Essen. Die Abi-Prüfungen starten drei Wochen später. Essener Schüler bleiben skeptisch, ob es am 12. Mai wirklich losgeht mit den Klausuren.
Essener Abiturienten bleiben skeptisch, ob die Abi-Prüfungen wirklich drei Wochen später als geplant starten. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hatte am Freitagmorgen verkündet, dass die Prüfungen erst ab Dienstag, 12. Mai, geschrieben werden sollen statt direkt nach den Osterferien (enden am Freitag, 17. April).
"Die Verschiebung wäre fair", sagt Fynn Vallböhmer, Abiturient am Grashof-Gymnasium in Bredeney. "Aber die Unsicherheit bei den Schülern bleibt groß, denn viele bezweifeln, ob die Schulen nach den Osterferien überhaupt wieder öffnen."
"Die Mehrheit fordert ein Abi ohne Prüfungen"
Vallböhmer hat sich eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Wochen intensiv vernetzt mit den meisten schulischen Vertretern anderer Essener Gymnasien - um unter anderem dies herauszufinden: "Die Mehrheit der Essener Abiturienten fordert, dass es ein so genanntes Durchschnitts-Abitur geben soll." Das würde bedeuten, dass die Prüfungen ausfallen und die Ergebnisse der letzten zwei Schuljahre als einzige Grundlage für die Abi-Note benutzt werden sollen. Die Prüfungen machen ein Drittel der Bewertungsgrundlage für das Abitur aus; die anderen zwei Drittel ergeben sich aus den Noten in den Kursen während der Stufen Q1 und Q2.
Vallböhmer weist darauf hin, dass das heimische Lernen in den vergangenen zwei Wochen nicht verglichen werden könne mit dem Lernen in der Schule: "In vielen Familien ist wegen der Corona-Krise ein großer Druck."
"Zu Hause ist man abgelenkt"
Schülerin Rahel (18), die ein Essener Gymnasium besucht, bestätigt: "Zu Hause ist man oft abgelenkt. Sich zu disziplinieren und zu konzentrieren, ist wirklich herausfordernd." Anders, als es landläufig angenommen wird, seien viele Kurse auch noch nicht durch gewesen mit dem Stoff, der in den Abi-Prüfungen abgefragt werden könnte. "Das ist auch an unserer Schule in Bio so."
Das bestätigt Thomas Reuter, Leiter des Carl-Humann-Gymnasiums in Steele: "Besonders in den Naturwissenschaften waren die Lehrpläne zum Beginn des dauerhaften Unterrichtsausfalls noch nicht überall komplett durchgearbeitet." Er begrüßt die Entscheidung der Landesregierung, "auf Sicht zu fahren" und zunächst davon auszugehen, dass die Abi-Prüfungen um drei Wochen verschoben werden können. "Was mir allerdings nicht klar ist", räumt Reuter ein, "ist eine Antwort auf die Frage, ob die Abiturienten in den drei Wochen bis zu den Prüfungen denn auch überhaupt Unterricht erhalten sollen." Oder ob die Verschiebung lediglich bedeutet, dass die Schüler mehr Zeit für die Vorbereitung der Arbeiten haben.