Essen-Karnap/Katernberg. Wie im Essener Norden eine Karnaper Grundschule und eine Katernberger Hauptschule in Zeiten der Corona-Krise ihre Schüler erreichen.
Schule in Zeiten von Corona: Wie wird gelernt? Und wie wird die Notbetreuung im Essener Norden organisiert? Davon berichten Udo Moter, Schulleiter der Maria-Kunigunda-Schule in Essen-Karnap und Kerstin Aschhoff, Leiterin der Katernberger Hauptschule, Standort Bischoffstraße.
Wo normalerweise 360 Kinder lernen, sitzen seit einer Woche gerade mal sechs Kinder in den Klassenräumen der Maria-Kunigunda-Grundschule in Karnap: Sie müssen betreut werden, da ihre Eltern Berufe ausüben, die für die Aufrechterhaltung der Grundversorgung unverzichtbar sind. „Aber sie dürfen nicht zusammen unterrichtet werden, sondern entsprechend ihres Alters“, erklärt Udo Moter, seit neun Jahren Schulleiter in der einzigen Karnaper Grundschule. Dort hält er gemeinsam mit der Sekretärin und dem Hausmeister die Stellung – und natürlich mit den Erziehern und Pädagogen, die er für die Notbetreuung eingeteilt hat.
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Karnaper Grundschule hat Lernpakete für 360 Schüler geschnürt
Die muss übrigens nach einem neuen Erlass, der seit dieser Woche gültig ist, sieben Tage in der Woche möglich sein: Die neuen Einsatzpläne werden gerade von Moter zusammengestellt; derzeit sind drei Lehrer von acht bis zwölf und mindestens zwei Betreuungskräfte von zwölf bis 16 Uhr im Einsatz. Aber das kann sich schnell ändern: Denn ab sofort müssen Schüler auch dann betreut werden, wenn nur ein Elternteil in einem unabkömmlichen Beruf arbeitet.
Schon Anfang vergangener Woche haben er und sein Team Lernpakete für die Schüler geschnürt – voll mit Aufgaben, die bis zu den Osterferien reichen sollen. Weitere Aufgaben und sogar Sportübungen gibt es auf der Schulhomepage. „Natürlich wissen wir nicht, ob alle Kinder selbstständig lernen. Genauso wenig wie wir wissen, ob alle Eltern mithelfen können oder wollen“, sorgt sich der 50-Jährige. Schließlich habe seine Schule einen sehr hohen Anteil an geflüchteten Schülern und Schülern mit Migrationshintergrund.
Klassenlehrer stehen im direkten Kontakt zu ihren Schülern
Eine Sorge, die auch Kerstin Aschhoff, Leiterin der Dependance Bischoffstraße der neu gegründeten Katernberger Hauptschule umtreibt: Ihre Schüler erhalten zwar wöchentlich über die Homepage der Schule neue Aufgaben. „Aber nicht alle haben einen internetfähigen Computer oder gar einen Drucker zuhause“, sagt sie. Deswegen rufen manche die Mails nur über ihr Handy ab und machen die Aufgaben ganz konventionell in ihren Heften. Ein Online-Unterricht sei leider überhaupt nicht möglich, „das funktioniert in Essen noch nicht“. Aber die Klassenlehrer stünden im direkten Kontakt zu ihren Schülern. Ein vollständiger Ersatz für den Unterricht sei das allerdings nicht.
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Derzeit werden zwar noch keine Kinder an der Katernberger Hauptschule notbetreut, aber genau wie ihr Kollege an der Grundschule rechnet die Pädagogin damit, dass sich das in der nächsten Zeit ändern wird. „Besonders, wenn die Schulschließungen noch länger anhalten.“
Für viele Kinder und Jugendliche ist die Schule ein sicherer Hort
Als viel schwieriger empfinden beide Pädagogen die häusliche Situation mancher Kinder und Teenager, der sie jetzt ununterbrochen ausgesetzt sind. Gerade für sie sei die Schule ein sicherer Hort. „Am letzten Schultag vor der Schließung wollten viele Schüler gar nicht gehen“, sagt Kerstin Aschhoff. Die Sorgenkinder würden natürlich weiterhin betreut – von den Sozialarbeitern wie den Klassenlehrern. „Wir haben wirklich ein tolles Team, das alles tut, was möglich ist.“
Hauptschule erhält einen neuen Namen
Die Hauptschule Katernberg hat gemeinsam mit Schülern und Eltern einen neuen Namen gesucht. Nach vielen Vorschlägen standen drei Favoriten zur zur Abstimmung fest: Glück-Auf-, Frida-Kahlo-, oder Mirjam-Pressler-Schule.
Inzwischen haben sich alle auf Glück-Auf-Schule geeinigt. „Das passt doch sehr gut zu unserem Standort“, freut sich Kerstin Aschhoff.
Nun habe man einen entsprechenden Antrag an die Stadt gestellt, schließlich müsse die Umbenennung genehmigt werden. Erst danach wolle man passend zum Namen ein Logo entwickeln. Die Schule hofft, dass sie ab den Sommerferien den neuen Namen tragen darf.
Auch Udo Moter treiben viele Sorgen um: „Wie viele Ängste löst diese weltweite Krise bei den Kindern aus? Und wie können wir das als Schule auffangen und erklären?“, fragt er sich. Auch die massive Bewegungseinschränkung sei für Kinder schwer zu ertragen. Genauso schwer wie die Ungewissheit darüber, wie lange diese Situation noch anhält.