Essen. Da es kaum noch Übernachtungsgäste gibt, werden Hotels kreativ. Sie bieten ihre Zimmer gestressten Homeoffice-Arbeitern an. Zwei Beispiele.
Keine privaten Übernachtungen mehr und auch kaum noch Geschäftsreisende: Die Corona-Krise hat die Hotels in Essen nahezu lahmgelegt. Wenn sie überhaupt noch geöffnet haben, können sie ihre Gäste dieser Tage an den Händen abzählen.
In diesen schwierigen Zeiten werden die Hoteliers notgedrungen kreativ, wie diese zwei Beispiele zeigen: Sowohl das Hotel Webers im Ruhrturm als auch der Essener Hof haben eine neue Klientel ausgemacht, die es in diesen Tagen zuhauf gibt: Menschen, die im Homeoffice sitzen.
Ihnen machen sie deshalb das Angebot, ihr heimisches Büro in ein Hotelzimmer zu verlegen. "Es gibt Leute, die können gar nicht zu Hause arbeiten oder sie brauchen dafür Ruhe. Diese haben sie aber nicht, weil auch die Kinder zu Hause sind", sagt Stefan Weber. Er bietet Interessenten seine Zimmer für 39 Euro am Tag an, der Essener Hof ab 49 Euro.
Die Hoteliers müssen sich momentan an jeden Strohhalm klammern. "Wir haben gerademal vier bis fünf Gäste pro Woche", erzählt Emre Sinanoglu vom Hotel Essener Hof, das in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt und 114 Zimmer anbietet.
Es ist seit Tagen beängstigend ruhig in dem großen Haus. Fast die gesamte Belegschaft, im Essener Hof arbeiten 46 Beschäftigte, musste Sinanoglu zum 1. April in Kurzarbeit schicken. An der Rezeption und in der Verwaltung arbeitet nur noch eine Notbesetzung und hält die Stellung. Denn vereinzelt gebe es noch Anfragen oder Reservierungen.
Essener Hof erlebte wegen Corona eine riesige Stornierungswelle
Im Essener Hof herrscht nunmehr die Ruhe nach dem Sturm. Denn Anfang März, als wegen des Coronavirus' reihenweise Messen und Veranstaltungen abgesagt wurden, rollte eine riesige Stornierungswelle auf das Hotel zu. "Da hatten wir mehr Arbeit als an normalen Tagen", berichtet der Hotelmanager. Es war eine besonders harte und frustrierende Zeit für ihn und die Belegschaft. Denn man arbeitete unermüdlich, jedoch nicht für den "Umsatz oder den Erfolg", wie Sinanoglu betont. Es ging nur noch um Schadensbegrenzung.
Ganz ähnliches berichtet Stefan Weber, dem das Hotel Webers im Ruhrturm gehört. Am Mittwoch waren gerade mal acht Zimmer von 137 belegt. Zwei Kunden im Hotel seien Dauergäste. Zudem nutzten Ärzte aus den umliegenden Krankenhäusern schon mal die Übernachtungsmöglichkeit im Ruhrturm an der Huttropstraße.
Bereits im März brach der Umsatz des Webers radikal ein. Im April kommen vielleicht noch zehn Prozent der Einnahmen, die ursprünglich in den Büchern standen, vermutet Stefan Weber. Er hält sein Haus dennoch geöffnet. "Wir nehmen so wenigstens die paar Einnahmen mit, um die weiter laufenden Kosten ein wenig auszugleichen."
Hotels müssen für Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden
Doch auch Weber kam nicht drumherum, seine Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken. Er hat allerdings die Kurzarbeit nicht auf Null gefahren, sondern lässt seine 24 Mitarbeiter noch ein paar Stunden arbeiten, damit sie nicht ganz vom Kurzarbeitergeld leben müssen. "Bei den Niedriglöhnen, die im Hotelgewerbe bezahlt werden, wären die Mitarbeiter mit Kurzarbeitergeld allein nicht überlebensfähig", sagt er.
Ob es nun für sein neues Homeoffice-Angebot eine Nachfrage gibt, wird sich zeigen. Weber ahnt aber selbst: "Es ist nur ein klitzekleiner Baustein, um über die Runden zu kommen". Bislang werde das Angebot nur recht verhalten angenommen.
Hotels hoffen auf neue Klienten
Doch den Hoteliers bleibt in diesen Zeiten nichts anderes übrig, als über alternative Wege nachzudenken. "Not macht erfinderisch. Wir arbeiten mit Hochdruck an weiteren Ansätzen, wie wir unsere vorhandenen Kapazitäten und die Technik nutzen können, um in dieser Krise zu helfen“, sagt Emre Sinanoglu. Er hofft beispielsweise, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Virus von ihrem eigentlichen Arbeitsplatz ins Hotel "auslagern". Das könnten zum Beispiel Feuerwehr oder Polizei sein.
Wie lange dieser Ausnahmezustand in den Hotels anhalten wird, weiß freilich niemand. Bis August seien die Reservierungsbücher im Essener Hof nahezu leer. Ab September, mit den ersten verschobenen Messen, könnte es wieder anlaufen. Das ist jetzt die größte Hoffnung, die Emre Sinanoglu hat.
Infos
Mit den weitreichenden Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus können Hotels zwar noch geöffnet bleiben, sie dürfen aber nur noch Geschäftsreisende beherbergen. Touristen dürfen nicht aufgenommen werden. Auch die Verpflegung der Gäste ist untersagt.