Essen. Die Corona-Krise gefährdet die Existenz alteingesessener Schausteller-Familien. Sie möchten in der Stadt Buden aufstellen.

Die Schausteller haben ihre Wagen und Karussells im Winter aufpoliert, doch die Corona-Krise verurteilt sie ausgerechnet zum Saisonauftakt zu einer wirtschaftlich dramatischen Zwangspause. In Verhandlungen mit der Stadt Essen versucht deshalb der Essener Oliver Müller, der auch Präsident des Landesverbandes Nordrhein der Schausteller und Marktkaufleute ist, Sondernutzungsgenehmigungen für seine Mitglieder zu erhalten. "Wir möchten im Stadtgebiet Stände aufstellen, an denen wir den Menschen einen Backfisch, eine Bratwurst oder eine Tüte gebrannter Mandeln auf die Hand geben können."

Nach einem Krisengespräch mit OB Thomas Kufen befinden sich die Schausteller jetzt in Feinabstimmung mit dem Fachamt für Straßen und Verkehr. "Die Corona-Krise gefährdet die Existenz der Schausteller, wir haben zurzeit kein Geschäft und die Rücklagen sind meistens aufgezehrt", fügt Oliver Müller hinzu. Die meisten hätten den letzten Euro am 23. Dezember 2019 verdient, am letzten Tag des Internationalen Essener Weihnachtsmarktes.

Schausteller-Chef: "Corona-Krise gefährdet die Existenz der Schausteller"

Die Extra-Stände wären ein kleiner Ausgleich für ausgefallene Jahrmärkte und Kirmessen. Auf der Wunschliste des Verbandes stehen sechs, sieben Standorte wie beispielsweise die Kettwiger Straße mit Willy-Brandt-Platz, der Forumsplatz in Altenessen, der Kirmesplatz in Dellwig und der Schlosspark Borbeck. An jedem dieser Orte könnten zwei Buden aufgestellt werden: eine Imbissbude und daneben das "Zuckerbüdchen".

"Die Restaurants haben in der Corona-Krise auf To Go umgestellt, wir müssen auch improvisieren und brauchen für unsere Geschäfte lediglich Standplätze mit Wasser und Strom", sagt Müller, der selbst einen Imbissbetrieb sowie ein Kinderkarussell besitzt und außerdem die VHS-Gastronomie betreibt. Besser dran als die Schausteller seien die Marktkaufleute. "Zwar laufen deren Geschäfte auf den Wochenmärkten auch schlechter, aber sie kommen über die Runden."

Marktkaufleute kommen dank der Wochenmärkte über die Runden

Um in der beklemmenden Corona-Krise Kinderaugen zum Strahlen zu bringen, haben Mitglieder der Schausteller-Kreisstelle Essen mit dem Frauenbund Assindia am Osterwochenende mehr als 200 Kinder beschenkt: im Städtischen Kinderheim Funkestiftung, im SOS-Kinderdorf Essen, in der Kindernotaufnahme der Einrichtung Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung und im Familienzentrum Hand in Hand des Diakoniewerks Essen. Ebenfalls bedacht wurden die Essener Tafel und die Initiative "Essen packt an".

Bei der von Benjamin Vogel organisierten Aktion sind 300 Schoko-Osterhasen, 300 Stofftiere, 250 Äpfel, 40 kg Mandarinen, 200 Bananen und 200 gefärbte Eier verteilt worden.

Weitere Informationen zur Corona-Krise in Essen in unserem News-Blog.