Essen. Stadt Essen hat in einem Monat 726 Verfahren nach Corona-Verstößen eingeleitet. Meist sind 200 Euro fällig, aber es gibt auch saftigere Strafen.
Seit knapp einem Monat gelten nun die verschärften Corona-Regeln, deren Einhaltung in Essen mit großem Aufwand von Ordnungsamt und Polizei überprüft werden. Dennoch wird nach wie vor allem gegen die Kontaktsperre und das Ansammlungsverbot verstoßen, was sich in einer Bilanz deutlich niederschlägt: Neben aberhunderten von Platzverweisen haben die Behörden seit dem 24. März immerhin 726 Verfahren nach Ordnungswidrigkeiten gegen besonders Uneinsichtige eingeleitet, von denen der allergrößte Teil mit 200 Euro-Geldbußen belegt wird, sagte Stadtsprecherin Silke Lenz am Dienstag.
Dabei gibt es nicht den typischen Missetäter. Das Fehlverhalten gehe querbeet. Belangt werden müssen "weiterhin viele Jugendliche und junge Menschen, die Großfamilie beziehungsweise arabische Männergruppen, Menschen aus der Trinkerszene, aber auch der ganz normale Durchschnittsbürger", so Lenz.
Weitaus saftigere Strafen als auf diese Sünder kommen auf bislang 16 Gewerbetreibende zu, die bei den engmaschigen Kontrollen ins Netz gingen: Mit 5000 Euro zur Kasse gebeten wird zum Beispiel der Inhaber einer Spielhalle am Tempelhof in Kray. Als die Einsatzkräfte am Freitag dort aufliefen, war der Haupteingang zwar verschlossen. Über den Hauseingang jedoch gelangten die Spieler in das Ladenlokal. Ein Kunde hatte Pech: Als die Ordnungshüter aufliefen, wurde er auf "frischer Tat" ertappt.
Frisch geschnittene Haare auf dem Boden eines Friseurladens
Jeweils 2000 Euro müssen zwei Friseure in Borbeck und Katernberg berappen, die verbotenerweise geöffnet hatten. Als die Kontrolleure eintrafen, versuchten Mitarbeiter und Kunden eines der Betriebe noch, sich hastig im hinteren Teil des Ladens zu verstecken. Sie flogen auf - auch deshalb, weil auf dem Boden frisch abgeschnittene Haare lagen.
Noch am Wochenende wurden am Thurmfeld Lebensmittel aus einem Transporter heraus verkauft, berichtete Lenz: "Hier wird es eine Strafanzeige unter anderem gegen den Betreiber seitens der Polizei geben."
Auch Gartenparties in den Stadtteilen aufgelöst
Die Plätze und die Parks in den Stadtteilzentren müssen nach wie vor oft mehrmals am Tag inspiziert werden. Größere Menschenansammlungen lösen die Ordnungskräfte immer wieder unter anderem in Altenessen im Kaiser-Wilhelm-Park auf. Platzverweise hagelt es auch regelmäßig im Gervinuspark in Frohnhausen oder am Ruhrufer in Steele. Rund um den Niederfeldsee in Altendorf mussten die Behörden mehrfach einschreiten, was nicht ganz ohne Wirkung bliebt. Zumindest am Wochenende zeigten sich die Ausflügler bemühter, den Abstand zu wahren, obwohl es voll war, wie Lenz weiß. Zudem mussten einige öffentliche Gartenparties in den Stadtteilen aufgelöst werden. Am Heinrich-Reisner-Platz in der Innenstadt braucht es schon mal die die Unterstützung der Polizei, um die dortige Trinkerszene wirksam zu beeindrucken.
Beamte der Landesbehörde nahmen in Steele aber auch zwei Uneinsichtige in Gewahrsam, die sich trotz Platzverweisen erneut am Mierendorffweg einfanden, kaum, dass ihnen die Einsatzkräfte den Rücken gekehrt hatten. Ein penetrantes Verhalten, das die Stadt häufig beobachtet und das letztlich der Hauptgrund für ein Bußgeldverfahren ist.
Ehrenzeller Markt musste sogar mehrfach in Gänze geräumt werden
Der Ehrenzeller Markt in Altendorf musste wiederholt in Gänze geräumt werden, weil sich zu viele Menschen partout nicht an die Vorgaben halten wollten, und im Bergmannsfeld, insbesondere am Philosophenweg, scheint sich aktuell ein illegaler Treff zu etablieren. Die Stadt kündigt regelmäßige Kontrollen für die kommenden Tage an: "Wir machen weiter wie bisher."
Was ebenfalls für den Einzelhandel gilt, wie Silke Lenz betont. Auch wenn es am ersten Tag der Teilöffnung in der Essener City nicht viel zu mäkeln gab. "Es war nicht so viel los wie erwartet, die Kunden und die Mitarbeiter haben sich meist angemessen verhalten." Was zumindest für das vergangene Wochenende auch für die Besucher am Baldeneysee gilt: Es wurden zwar auch dort Platzverweise ausgesprochen, so die Stadtsprecherin, aber "die Situation war insgesamt entspannt und die allermeisten verhielten sich regelkonform."