Essen. Mit einem eindringlichen Appell wendet sich Essens Hotel- und Gaststättenverbandes an die Politik: Ohne staatliche Hilfe drohe eine Pleitewelle.

In einem offenen Brief hat sich der Essener Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) jetzt an Oberbürgermeister Thomas Kufen gewendet. „Wenn wir keine finanzielle Hilfe vom Staat bekommen, droht eine Pleitewelle, die sich gewaschen hat“, warnt der hiesige Dehoga-Vorsitzende Reinhard Schriever. Mit Krediten sei den Betrieben dabei nicht geholfen, es gehe um unbürokratische Transferleistungen.

Zahlreiche Hotels hätten ihren Betrieb angesichts der Reglementierungen vorerst dicht gemacht; zumal seit Mittwoch den wenigen verbliebenen Gästen nicht einmal ein Frühstück angeboten werden dürfe. „Das ist für uns eine Katastrophe: Wir haben null Einnahmen, aber viele Kosten laufen weiter“, sagt Schriever, der in Kettwig gemeinsam mit seiner Frau seit 36 Jahren den Sengelmannshof betreibt. Eine vergleichbare Krise habe er noch nicht erlebt.

Zahllose Betriebe könnten in die Insolvenz rutschen, Mitarbeiter arbeitslos werden

Einnahmeverluste durch Zimmer, die nun leer bleiben, und Veranstaltungen, die abgesagt werden, seien gerade für kleine und mittelständische Hotels nach womöglich monatelanger Schließung nicht mehr reinzuholen. Daher brauche es staatliche Geldtransfers statt Krediten, betont Schriever. Auch der Staat könne kein Interesse haben, dass gesunde Betriebe nun in die Insolvenz rutschen und zahllose Mitarbeiter arbeitslos werden.

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In der Regel bemühen sich die Hoteliers, ihre Mitarbeiter zu binden. So hat Familie Mintrop zwar zwei ihrer drei Hotels – in Burgaltendorf und auf der Margarethenhöhe – geschlossen, tue aber alles, um das knapp hundertköpfige Team zu halten, sagt Maria Carolina Mintrop, „um hoffentlich im Mai wieder starten zu können“. Derzeit sei nur ihr neues Concierge-Hotel an der Messe geöffnet, in dem die Reisenden in Apartments untergebracht sind und nicht bewirtet werden.

Verband weist in einem Brief an den Oberbürgermeister auf die Nöte in der Branche hin

Auch große Hotels versuchten, noch Teile des Betriebs – etwa einzelne Etagen – aufrechtzuerhalten, sagt Dehoga-Chef Schriever. Angesichts von Messe-Absagen und einem darniederliegenden Flugverkehr kämen aber ohnehin kaum Gäste. Er selbst habe seine Mitarbeiter schweren Herzens in Kurzarbeit geschickt. „Ich möchte sie aber so lange wie möglich an Bord halten, schließlich ist der Markt an Fachkräften leergefegt.“ Außerdem gehörten die etwa 30 Kräfte zur Familie.

Schriever betont, dass er Verständnis für die jetzigen Einschränkungen habe: Es müsse alles getan werden, damit sich das Coronavirus möglichst langsam verbreite. Vom Brief an den OB erhofft sich sich der Dehoga-Chef wohl eher, dass Thomas Kufen auf höherer politischer Ebene auf die Nöte von Hoteliers und Gastronomen hinweise.