Essen. Zeitung, T-Shirts, Abiball: Abiturienten haben viel zu organisieren. Die Essener Firma Abihome bietet den Abi-Rundumservice. Sie ist Marktführer.
Ein geräumiges Loft nah am hippen Rüttenscheid, knallgrüne Wandfarbe und gemütliche Sofaecken. Durch die Büroräume tapsen zwei Hunde. Geschäftsführer Johannes Kautz trägt Puschen, als er die Tür öffnet. Willkommen in der Zentrale von Abihome. Das Essener Start-up-Unternehmen ist Deutschlands größter Anbieter für Serviceleistungen rund ums Abitur.
Als Johannes Kautz, heute 36 Jahre alt, die Firma gründete, war er selbst noch Abiturient. Mit gerade einmal 17 fing der Essener an, T-Shirts zu bedrucken und an Skatershops in der Umgebung zu verkaufen. Kurz darauf stieg er mit dem Unternehmen „We help you“ – heute Abihome – ins Abiturgeschäft ein, verkaufte Abi-Textilien und -Zeitungen.
Gründer Johannes Kautz produzierte schon Bettwäsche für die Toten Hosen und Broilers
„Das lief dann ein paar Jahre ziemlich gut“, erzählt Kautz. Aber: „Ich war nebenbei an anderen Firmen beteiligt und habe, jung und naiv wie ich war, auch für einiges gebürgt. Das hat mich ziemlich viel Geld gekostet.“ 2007 war deshalb erst einmal Schluss mit Abi-Service: Im Alter von 23 Jahren verkaufte er „We help you“ an eine Druckerei.
Untätig war Kautz, der in Mönchengladbach Textil- und Bekleidungstechnik studiert hat, danach aber beileibe nicht. Gemeinsam mit einem Kommilitonen gründete er das Bettwäsche-Label „Sueños“, das unter anderem Merchandise-Bettwäsche für die Bands Die Toten Hosen und Broilers herstellte.
App hilft bei Stufenorganisation, Sponsorensuche, Design und Layout
Seit 2013 ist Kautz zurück im Abitur-Geschäft. Zur Zeit des G8-bedingten Doppel-Abiturjahrgangs in NRW kaufte er seine Firma kurzerhand wieder zurück, 2017 wurde „We help you“ zu „Abihome“. Das junge Team mit vielen Mitarbeitern unter 30 sitzt nun in einer alten Kaffeerösterei an der Max-Keith-Straße. Insgesamt hat die Firma 35 Beschäftigte, vorwiegend Entwickler, Grafiker und Kundensupport-Mitarbeiter.
Das Geschäftsmodell von Abihome: Schülern steht eine kostenlose Plattform zur Verfügung, um sämtliche Belange zu regeln, die mit der Organisation ihres Abschlusses zu tun haben. Die gibt es ganz einfach als App aufs Handy. In der App können die Schüler dann zum Beispiel einen Stufenkalender führen, über verschiedene Fragen abstimmen oder den Inhalt der Abi-Zeitung planen. Außerdem hilft Abihome etwa dabei, Sponsoren für die Abizeitung zu finden oder Design und Layout von Zeitung und Textilien zu gestalten.
Die Strategie: Service statt teurer Marketingausgaben
Die App dient in erster Linie der Kundenbindung. Aus diesem Grund arbeitet das Unternehmen auch stetig an neuen Funktionen und reagiert auf Anregungen: So soll es auf Wunsch von Oberstufenschülern zum Beispiel bald möglich sein, ein Foto vom Abiball-Outfit hochzuladen – damit nicht zweimal das gleiche Kleid gekauft wird. „Andere Firmen haben haben sehr hohe Marketingkosten. Das wollten wir vermeiden, indem wir uns durch unseren Service einen Namen machen“, erklärt Kautz die Strategie.
Das heißt im Umkehrschluss: Die Plattform bringt Reichweite, aber kein Geld. „Den Großteil unseres Umsatzes verdienen wir mit Abi-Zeitungen und Abi-T-Shirts“, so Kautz. Etwa 75 bis 80 Prozent derjenigen, die die App nutzten, bestellten nämlich auch anschließend Zeitung oder Textilien. Aktuell druckt Abihome bundesweit 43 Prozent aller Abi-Zeitungen, circa 300.000 pro Jahr, und ein Drittel aller Abi-Textilien, mehr als 150.000 pro Jahr.
