Essen. Viele Abiturienten machen sich Sorgen, ob die Vorbereitung im Selbststudium gelingen kann. Ein Essener Start-Up will mit Lernmaterial helfen.

Seit dem 16. März sind die Schulen in Nordrhein-Westfalen wegen des Coronavirus geschlossen. Die Abiturprüfungen sollen nach jetzigem Stand trotzdem stattfinden. Das bereitet vielen Schülern Bauchschmerzen – denn die Vorbereitung im „Homeoffice“ konnte in vielen Fällen die wichtigen letzten Schulwochen nicht ersetzen.

Um Abiturienten zu unterstützen, hat der Essener Abi-Dienstleister "Abihome" nun gemeinsam mit den Machern der Lern-App StudySmarter eine Crowdfunding-Kampagne gestartet: Bis zum 1. Mai wollen sie zusätzliches Lernmaterial sammeln. „Wir haben zahlreiche Mails von Schülern bekommen, die sich mit der Abiturvorbereitung zu Hause überfordert sehen“, sagt Johannes Kautz, Geschäftsführer von Abihome. Der Grund: „Viele Schüler und Lehrer waren auf das Homeschooling nicht vorbereitet.“

Klärung von individuellen Schülerfragen ist abseits des Klassenzimmers schwieriger

So berichteten Schüler laut Kautz zum Beispiel, dass sie Material erhalten hätten, das eigentlich eher für den Unterricht im Klassenraum geeignet sei. Das bestätigt Cay Grunsdorf, Abiturient und Stufensprecher am Grashof-Gymnasium. Zum Beispiel in diesem Fall: „Wir haben Referate zu bestimmten Themen vorbereitet, die die Lehrer dann an alle verschicken.“ Allein zu Hause sei es aber mitunter schwer gewesen, sich alle Einzelheiten zu erschließen.

Generell sei es schwieriger, individuelle Fragen über die Entfernung zu klären. Eine Möglichkeit zur Schüler-Lehrer-Kommunikation ist Videotelefonie mithilfe von Messaging-Diensten wie Skype. Grunsdorf gibt jedoch zu bedenken, dass hier ungleiche Voraussetzungen bei den Schülern herrschten: Für solche Kommunikation würden zum Beispiel Webcams vorausgesetzt, die nicht jeder habe.

„Abihome“ startet Crowdfunding-Kampagne für Abiturienten und Abschlussklassen

Timon Knüttel, Elftklässler am Gymnasium an der Wolfskuhle, ist Bezirksschülersprecher für Essen. Er bestätigt: „Viele Schüler haben sich in den letzten Wochen den Unterricht zurückgewünscht.“ Trotz Aufgaben und Lernmaterial bleibe bei Mitschülern, die in der Abiturvorbereitung stecken, häufig ein ungutes Gefühl.

Abhihome und StudySmarter wollen deshalb nun zum Beispiel durch Spenden großer Lehrmittelverlage Materialien sammeln, mit denen Schüler sich auf ihre Prüfungen vorbereiten können: Etwa Abi-Vorbereitungshefte, Lehrbücher oder digitale Vorbereitungskurse, die speziell fürs Selbststudium konzipiert sind.

Der Westermann-Verlag hat bereits 1000 Abitur-Trainingsbände für Schüler und 100 Bücher für Lehrkräfte beigesteuert. Bereits zwei Minuten nach dem Start der Aktion waren alle 1100 Bücher vergriffen. „In den ersten zehn Minuten waren über 100.000 Nutzer auf der Seite, um sich die Bücher zu sichern“, so Kautz. Der große Andrang habe zwischenzeitlich sogar für einen Serverausfall gesorgt.

Einige Schüler greifen jetzt schon auf Lern-Apps oder Nachhilfe zurück

Darüber hinaus wollen die Abihome und StudySmarter im Rahmen einer Sammelaktion auf der Basis privater Lernunterlagen von Schülern, Lehrern und Studenten kurzfristig eine Datenbank für das Selbststudium errichten. Die Aktion zielt vor allem darauf ab, einen Ersatz für die letzten Schulwochen zu bieten, in denen traditionell noch einmal Stoff wiederholt und zusammengefasst worden wäre. Denn ob die Schulen ab dem 20. April wieder öffnen können, ist noch unklar.

„Wir hätten vor den Osterferien eine Intensivwoche gehabt, in der jeder nur Unterricht in seinen Abiturfächern gehabt hätte“, erklärt zum Beispiel Cay Grunsdorf. „Häufig haben die Schüler jetzt selbst Zusammenfassungen geschrieben, die dann von den Lehrern verschickt wurden.“ Man habe sich darauf verlassen müssen, dass die Mitschüler auch wirklich gewissenhaft gearbeitet hätten – was vor allem unter Zeitdruck oft schwierig sei.

Er beobachte deshalb, dass viele Schüler auf Alternativen zurückgriffen: Zum Beispiel auf Nachhilfe oder Lektüreschlüssel. Ähnliches hat auch Timon Knüttel von Abiturienten gehört: „Viele benutzen Lern-Apps“, so der Bezirksschülervertreter.

So funktioniert die Crowdfunding-Aktion

Um die Crowdfunding-Kampagne zu realisieren, bieten Abihome und StudySmarter Verlagen und Unternehmen Marketingdienstleistungen: Zum Beispiel eine Platzierung im Oberstufen-Newsletter oder in der Abihome-App. Die Werbetreibenden stellen im Gegenzug Sachwerte wie Lehrbücher, kostenlose Onlinezugänge zu Lernmitteln oder Geld für das Projekt zur Verfügung. Der Wert der Leistung richtet sich jeweils nach der Spende.

Neben Lernmaterialien möchten die Firmen auch mindestens 500.000 Euro für traditionelle Abschlussprojekte wie die Abizeitung sammeln, für die Abiturienten und Abschlussklassen in der Corona-Zeit keine Finanzierungsevents machen konnten. Wer sich an der Aktion beteiligen und etwas möchte, findet alle Informationen unter www.abihome.de/corona-hilfsaktion.

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