Essen. Wenige Tage vor Ferienende bereiten sich die Essener Schulen auf den Wiederbeginn des Unterrichts vor, von dem niemand weiß, wie er aussehen wird
Die Essener Schulen bereiten sich auf einen Wiederbeginn des Unterrichts am Montag, 20. April, vor - es ist eine Planung mit vielen Unbekannten. Details sollen erst am Mittwoch, 15. April, bekannt gegeben werden. Wahrscheinlich ist, dass nur einige Jahrgänge direkt am Montag in den Schulen erscheinen müssen. Die Essener Schulen waren regulär am 13. März letztmals geöffnet gewesen, drei Wochen vor Beginn der Osterferien.
Nicht nur Zahl der Schüler ist offen, auch Zahl der Lehrer
"Wir hoffen, dass es nicht zu chaotisch wird", sagt Gerd Heckmann, Vize-Chef an der Gesamtschule Nord in Vogelheim. "Allein die oft diskutierte Teilung von Kursen, um weniger Schüler gleichzeitig im Klassenzimmer zu haben, wird bei uns nicht funktionieren." Denn dafür fehlten sowohl Personal als auch Räume. Schließlich gehe es nicht nur um die Zahl der Schüler, die bislang unbekannt ist, sondern auch um die offene Zahl von Lehrern: "Bei uns", sagt Gerd Heckmann, "gehört knapp die Hälfte des Kollegiums zur Risikogruppe." Das liege am entsprechenden Alter und einigen Vorerkrankungen.
Fest steht: Kantinenbetrieb kann wohl kaum stattfinden
Besonders Schulen mit Ganztagsbetrieb - wie Gesamtschulen - gehen unterdessen auch davon aus, dass der reguläre Mittagsbetrieb mit Schulessen vorerst weiter ausfallen wird. "Sie können keine Kantine betreiben mit mehreren Dutzend Schülern gleichzeitig im Saal", erklärt Heckmann. Dass vor allem Fünft- und Sechstklässler, die wochenlang kaum Bewegung hatten, mögliche Abstandsregeln einhalten, sei unrealistisch.
Das glaubt auch Martin Tenhaven, Leiter des Leibniz-Gymnasiums in Altenessen: "Wenn ich in den letzten Wochen eins gelernt habe", sagt Tenhaven, "dann das: Eine langfristige Planung in Corona-Zeiten ist sinnlos. Auch wir fahren auf Sicht, so gut, wie es geht."
"Ein Blick in die Glaskugel"
Das bedeutet: Die Schulleitungen entwerfen derzeit mögliche Szenarien für eine Wiederaufnahme des Unterrichts und richten sich, so weit möglich, darauf ein. "Am Ende ist das aber ein Blick in die Glaskugel", räumt Thomas Reuter ein, Leiter des Carl-Humann-Gymnasiums in Steele. Auch Stadtsprecherin Jasmin Trilling berichtet: "Wir sind in den Startlöchern und planen mit sämtlichen Ämtern und Betrieben wie der Ruhrbahn die Wiederaufnahme des Unterrichts, auch wenn es derzeit noch sehr viele Unbekannte gibt."
Sämtliche Schulen haben vor wenigen Tagen von der Düsseldorfer Bezirksregierung einen Hygiene-Maßnahmenplan geschickt bekommen. Das 18-seitige Schreiben ist aber nicht neu, sondern aus dem Jahr 2015 und sollte längst in den Schulen bekannt sein. Der Plan ist voller Hinweise, wie im Schulbetrieb verhindert werden kann, dass sich Infektionen ausbreiten. Es geht dabei aber nur um Grundsätzlichkeiten wie: Böden und Oberflächen müssten in regelmäßigem Abstand feucht gereinigt und desinfiziert werden. Selbst Kopfläuse spielen eine Rolle.
Nicht jeder Schulleiter findet das in diesen Zeiten passend: Angesichts völlig neuer Herausforderungen von der Schulaufsicht darüber informiert zu werden, dass die Jacken der Kinder und Jugendlichen an der Klassengarderobe nur mit Abstand aufgehängt werden sollten, um eine Ausbreitung von Kopfläusen zu verhindern.
Erarbeitung eines Stundenplans dauert eigentlich Wochen
Wie auch immer: "Wir arbeiten jetzt in wenigen Tagen einen Not-Stundenplan aus für einen Betrieb, deren Ablauf wir noch nicht kennen", sagt Gerd Heckmann von der Gesamtschule Nord. "Einen Stundenplan zu erarbeiten, dauert eigentlich mehrere Wochen."