Essen. Viele Essener Schulen gehen davon aus, dass der Betrieb bald eingestellt wird. Wie Schüler zu Hause arbeiten, muss jede Schule selbst regeln.

Viele Essener Schulen stellen sich auf eine komplette Schließung wegen des Coronavirus ein. So hat das Bredeneyer Grashof-Gymnasium einen Brief an die Eltern gesandt, in dem klargestellt wird: Bei einer Schließung der Schule wird Unterricht per E-Mail erteilt. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Hinweise auf eine bevorstehende Schließung des Grashof-Gymnasiums wegen eines möglichen Infektions-Falles, „aber wir müssen darauf vorbereitet sein, dass auch dieser Fall bei uns eintreten könnte.“

Entsprechend werden die Eltern gebeten, sicherzustellen, dass eine funktionierende E-Mail-Adresse vorhanden ist. Schüler ab Klasse 8 können mit einer eigenen Mail-Adresse mit den Lehrern kommunizieren.

Die Pädagogen sollen täglich um acht Uhr morgens Aufgaben und Material verschicken, das bis zum nächsten Morgen bearbeitet werden muss. Die Aufgaben werden kontrolliert und zurückgeschickt; alles fließt in die Leistungsbewertung ein. „Alle Bücher und Hefte“, schreibt Schulleiter Holger Ellwanger, „müssen zu Hause verfügbar sein.“

Schulen sind auf sich gestellt

Während in NRW der Ruf nach einer kompletten Schließung der Schulen noch vor dem Beginn der Osterferien Anfang April immer lauter wird und das Saarland und Bayern beschlossen haben, dass Schulen bis 6. April geschlossen bleiben, ist in Essen noch jede Schule auf sich selbst gestellt, was mögliche Vorbereitungen angeht. Was viele Praktiker kritisieren – und auf einheitliche Regelungen pochen.

„Da gibt es bislang keine Richtlinie“, bestätigte Berthold Urch, Sprecher der Essener Gymnasien, auf Anfrage am Freitagmorgen. Urch leitet das Alfred-Krupp-Gymnasium in Essen und berichtet, dass im Fall einer Schließung eine schulinterne Lern-Plattform, die bereits jetzt für die Oberstufenschüler genutzt wird, stärker gebraucht würde. Für die Schüler der Sekundarstufe I (Klassen fünf bis zehn) setze man vermutlich weiter auf Arbeitsmaterial aus Papier. „Wir hoffen“, sagt Urch, „dass wir im Fall einer Schließungs-Anordnung noch einen bis zwei Tage Zeit haben, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen.“

„E-Mails sind nicht das Gleiche wie Unterricht“

Markus Wolf, Leiter der Elsa-Brändström-Realschule in Bergerhausen, hofft, dass noch am Dienstag, 17. März, eine lange geplante Lehrer-Fortbildung stattfinden kann, in der es um „Logineo“ geht, eine Internet-Plattform für Schulen, die das Land eingerichtet hat. Sie könnte wohl auch dann wertvolle Dienste tun, wenn Lehrer und Schüler gehalten sind, zu Hause zu bleiben. Wolf stellt aber klar: „Wenn Schulen schließen, kann man den Unterricht nicht einfach per E-Mail fortsetzen. Das ist etwas ganz Anderes als richtiger Unterricht.“

An der Grundschule am Wasserturm (Südostviertel) sind die Lehrer am Freitagmorgen damit beschäftigt, Material herauszusuchen, das die Kinder im Falle einer Schließung mit nach Hause nehmen können. „Wir wissen nicht, was kommt“, sagt Schulleiter Winfried Bega. „Es ist schwer, sich auf jeden möglichen Fall vorzubereiten.“ Unklar ist zum Beispiel: Wird eine Komplett-Schließung angeordnet werden oder werden Notgruppen zugelassen? „Mit E-Mails“, sagt Bega, „kommen wir da als Grundschule nicht weiter.“

Allgemein gehen viele Schulleiter in Essen davon aus, dass spätestens im Laufe der nächsten Woche eine Schließungsankündigung aus Düsseldorf erfolgt – unklar ist nur, ab wann sie gilt und in welchem Ausmaß.