetzt ein Einbahnstraßen-System“, berichtet Stefan Bergmann, der stellvertretende Schulleiter. Nur die größten Räume werden genutzt, um möglichst viel Abstand zwischen den Schülern möglich zu machen - wie zum Beispiel im Raum 22 im Erdgeschoss, wo ein Zehner-Kurs Matheunterricht erhält: Die mittlere Tischreihe bleibt leer, die Stühle oben. „Damit niemand auf die Idee kommt, sich dort hinzusetzen“, heißt es.
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Manche berichten über Angst
Bergmann hat beobachtet, dass die Schüler ungewöhnlich still sind an diesem Tag - trotz des Wiedersehens mit Schulkameraden. Vor der Bertha-von-Suttner-Realschule in Rüttenscheid berichtet Schülerin Sarah (16): „Ich habe Angst, mich anzustecken, auch wenn ich froh bin, meine Freunde wiederzusehen.“ Viele Jugendliche an diesem Donnerstagmorgen sind mit Atemschutzmasken gekommen. Auch viele Lehrer, die in den Gängen darauf achten, dass die Schüler sich nicht zu nahe kommen, tragen Mund- und Nasenschutz. „Wenn das Pflicht wäre an Schulen, wäre es schwierig“, berichtet eine Pädagogin. „Man kann damit kaum unterrichten.“ Bislang sieht das NRW-Gesetz vor, dass Atemschutzmasken Pflicht werden ab Montag beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr. An den Schulen ist die Maskenpflicht noch nicht vorgesehen. Doch auch Martin Streibert, Leiter der Albert-Einstein-Realschule (Rellinghausen und Kettwig), hat beobachtet: „Viele Jugendliche kommen mit Masken.“
Irritation über Desinfektionsmittel
Bis zuletzt gab es übrigens Irritationen über Desinfektionsmittel für die Hände und Möbel-Oberflächen: Das Land hatte zunächst als Richtlinie ausgegeben, dass vor allen Klassenzimmern Spender stehen müssten. Das konnte und musste jedoch in Essen so nicht umgesetzt werden. Immerhin gelang es den Verantwortlichen, die Schulen so reinigen zu lassen, dass der Unterricht am Donnerstag starten konnte.