Essen-Altenessen. Kunstkurs der städtischen Hauptschule Essen-Katernberg verschönert die Toilette der Altenessener Dependance. Projekt fördert die Identifikation.

Sie ist wieder eine lebendige Schule: Die einst ausgelaufene und zeitweise geschlossene Hauptschule an der Bischoffstraße wurde aufgrund wachsender Schülerzahlen wieder reanimiert und ist seit diesem Schuljahr eine Dependance der neu gegründeten städtischen Gemeinschaftshauptschule Katernberg. Der achte, neunte und zehnte Jahrgang lernt nicht nur hier, sondern setzt sich auch für seine Schule ein: So verwandelt gerade der Kunstkurs der 10a die Mädchentoilette in einen Dschungel.

Mohamed und Deniz würden normalerweise nicht freiwillig die Mädchentoilette betreten. Doch nun stehen sie auf einer kleinen Leiter und malen hingebungsvoll Löwen und Giraffen, Palmen und Eukalyptusbäume aus. Die beiden Schüler gehören zum Kunstkurs von Lehrerin Christine Scheper. „Das Projekt Mädchentoilette haben wir uns ausgedacht, weil sie dringend eine Verschönerung benötigt“, sagt die engagierte Pädagogin und zeigt auf die vielen Kritzeleien, die bislang die weißen Wände „verzieren“.

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Schülerinnen übernehmen in den Pausen die Toilettenaufsicht

Auch sonst ist das stille Örtchen wenig einladend, „es fehlt ein größerer Spiegel, eine Ablage, ein Handtuchspender, eine Tafel für Mitteilungen und ein kleines Schränkchen“, zählen Casey, Lorena und Vivian die Dinge auf, die sie gerne hätten. Die drei Zehntklässlerinnen schwingen so oft es geht den Pinsel. Wenn alles fertig ist, „dann wird immer eine Schülerin in den Pausen hier aufpassen, damit nichts mehr beschmiert oder in die Toiletten geworfen wird“.

Kunst und Deutsch unterrichtet Christine Scheper in der neu gegründeten städtischen Gemeinschaftshauptschule Katernberg. Sie leitet auch das Verschönerungsprojekt.
Kunst und Deutsch unterrichtet Christine Scheper in der neu gegründeten städtischen Gemeinschaftshauptschule Katernberg. Sie leitet auch das Verschönerungsprojekt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Wir wollen, dass unser Projekt nachhaltig ist und nicht verpufft“, sagt Christiane Scheper. Unterstützt wird die Verschönerungsaktion vom Lions-Club Essen-Werenthina, der die Farbe gesponsert hat. Vielleicht bleibt auch noch etwas Geld übrig, um die Toilettentüren passend zum Dschungel-Look zu lackieren.

Lehrer wollen ein gutes Lernklima schaffen

Natürlich geht es bei dem Kunstprojekt nicht nur um die Renovierung der Toilette: Etwas zusammen kreieren, sich dabei für seine Schule einsetzen, das fördert das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation. „Und das tut den Schülern gut“, sagt Kerstin Aschhoff, Schulleiterin am Standort Bischoffstraße.

Denn die Schülerschaft an der Hauptschule ist nicht einfach: Viele sind hier gestrandet, haben kein großes Selbstbewusstsein, werden von Zuhause aus nicht wirklich gut unterstützt. Dazu kommen noch die Seiteneinsteiger – Jugendliche, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben. Umso wichtiger ist es der Lehrerschaft, ein gutes Lernklima zu schaffen. Dazu trägt auch eine schöne Schule bei, „das ist ja auch eine Wertschätzung für die Jugendlichen“, sagt Christine Scheper, die seit Anfang des Schuljahres Deutsch und Kunst unterrichtet und sich auch in ihrer Freizeit für ihre Schüler einsetzt.

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Doch damit die Schule ein schöner Ort zum Lernen wird, braucht es noch viel Unterstützung von Politik und Verwaltung. Schon gestrichen wurden fast alle Klassenzimmer, die Aula und die langen Gänge. „Auch die Turnhalle ist wieder benutzbar und wir haben W-Lan“, sagt Kerstin Aschhoff. Aber es bleibt noch viel zu tun: Die Fassade muss dringend repariert und restauriert werden, der Schulhof ist voller Schlaglöcher, der Sportplatz verwildert und der Keller verschimmelt. „Das steht nun alles auf unserer Wunschliste. Die wird hoffentlich schnell abgearbeitet.“

Individuelle Förderung und engmaschige Berufsberatung

Individuelle Förderung, Neigungsdifferenzierung, Berufsorientierung und Förderung für Schüler, die die deutsche Sprache neu erlernen (Seiteneinsteiger), Sprachförderung in allen Fächern/ sprachsensibler Fachunterricht sowie Soziales Lernen und Achtsamkeitstraining lauten die pädagogischen Schwerpunkte der neugegründeten städtischen Gemeinschaftshauptschule.

Ab der Klasse 7 haben die Schülerinnen und Schüler die Wahl zwischen unterschiedlichen Neigungsdifferenzierungen, die schon ab Klasse 5 erprobt werden können.

Im 7. Jahrgang wird ein vertiefendes Wahlpflichtunterricht-Fach (WPU-Fach) gewählt und mit einer nachmittäglichen AG mit passendem Schwerpunkt begleitet.

Kernziel soll es sein, die Schülerinnen und Schüler auf die Arbeits- und Sozialwelt vorzubereiten. Dazu finden eine engmaschige Berufsberatung und regelmäßige Praktika statt. Zudem gibt es die Möglichkeit für ein Jahrespraktikum.