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In der Abitur-Zeit arbeiten die Mitarbeiter sieben Tage die Woche im Drei-Schicht-System
Die Serviceanforderungen schlagen sich derweil nicht nur im Angebot, sondern auch in der hohen Erreichbarkeit des Kundensupports nieder. „In der Abizeit haben wir sieben Tage die Woche ein Drei-Schicht-System“, sagt Kautz. So könne auch spät am Abend dem einen oder anderen verzweifelten Abiturienten geholfen werden, der zum Beispiel versehentlich etwas in der App gelöscht habe.
Der Anspruch, überall sofort zur Stelle zu sein, fordert mitunter größeren Einsatz. Einmal habe beispielsweise die Mutter eines Schülers aus Lübeck angerufen, der den gesamten Satz Abi-Zeitungen zu sich nach Hause bestellt habe, erinnert sich Kautz. „Es regnete in Strömen und die Mutter sagte uns, dass sie die Zeitungen nicht reinholen könne – weil sie Katzen habe.“ Nach dieser etwas kryptischen Begründung machten sich Kautz und ein Kollege persönlich auf den Weg nach Lübeck, um die Zeitungen ins Trockene zu bringen.
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Geschäftsbeziehung mit Schülern erfordert besonderes Maß an Verantwortung
Ein vermeintlich hoher Aufwand. Kautz betont jedoch: „Wir haben auch eine große Verantwortung. Denn wir haben es mit 17- oder 18-Jährigen zu tun, die unter Umständen noch nie eine Geschäftsbeziehung eingegangen sind und die durch die Gruppensituation in der Stufe einem hohen Druck ausgesetzt sind.“
Was das wirtschaftliche Wachstum betrifft, so gibt es noch einige Schulen, die das Unternehmen für sich gewinnen will. Klar ist aber auch: Die Zahl der deutschen Abiturienten ist begrenzt. Um weiter wachsen zu können, hat Abihome daher seinen Geschäftsbereich erweitert. So druckt das Unternehmen auch für die Abschlussklassen von Haupt- und Realschulen, designt Schulplaner und hat schon Pullover für die nordrhein-westfälische Polizei und für Universitäten produziert.
Unternehmen will verstärkt in den Universitätsmarkt einsteigen und internationaler werden
„In den Unibereich wollen wir stärker einsteigen“, sagt Kautz. Da das Studium durch die Bologna-Reform stark verschult worden sei, gebe es beispielsweise einen Markt für Jahrbücher von Bachelor- und Masterabschlussjahrgängen. Und: „Mittelfristig wollen wir internationaler werden.“ Denn in fast allen europäischen Ländern gebe es einen ähnlichen Markt für den Abi-Service wie in Deutschland.
Fußball-Challenge gegen Polizei: Abi-Gesamtpaket zu gewinnen
In Kooperation mit der Polizei NRW veranstaltet Abihome jeden Monat Sport-Challenges für Schüler. Als nächstes ist die Fußball-Challenge dran. Die Aufgabe: Die Schüler müssen zu zweit einen Fußball solange wie möglich nur mit Hilfe von Kopfbällen hochhalten. Ziel ist es, einen höheren Wiederholungssatz zu erzielen als der Vertreter der Polizei.
Das Ganze muss auf Video aufgezeichnet und bis zum 6. März eingesendet werden – entweder über ein Formular auf der Abihome-Internetseite oder per WhatsApp an 0176 36345055. Dazu muss der jeweilige Name der Schule und die Postleitzahl des Ortes angegeben werden. Nur Schulen aus NRW können teilnehmen.
Zu gewinnen gibt es ein Komplettpaket aus Abizeitung, Abishirts und dem Abiball-Fotografen im Wert von bis zu 7.500 Euro, gesponsort von der Polizei. Alle Informationen und die genauen Regeln gibt es unter www.abihome.de/kabitaen/challenge-6.