Essen. Zeitweise spendeten die Menschen fast schon zu viel Blut. Da Kliniken zum Normalbetrieb zurückkehren, herrscht nun aber wieder erhöhter Bedarf.

Die Corona-Krise hat vielerorts für eine Welle der Solidarität gesorgt – unter anderem bei der Blutspende. Uniklinik Essen und DRK berichten, sie seien regelrecht von Spendewilligen „überrannt worden“. Doch die Situation ist extrem dynamisch und das Verhältnis von Bedarf und Spenden kann sich ständig verändern. Mittlerweile rufen beide Institutionen wieder zum Spenden auf.

Hatte die Essener Uniklinik Mitte März noch einen Spenderückgang von zehn bis 15 Prozent vermeldet, erlebte sie kurz darauf einen regelrechten Ansturm. Ähnliches berichtet der DRK-Blutspendedienst West, der an der Kettwiger Straße ein Blutspendezentrum betreibt und regelmäßig über das Stadtgebiet verteilte Blutspendetermine anbietet.

Vielen kamen zum ersten Mal zur Blutspende, darunter auch viele junge Menschen

„Besonders erfreulich war, dass viele Erstspender gekommen sind“, so Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes. Darunter seien auch viele junge Menschen gewesen. Das bestätigt auch Prof. Dr. Peter Horn, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin der Uniklinik.

Er relativiert allerdings: „Ganz extrem hohe Zahlen hatten wir nur ein paar Tage, nachdem der Fußballer Mats Hummels zum Spenden aufgerufen hat.“ Mittlerweile sei die Bereitschaft zwar immer noch auf einem höheren Niveau als gewöhnlich, aber: „Wir haben chronisch zu wenig Blut."

Wiederaufnahme des Normalbetriebs in Kliniken sorgt für steigenden Bedarf

Der DRK-Blutspendedienst hatte zwischenzeitlich sogar dazu aufgerufen, ein wenig mit dem Spenden zu warten. Denn Kliniken hatten ihre operativen Eingriffe zurückgefahren, um Kapazitäten für Corona-Patienten freizuhalten, und Blutkonserven können nicht unbegrenzt aufbewahrt werden.

Nun hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aber für eine Wiederaufnahme des Normalbetriebs in Krankenhäusern ausgesprochen, sodass dort voraussichtlich wieder mehr Blut benötigt wird.

„Wir rufen derzeit nicht um Hilfe, aber wir rufen weiter zum Spenden auf“

Horn merkt außerdem an, dass es mit sukzessiver Lockerung der Corona-Maßnahmen wahrscheinlich wieder mehr Unfälle geben werde, da mehr Leute unterwegs seien. Küpper bestätigt ebenfalls, dass die absolute Hochphase der Spendebereitschaft wieder vorbei sei: „Die Spenden haben sich auf einem guten Niveau eingependelt“, sagt er.

Anders als das DRK-Blutspendezentrum in Köln, wo die Zahl der Spender die Planung immer noch um zehn bis 20 Prozent übersteige, sei das Essener Zentrum beispielsweise nicht übermäßig frequentiert. Circa 40 Spender kommen dort täglich, was in etwa der Planung entspricht. „Wir rufen derzeit nicht um Hilfe, aber wir rufen weiter zum Spenden auf“, so Küpper. Denn die Situation könne sich auch schnell wieder zum Negativen verändern.

Uniklinik sucht Blutplasma-Spender, die Covid-19 hatten und wieder gesund sind

Küpper appelliert deshalb: „Bitte kommt weiterhin und lasst euch nicht von den langen Wartezeiten abschrecken, die es in den letzten Wochen gegeben hat.“ Horn bittet ebenfalls um Spenden, denn: „Nach großen Aufrufen ist die Bereitschaft zur Blutspende oft hoch, das Thema gerät aber auch schnell wieder in Vergessenheit.“

Die Uniklinik ruft aktuell außerdem zu einer weiteren Spendeaktion auf: Sie suchen nach Menschen, die am Coronavirus erkrankt waren und wieder genesen sind. „In ihrem Blutplasma befinden sich möglicherweise Antikörper, die akut kranken Covid-19-Patienten helfen können, das Virus zu bekämpfen“, erklärt Horn. Alle Informationen dazu gibt es unter www.uk-essen.de/transfusionsmedizin/blutspende.

Strenge Vorsichtsmaßnahmen bei der Blutspende

Um Spender vor dem Coronavirus zu schützen, haben DRK und Uniklinik verschiedene Maßnahmen ergriffen. So werden etwa grundsätzlich nur gesunde Spender ohne Krankheitssymptome und erhöhte Temperatur zugelassen, Abstände werden streng eingehalten und es werden Mund-Nasen-Schutzmasken ausgegeben. Sich durch deine empfangene Spende mit dem Virus anzustecken, sei nicht möglich, so Horn: „Das Virus ist im Blut nur bei Menschen nachweisbar, die schwersterkrankt sind. Die könnten und dürften ohnehin nicht spenden.“

Die Blutspendetermine von Uniklinik und DRK

An der Uniklinik kann man montags von 9 bis 13 Uhr, dienstags von 13 bis 19 Uhr, mittwochs von 14 bis 18 Uhr und donnerstags und freitags je von 7.30 bis 10.30 Uhr Blut spenden. Das DRK-Blutspendezentrum in der Innenstadt ist montags bis samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Die nächsten DRK-Spendetermine in den Stadtteilen sind am Donnerstag, 5. Mai, im Mariengymnasium in Werden (16-19 Uhr) und am Montag, 11. Mai, im Katholischen Pfarrheim St. Elisabeth in Schonnebeck (16-19 Uhr).

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